Mando Diao (live auf dem Deichbrand Festival am 19.07.2009)
Fotos: Holger Nassenstein (www.nassenstein.net)

Mando Diao (live auf dem Deichbrand Festival am 19.07.2009) Fotos: Holger Nassenstein (www.nassenstein.net) © regioactive.de

In der ausverkauften, aus allen Nähten platzenden Batschkapp gab's gestern rock'n'roll-mächtig was auf die Ohren. Die Schweden-Retro-Rocker Mando Diao gaben sich nach einem Jahr wieder die Ehre in Frankfurt aufzuschlagen. Ob letztendlich nun der straighte Rock der halbstarken Schweden oder das Kreischen der Mädels im Publikum im Laufe des Konzerts Trommelfelle zum Bluten brachte, konnte nicht ganz eindeutig geklärt werden...

{image}... dabei begann der Abend ganz gediegen - mit Sugarplum Fairy. Nachdem man zweimal geguckt hatte, konnte man die Irritation abschütteln, dass  man vermeintlich zu spät zum Hauptact gekommen sei. Die fünf jungen Männer auf der Bühne muten doch nur allzu ähnlich an. Aber da beide Sänger von Sugarplum Fairy die jüngeren Brüder des Mando Diao-Sängers Gustav Noren sind, ist das wenig verwunderlich. Musikalisch schlägt man ebenfalls in dieselben Kerben wie dieser, nur leider nicht wuchtig genug, um vom Hocker zu reißen. Recht nett das, aber mehr auch nicht. 

Schon in der Umbaupause wird das Publikum äußerst nervös, erste Mädchen kippen um und erste Sprechchöre werden aktiv, bis endlich - nach kurzer Pausenzeit - ein heroisches Klassik-Intro Mando Diao ankündigt. Musikalisch legt man unverzüglich mit den Krachern der "Bring 'em in" richtig los und die Jungs und Mädels vor der Bühne drehen sofort vollkommen durch. Nur die Sänger Gustav Noren und vor allem Björn Dixgard wirken in der ersten halben Stunde noch recht verhalten. Als Gustav seine Lederjacke auszieht, kreischt selbst die ältere Frau nebenan so laut, dass man reflexhaft den Kopf vor etwaigen Wurfgeschossen, wie BHs oder dergleichen einzieht.

Keine Frage die Mädels finden Mando Diao ganz gewaltig sexy. Macht ja nix, finden die sich selber ja bekanntermaßen auch. Was dabei nun was bedingt, ist letztlich egal! So funktioniert das eben - große Gesten, zur Schau getragenes Über-Ego, schwitzende Männer in Lederjacken... all das was Rock'n'Roll - neben dem Beherrschen einer Gitarre - ausmacht, haben Mando Diao scheinbar mit der Muttermilch eingesogen und sie bringen ihre Songs – auch die der vermeintlich lahmeren Zweitplatte "Hurricane Bar" - mit ner Menge Druck rotzig auf die Bühne. Ruhige Töne werden erst nach der ersten Pause angestimmt, Gustav kündigt eine very special version of "Mr Moon" an und singt dann einfach "Next to be lowered". Ein kurzes Interlude. Nach knappen 1,5 Stunden Spielzeit bildet "Down in the past" einen explosiven Höhepunkt und lässt alle noch mal so richtig ausflippen! Dass es dann noch mal eine allerletzte Zugabe especially for Germany gibt, ist auch das mindeste für all die fiebernden Fans.

Kurze Verbeugung vorm Publikum, Handkuss von Gustav für seine Fans und aus der Zauber!  Mando Diao verlassen ihr befriedigtes Publikum - selig lächelnde Mädchen und in ihrer Coolness erstarkte Lederjackenträger, aber auch schmunzelnde ältere Herren und Damen die gerade aus einem Trip in ihre Vergangenheit auftauchen. Heiser dürften sie alle sein, denn während des ganzen Gigs wurde refrainsicher mitgegrölt. Und ob all der Hysterie wird man das Gefühl nicht los, auf dem Konzert einer Boyband gewesen zu sein.

Und mit deren hysterischen Teen-Fans legt man sich besser nicht an: Als ich meiner Begleitung am Merchandise-Stand den überdimensionalen Button mit "... da sind die Typen in Lederjacken drauf" [genaugenommen das UK Cover der Single Paralyzed, Anm.d.Red] schildere, werde ich prompt mit erbostem Blick von einem Mädchen angepflaumt: " Hey die 'Typen' haben einen Namen!"

Ach ja, der süße Björn und der so süße Gustav, nicht zu vergessen Carl-Johan und Samuel... Mando Diao eben. Mal sehen wie weit es dieser Name noch bringen wird! Die Basis für Großes ist gelegt.

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