Beach House gestatteten beim Konzert in Frankfurt leider keine Fotografen.

Beach House gestatteten beim Konzert in Frankfurt leider keine Fotografen. © Liz Flyntz

In der fast unerträglichen Hitze des ausverkauften Frankfurter Liveclubs Das Bett zeigt die amerikanische Indie-Pop-Band Beach House mit traumhaften Melodien und ihrem betörenden Bandsound, dass sie auch hierzulande längst mehr als ein Geheimtipp ist. Nur wenige Bands vermögen ein Publikum trotz widriger Bedingungen derart in ihren Bann zu schlagen. Das Publikum zeigt sich gleichermaßen verzaubert und begeistert. Niemand nimmt den Vorschlag an, draußen eine Abkühlungspause zu nehmen.

Der Frankfurter Liveclub Das Bett feiert in diesem Jahr sein siebenjähriges Bestehen und hat zu diesem Anlass das aus Baltimore stammende Indie-Pop-Duo Beach House eingeladen. Die Anwesenheit von mehr als 400 Besuchern verwandelt allerdings den lauen Sommerabend draußen in eine schwüle Hitzehölle drinnen.

"Wenn es euch zu heiß ist, geht nach draußen und macht eine kurze Pause", schlägt Victoria Legrand vor. Aber draußen spielt ja keine Musik. Zu allem Überfluss sind Ventilator-Atrappen als Bühnenhintergrund aufgebaut, die sich pathetisch langsam drehen, so als wollten sie die schwitzenden Zuschauer verspotten.

Die Musik entschädigt für alles

Glücklicherweise entschädigt die Musik der nicht minder leidenden Band für alle Strapazen. Selten ist der Sound vom ersten Song an so perfekt ausgesteuert wie an diesem Abend. Die klirrend klaren Gitarrenklänge von Alex Scally und die hallende Stimme von Victoria Legrand verschmelzen mit den Keyboards zu einem durchdringenden, harmonischen Gesamtsound, der den ganzen Raum mit wohliger Wärme ausfüllt. 

Dazu versieht Schlagzeuger Daniel Franz mit seinem schnörkellosen Spiel die auf den Studioalben häufig verträumten Songs mit mehr Dringlichkeit. Anders gesagt: Beach House bieten live genauso viel Indie-Rock wie Indie-Pop.

Bewegungslos, aber präsent

Für letzteren sorgen schon allein die bezaubernden Melodien, die Sängerin Legrand mit ihrer euphorischen, aber gleichzeitig ungreifbaren Stimme in den Raum hinausträgt. Die Mischung aus Zugänglichkeit und Distanz, die auch auf ihren Alben für einen bemerkenswerten Kontrast sorgt, findet sich auch im Konzert wieder.

Legrand steht weitgehend bewegungslos hinter ihrem Keyboard, die Haare weit ins Gesicht, hat aber das Publikum mit wachen Augen stets im Blick. Ihre Präsenz ist trotz dieser minimalistischen Gesten deutlich zu spüren. Welche Wirkung könnte diese Frau haben, wenn sie alleine vor dem Mikrophon stünde!

Brillante Songs

Das Konzert verdeutlicht auch, wie stark die Songs sind, die Beach House in den letzten Jahren geschrieben haben. Fast alle Stücke stammen von den letzten beiden Alben, was nur angemessen ist, denn ihre früheren Alben zeigen die Band noch auf der Suche nach einem charakteristischen Sound, den sie spätestens mit Teen Dream gefunden haben.

So ist es gerade "Gila" von ihrem zweiten Album "Devotion", das ein wenig abfällt – vielleicht auch deshalb, weil es sich nicht einfügen mag in die berauschende Melodik von Liedern wie "Silver Soul" oder "Zebra". Die Songs des neuen Albums stehen dieser Klasse kaum nach und besonders "Wishes" oder "Irene" empfehlen sich für nochmalige genauerer Betrachtung von "Bloom", das seine Schönheit etwas versteckter als der Vorgänger präsentiert.

Angesichts der Klasse des Konzerts würde das Publikum gerne völlig aus sich herausgehen, wenn es nicht durch die Kombination von Enge, Hitze und musikalischer Hypnose davon abgehalten würde. Der leidenschaftliche Applaus der vornehmlich jungen Zuschauer ist der Band natürlich sicher, dennoch freut man sich über Beach House am besten nach innen.

Setlist

Wild / Gila / Norway / Other People / Lazuli / Used To Be / Silver Soul / The Hours / New Year / Zebra / Wishes / Take Care / Myth // 10 Mile Stereo / Irene

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