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Die H-Blockx zogen mit Abstand die meisten Besucher an. © Daniel Nagel

Das Trebur Open Air feierte sein zwanzigjähriges Bestehen bei bestem Wetter mit einem vielfältigen und unterhaltsamen Programm, das zeigte, warum die Veranstaltung am Nordrand des Ried in den letzten Jahren immer mehr Fans gewonnen hat. Nicht zielloses Wachstum, sondern maßvolle Zurückhaltung und Beschränkung auf das Bewährte tragen zu einer entspannten, familiären Atmosphäre bei, die letztlich für den Erfolg des Festivals verantwortlich ist.

{image}Seit zwanzig Jahren existiert das Trebur Open Air und längst hat es sich im überfüllten Festivalkalender etabliert. Auf dem kleinen Gelände in der Gemeinde einige Kilometer südöstlich von Mainz versammelten sich am vergangenen Wochenende mehrere tausend Zuschauer, um bei herrlichem Wetter das vielfältige musikalische Programm zu genießen. Nach zwanzig Jahren haben einige Fans der ersten Stunde inzwischen selbst Kinder, was sie freilich nicht davon abhält, diese mit zum Festival zu nehmen. So tummeln sich Besucher im Alter zwischen 5 und 45 Jahren auf dem Gelände, was dem ganzen Event eine Art Volksfeststimmung verleiht.

Die entspannte familiäre Atmosphäre auf dem kleinen Gelände nahe des örtlichen Freibads trägt sicherlich dazu bei, dem Trebur Open Air einen besonderen Charakter zu verleihen. Man kann entspannt auf der Wiese liegen und der Musik lauschen, sich mit Freunden und Bekannten zu einem Plausch treffen oder vor der Bühne richtig abgehen.

Der Auftakt am Freitagabend fällt gleichwohl etwas verhalten aus, obwohl mehr als 2000 Besucher auf dem Gelände anwesend sind. Vielleicht hat die kurzfristige Absage von Puddle Of Mudd einige potentielle Besucher abgehalten, nach Trebur zu kommen. So verpassen sie einen schönen sommerlichen Konzertabend.

{image}In dessen Verlauf stellt die aus Wien angereiste Band My Glorious ihr Talent unter Beweis, eingängige Melodien zu schreiben. Allerdings wirken manche Ideen nicht vollständig realisiert, sodass die Österreicher ihr Potential nicht im gesamten Verlauf des Auftritts ausschöpfen können. Im Vergleich dazu bieten Mikroboy ein Set auf gleichmäßigerem Niveau. Dabei kommt ihnen zu Gute, dass sie in Michael Ludes einen exzellenten Sänger besitzen, der den melodischen Indie-Rock mit der richtigen Balance aus Enthusiasmus, Pathos und etwas verschmitztem Humor auf die Bühne bringen kann.

The Intersphere sind eine Band, die komplexe musikalische Strukturen und eine gewisse Härte nicht scheut, aber Melodien dennoch nicht geringschätzt. Die resultierende Mischung ist daher trotz des heiligen Ernstes, mit der die Band ihre Musik performt, erfreulich eingängig. Als Party-Act des Abends bieten The Busters das exakte Gegenteil, nämlich Ska zum Mittanzen und Mitsingen. An einem lauen Sommerabend kommt daher fast eine südländische Stimmung auf.

Am Samstag ist das Festivalgelände in Trebur erwartungsgemäß mit mehr als 3500 Zuschauern deutlich besser gefüllt. Der Auftritt der inzwischen in Hamburg lebenden Rocksängerin Cäthe läuft nach einem von anderen Gelegenheiten vertrauten Muster ab. Ein kleinerer Teil des Publikums kann sich vollständig in ihrer Musik wiederfinden, der Rest nimmt die etwas gleichförmig stets am Anschlag gesungenen Songs eher teilnahmslos hin. Trotz aller Professionalität gibt es doch relativ wenig, woran man sich am nächsten Morgen noch erinnern würde.

{image}Die dänische Band Kellermensch macht das insofern besser, als ihre abgefahrene Mischung aus Metal und Rock mit progressiven Einschlägen zumindest einige erinnerungswürdige Momente beinhaltet, beispielsweise ein wildes Cover von Neil Youngs Don't Let It Bring You Down. Ebenfalls aus Skandinavien, genauer gesagt aus Schweden, stammen Hoffmaestro und sie sorgen mit ihrer extrem körperlichen Mischung aus Ska, Pop und HipHop für Begeisterung. Leadsänger Jens Malmlöf "jagt" zum Schluss des Konzerts das Publikum von einer Seite des Platzes auf die andere und lässt es an seiner schweißtreibenden Bühnenperformance teilhaben. Die ausgelassene Stimmung passt ideal zum warmen und sonnigen Wetter, das der erschöpfte Malmlöf mit den Worten kommentiert, aus Schweden seien sie solche Temperaturen nicht gewöhnt.

Die aus Mainz stammende Indie-Rock-Band Auletta ist inzwischen so weit gekommen, dass junge Mädchen die ersten Reihen vor der Bühne bevölkern, die alle Texte auswendig mitsingen. Das ist bestimmt ein hervorragendes Gefühl und dadurch beflügelt überzeugt die Band um Frontmann Alexander Zwick mit einem dynamischen, leidenschaftlichen Auftritt. Energie versprühen zwar auch Triggerfinger, aber ihr schematischer, immer gleich klingender Blues-Rock lässt sie wie The Black Keys für Arme wirken. Wer deren Musik mag, wird auch die Belgier zu schätzen wissen, alle anderen suchen sich ein ruhiges Plätzchen, um ihrer ohrenbetäubenden Musik zu entgehen.

Smoke Blow aus Kiel sind ähnlich laut, musikalisch aber sehr viel schlechter. Ihr angestaubter voll-auf-die-Zwölf-Hardcore-Punk löst bei zahlreichen Zuschauern Fluchtgefühle aus, sodass am Ende nur noch einige testosteron- und alkoholbeflügelte Männer vor der Bühne ihre schweißnassen Körper gegeneinanderwerfen. Dass der unnötig aggressive Leadsänger Jack Letten der Ansagerin Hochprozentiges über den Kopf schüttet, weil sich der Auftritt um wenige Minuten (!) verzögert, passt zum miesen Gesamtbild.

{image}Inzwischen haben sich die meisten Zuschauer vor der großen Bühne versammelt, um den Auftritt der H-Blockx mitzuerleben. Kritiker ihrer textlichen und musikalischen Fähigkeiten gibt es genug, doch ihre Performance ist durchaus annehmbar – jedenfalls passt sie hervorragend zu Publikum und Uhrzeit. Die Zuschauer recken die Hände in die Luft und hüpfen bei alten Klassikern wie Risin' High und neuen Stücken kräftig mit. Zum Abschlus gibt es dann noch eine überraschend ordentliche Coverversion von Johnny Cashs Ring Of Fire.

Damit hätte der Abend kurz vor 1 Uhr eigentlich gut zu Ende gehen können, aber stattdessen folgten noch die Monsters Of Liedermaching, die für Olli Schulz eingesprungen waren. Leider sind die Monsters weder witzig noch originell, sondern verkörpern lediglich schenkelklopfende Bierseligkeit mit pseudo-lustigen Songs, die wohl auf der letzten Karnevalssitzung liegengeblieben sind. Insgesamt wirkt das leider wie eine drittklassige Comedy-Performance.

Trotz dieses Abschlusses boten die Konzerte am Freitag und Samstag gute und abwechslungsreiche Unterhaltung mit großer stilistischer Bandbreite, wie es das Markenzeichen des Trebur Open Air geworden ist.

In die nächsten 20 Jahre kann das feine Festival mit Zuversicht blicken, hat es sich doch mit harter Arbeit und großem Engagement einen Namen erarbeitet, der dafür bürgt, dass die Zuschauer auch in Zukunft in Scharen strömen werden.