Joan As Police Woman

Joan As Police Woman © Greyzone Concerts

"The Deep Field" heißt ihr aktuelles Album. Damit tourt sie seit 2011 durch die Welt. Joan Wasser alias Joan As Police Woman gilt vielen als brillante, nachdenkliche und eigenwillige Sängerin. Vor wenigen Tagen spielte sie im Berliner Lido ein wundervolles Konzert und zeigte, dass sie oftmals unterschätzt wird.

{image}Lange Zeit hatte Joan Wasser alias Joan As Police Woman mit der Trauer um ihren verstorbenen Freund und Musik-Genie Jeff Buckley zu kämpfen. Ihre ersten Soloalben Real Life und To Survive strotzten nur so vor Traurigkeit, Melancholie und angreifbarer Verletzlichkeit. Erst mit The Deep Field kam wieder Lebenslust und Euphorie in ihr auf, zeigte sich die Kehrseite ihrer Persönlichkeit nicht nur in der Musik, sondern auch im Wesen Joan Wassers. Sie möchte nicht mehr trübsinnig sein und ihre schlechten Lebenserfahrungen in positive Energie umwandeln, sagte sie damals, anno 2011.

Heute spürt man: Ihr ist das anscheinend gelungen. Beim Interview vor einem Jahr wirkte sie noch sehr zerstreut und fahrig, heute wirkt die zierliche Sängerin ausgeglichener. Mit einem Tanktop für die Sommerhitze draußen und in dem noch heißer erscheinenden Saal lacht sie immer wieder herzhaft und ansteckend auf, schaut schmunzelnd ins Publikum, als würde sie ihre Fans mustern wollen. Wo vor ein paar Jahren noch Selbstzweifel herrschten, da scheint jetzt Selbstbewusstsein zu sein. Doch spontan und verspielt ist sie wie eh und je.

{image}Sichtbar wird das vor allem, als sie Winson, einen lokalen Radiomoderator vom Radiosender FluxFM, auf die Bühne bittet, der die Sängerin am Nachmittag noch für seine Radioshow interviewt hatte. Er etwas unsicher wirkend, was er davon halten soll, wird von ihr herzlich mit einem Schmatzer auf die Backe begrüßt und animiert zu den musikalischen Klängen auf der Bühne zu tanzen. Herzlichkeit ist aber nicht das einzige, was sie auszeichnet. Sie berührt die Zuschauer vor allem mit anrührender, sehr persönlicher Musik. Vor allem ihre Stimme bringt einen in manchen Momenten dazu, die Augen zu schließen und sich der Musik einfach akustisch zu ergeben. Dabei wechselt die Band um Joan Wasser geschickt zwischen Laut und Leise, mit zarten und harten Klängen. Die besten Momente hat Joan Wasser immer dann, wenn sie in den letzten Atemzügen nur noch Wortschnipsel ins Mikrofon haucht. Die 15-minütige Zugabe erklingt da wie eine meditative Eingebung.

Soulig, groovig, poppig klingt das. Selten langweilig, eher anziehend und in hohem Maße atmosphärisch. Die Besucher des sehr gut gefüllten Lido Club klatschen frenetisch. Und Joan Wasser, die endlich zufriedener mit sich und dem Leben geworden scheint, lacht darüber ausgelassen. Ein schönes Bild. Ein paar Sekunden nach ihrem Auftritt steht die Sängerin auch schon am Merchandise-Stand. Heute macht ihr das (Musiker)-Leben wieder Spaß.

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