Santigold

Santigold © Sean Thomas (Warner Media)

Vier Jahre nach "Santogold" ist sie mit "Master Of My Make-Believe" nun endlich wieder zurück und auf Tour: Santigold ging im Berliner Astra Kulturhaus auf Tuchfühlung mit ihren Fans. Da störte es auch nicht, dass die kleine Bühne dem groß aufgefahrenen Tamtam der Amerikanerin kaum gerecht wurde. Mit duellierenden Tänzerinnen, tighter Band, weißem Schimmel und spontanem Bühnen-Flashmob verwandelte Santigold die Hauptstadt-Location in ein Tanz-Tollhaus.

{image}Dance, Pop, Elektro, Dub und HipHop: Wer heutzutage Schwierigkeiten hat sich einem Genre zu ergeben, der lauscht den Klängen von Santi White, alias Santigold. Die New Yorkerin ist derzeit das heißeste Eisen, wenn es um ultimativen Crossover geht. Kein Wunder also, dass das proppenvolle Kulturhaus in punkto Style-Zugehörigkeit so ziemlich alles auffährt, was die Neuzeit so zu bieten hat.

Als da wären: OldSchool-HipHopper mit Michelin-Baggys, aufgemotzte Diven, tanzwütige Neon-Männchen und Guys in suits. Sogar Zigarre paffende Nadelstreifen-Jazzer und in Kajal getränkte Girlies in Grunge-Shirts versammeln sich um kurz nach Neun vor der Bühne, als Santigold im gelb-türkisen Kostüm das Podium entert und mit Go! ein erstes Ausrufezeichen setzt.

Insgesamt stehen der Sängerin fünf Background-Helfer und Helferinnen zur Seite. Während sich das Band-Trio eher im Hintergrund hält, ziehen die beiden Tänzerinnen nebst der Sängerin bereits nach wenigen Augenblicken die Blicke auf sich. Wie wildgewordene Cheerleader hüpfen, springen und tanzen die zwei Sportskanonen von einer Bühnenseite zur anderen.

"Hallo Berlin, wie geht's euch?", haucht die Hauptattraktion des Abends ins Mikro. Ein ohrenbetäubender Aufschrei der Meute zaubert der Sängerin Sekunden später ein breites Grinsen ins Gesicht. Der Sound ist fett und die Betonpfeiler an den Seiten der Location vibrieren mit jeder Bassdrum.

{image}Nur Santigolds Stimme geht in der pumpenden Sound-Melange etwas unter. Etwas weniger Effektzugabe auf die Vocals hätte es sicherlich auch getan. Aber der Stimmung tut das keinen Abbruch. Die Gefolgschaft feiert Songs wie God From The Machine, Disparate Youth und The Keepers ab, als gäbe es kein Morgen.

Der neue Stern vom Big Apple weiß das zu schätzen und holt sich während der hibbeligen Strobo-Nummer Creator mal eben zwei Dutzend Jünger aus der Menge auf die Bühne. Berührungsängste? Fehlanzeige. Santigold genießt den Augenblick inmitten ihrer Anhängerschaft auch wenn die im Hintergrund schwer arbeitende Security reichlich Probleme hat, die Massen auf der Bühne im Zaum zu halten. Who cares? It's Partytime! Santigold macht ihrem Ruf als perfekte Entertainerin alle Ehre.

Neben reichlich tanztauglichem Songmaterial ihrer beiden bisherigen Alben Santogold und Master Of My Make Believe kommt es immer wieder zu fulminanten Dance-Battles zwischen ihren beiden Tänzerinnen. Als wäre das noch nicht genug, schickt die Sängerin zwischendurch auch noch zwei Angestellte, eingehüllt in weißem Samt, als galoppierenden Schimmel über die kleine Bühne.

Nach knapp anderthalb Stunden ist der Spuk vorbei und der letzte Tropfen Schweiß vergossen: "Boah, was ne Show. Wie das wohl auf einer richtig fetten Bühne rüberkommen mag?", fragt sich ein Besucher am Ausgang. Gute Frage. Sollte der Siegeszug der quirligen Amerikanerin weiter anhalten, wird sich das in naher Zukunft sicherlich herausstellen.

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