Jack White auf Deutschlandtour. Rebecca Lück besuchte für regioactive.de das Konzert im Kölner E-Werk. © Jo McCaughey
Um kurz vor 20 Uhr füllt sich das E-Werk. Zeit für First Aid Kit. Mit ihren bunten und weiten Tuniken wirken die drei Schweden so, als seien sie direkt aus den späten 60ern auf diese Bühne gebeamt. Anstatt einer abgedrehten Hippie-Show gibt es allerdings gepflegte Singer/Songwriter-Musik, die über weite Strecken mit Country-Zusätzen gespickt ist. Sie spielen Songs ihres neuen Albums The Lion's Roar und Coversongs von Fever Ray (When I Grow Up). Mit Emmylou zollen sie Tribut an zwei berühmte Paare des Country(-Rock): June Carter und Johnny Cash sowie Emmylou Harris und Gram Parsons.
Jedes Lied während der vierzigminütigen Show wird vom Publikum mit Applaus quittiert. Der Auftritt der zwei Schwestern, die einen guten Freund zur Verstärkung am Schlagzeug mitgebracht haben, hat offenbar Interesse geweckt. Die positiven Kommentare im Netz lassen auch darauf schließen. Etwa eine dreiviertel Stunde später betritt der Mann die Bühne, mit dem First Aid Kit eine Single aufgenommen und auf den alle gewartet haben: Jack White.
Während er ganz in schwarz gekleidet ist, trägt seine sechsköpfige Band weiß. Mit dabei ist unter anderem Ruby Amanfu, die den ehemaligen White Stripes-Sänger bei Love Interruption, der ersten Single aus Jack Whites Soloalbum Blunderbuss, stimmlich unterstützt hat. Neben Amanfu sind noch Geigerin Lily, Drummerin Carla, an der Pedal Steel-Gitarre Maggie sowie Brooke am Keyboard und Cathrin am (Kontra-)Bass mit dabei. Keine gewöhnliche Zusammensetzung einer Rockband, aber das hier ist ja auch keine herkömmliche Rockshow. Talentierte Musikerinnen sind die Damen auf jeden Fall. Eingängige Rocknummern gibt es an diesem Abend indes kaum zu hören. Eines der wenigen, geradlinigen Lieder ist der Raconteurs-Song Steady, As She Goes. Auch der Welterfolg Seven Nation Army bleibt außen vor.
Stattdessen auf dem musikalischen Menü: Country verschmilzt mit Beat, zusätzlich mit etwas Prog-Rock vermengt, durch Psychobilly angewürzt und serviert mit psychedelischen und symphonischen Elementen. Die rund 2.000 Zuschauer, die man durchaus als reifes Publikum bezeichnen kann, genießen es. Wahrscheinlich würde sein einmaliges Gitarrenspiel schon für hinreichend Zustimmung sorgen. Generell herrscht eine freundliche und entspannte Stimmung.
Dies wandelt sich allerdings, als Jack White nach ungefähr einer Stunde und zwanzig Minuten von der Bühne geht. Als minutenlanges Klatschen und Rufen nichts bringt und die Hallenbeleuchtung angeht, buht das Publikum. Die Enttäuschung über die kurze Spielzeit ist deutlich zu spüren. Der Gig war gut und Jack White hat seine Live-Qualitäten unter Beweis gestellt. Aber ein bisschen länger hätte es bei einem Preis von 30 Euro schon sein dürfen. Vorspeise also gut. Hauptspeise sogar exzellent. Aber dem Menü fehlte das Dessert.