Sophie Zelmani mit ihrem musikalischen Partner Lars Halapi.

Sophie Zelmani mit ihrem musikalischen Partner Lars Halapi. © Daniel Nagel

Sophie Zelmanis Konzert in Heidelberg bot Einblicke in die allzu beschauliche Welt der schwedischen Sängerin. Da sich das Publikum genüsslich an der bequemen, risikolosen Darbietung weidete, kann man aber wohl von gegenseitigem Einverständnis ausgehen.

{image}Sophie Zelmani stammt aus Schweden, spricht aber ein so schlechtes Englisch, als käme sie eigentlich aus Spanien oder Italien. Das spricht nicht gegen sie, denn für ihre Lieder erhält sie offensichtlich genug sprachliche Hilfe, vermutlich vor allem von ihrem Produzenten Lars Halapi, der sie auch bei ihrem Auftritt im gut gefüllten Heidelberger Karlstorbahnhof auf der Gitarre und an den Keyboards begleitet und außerdem manche Ansagen übernimmt. Man geht vermutlich nicht fehl darin, in ihm den eigentlichen Kopf des muskalischen Projekts "Sophie Zelmani" zu sehen. Halapi sieht aus wie ein alter Schwede, Zelami hingegen, als sei sie kürzlich aus dem Kräuterwald zurückgekehrt. Der Hut mit der breiten Krempe passt immerhin zur Walpurgisnacht, die auf schwedisch Valborgsmässoafton heißt.

Sophie Zelmanis Lieder sind häufig kleine Vignetten von lediglich zwei oder drei Minuten Länge. Manchmal erhält Halapi in deren Verlauf die Möglichkeit zu einigen unbegleiteten Ausflügen in die Klangwelt der akustischen Gitarre, die teilweise  ausgesprochen gut gelingen, teilweise schon nach kurzem überflüssig wirken. Halapis gelegentlicher Harmoniegesang verleiht Zelmanis Liedern hingegen einiges mehr an Ausdruck.

{image}Insgesamt ist die Stimmung der Musik aber allzu beschaulich und getragen. Als Halapi ankündigt, dass sie nun ein Lied in einem alternativen Arrangement spielen werden, das Zelmani für zu schaurig hält, stellt sich der Zuschauer wahre Abgründe von Düsternis vor, in die er nun hinabgeführt wird. In Wirklichkeit besteht das "schaurige" Arrangement aus einer etwas dröhnenden Bassbegleitung, die in etwa so schaurig ist wie ein vorbeifahrender Zug.

Sophie Zelmani singt häufig in einem flüsternden Ton in stets gleicher Stimmlage, der ihrem Auftritt eine gewisse Gleichförmigkeit verleiht. Wenn sie ausnahmsweise "richtig" singt, ihre Stimme erhebt, dann erklingt diese klar und schön. Man fragt sich unwillkürlich, wozu dieses Flüstern eigentlich gut sein soll, vor allem da es fast kein Lied gibt, das ohne es auskommt. Besonders enttäuschend ist das in einem Lied wie July Waits, das sie wunderbar ansingt, um dann im Verlauf des Songs wieder in ihr Gesangs-Flüstern zu verfallen.

{image}Inhaltlich dreht sich in Zelmanis Liedern viel um Beziehungen, in denen sie sich nach eigenem Bekunden häufig katastrophal verhält. Ihre erschreckend harmlosen Lieder spiegeln das nicht wider, stattdessen wirken sie so betulich wie alle ihre übrigen Songs, die von ihrer Tochter, der passenden Wohnungseinrichtung oder ihren überaus zahlreichen Träumen handeln. "Sie ist eine Träumerin, das ist ihr Problem", würde Neil Young dazu sagen.

Wirklich schlecht ist der Auftritt freilich auch nicht, man wünschte sich nur, Zelmani würde wenigstens in manchen Momenten die "Magie" heraufbeschwören, die man ihr nachsagt. Stattdessen ist ihr Konzert von dem Bestreben gekennzeichnet, es ihrem Publikum bloß nicht allzu schwer zu machen und es auf gar keinen Fall mit irgendetwas Unerwartetem herauszufordern. Diese Masche funktioniert aber erstaunlich gut: Am Ende des neunzigminütigen Konzerts stehen die Zuschauer auf und spenden Standing Ovations. Wenn das der neue Standard ist, dann müssen sie sich bei allen folgenden Konzerten in den Staub werfen.

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