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Ahzumjot (live in Weinheim, 2012) © Anna Seidenfuss

Am 28. April staute sich die Hitze des ohnehin schon ungewöhnlich warmen Tages in einem Club in Weinheim an: Im Café Central sorgten die HipHop-Newcomer Cro, Rockstah und Ahzumjot für schweißüberströmte Körper und Kreislaufzusammenbrüche.

{image}Auf engsten Raum fanden sich in Weinheims größtem Club HipHop-freudige Fans zusammen. Die Aufregung lag in der Luft, denn bei jeder kleinsten Bewegung auf der zunächst in blaues Licht getränkten Bühne wurden die Zuschauer unruhig. Durch ein Intro angestachelt wurde dieser Druck nur noch mehr gesteigert, doch als Rapper Ahzumjot auf die Bühne trat löste sich alle Spannung: In gleißendes Licht gehüllt und mit einem Schrei begrüßte er die Leute und schon nach wenigen Minuten war das durchschnittlich auffällig junge Publikum von Schweiß durchnässt. Im vorderen Teil des Clubs gefeiert, doch im hinteren Teil, der zu allem Übel auch noch durch Tageslicht hell erleuchtet war, eher kritisch beäugt, gab der Sprechgesangskünstler zusammen mit seinen Freunden Crusoe und DJ Levon Supreme die ersten Songs zum Besten. Doch die gute Stimmung vor der Bühne wollte einfach nicht in den hinteren Teil des Raumes vorrücken und so fiel es den Künstlern schwer, die ganze Menge zu begeistern. Der teilweise nicht synchrone Gesang machte die Situation nicht besser, doch störte das Ahzumjot nicht im Geringsten: Mit viel Körpereinsatz und prägnanten Beats gab er eine ereignisreiche Bühnenshow zum Besten, die die teils verfehlte Musikalität wett machte.

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Ahzumjot ließ es sich nicht nehmen, zwischen den Songs ironische Späße über die Temperatur im Raum zu machen, die stetig anstieg. Auch über seinen DJ scherzte der Künstler, der ein "Dandyboy" sei – im Vergleich zu ihm sähe Ahzumjot aus, als hätte er seine Klamotten aus der Altkleidersammlung geklaut. Doch auch eine andere Seite des Rappers tat sich hervor: A capella sang er sein Lied Explosionsgeräusche, das tonal zwar nicht perfekt war, doch den Zuhörer direkt ins Herz traf. Durch die direkte Ansprache an das Publikum ohne jegliche musikalische Untermalung verstand man den Ernst des Songs.

Zu guter Letzt wurde es ruhiger im Raum. Bekannte Harmonien erklangen, die Menschen jubelten. Sie erkannten Nicht viel, das Ahzumjot leise zu singen begann. Er stand alleine im Scheinwerferlicht und steigerte die Dramatik immer mehr. Die Menge brach in Jubel aus, als die letzte Note erklang, und würdigte mit großem Applaus die Darbietung der Gruppe um Ahzumjot.

Nachdem das Publikum auf derart friedliche Weise von Ahzumjot verabschiedet wurde schlug ihnen der Sound von Rockstah wenige Minuten später entgegen. Er und seine Nerdy Terdy Gang kamen mit den durch V wie Vendetta bekannten Anonymus-Masken auf die Bühne, während das Intro ihres aktuellen Albums Nerdrevolution erklang. Die zweite Singleauskopplung des Newcomers A-Taste brach über das Publikum herein und riss sofort alle mit. Der Kontrast zu Ahzumjot war deutlich spürbar, sowohl musikalisch als auch von der Euphorie der Besucher her. Die Kommunikation der Gruppe mit dem Publikum war einmalig: Mit den klassischen, ganz alltäglichen Texten, die Rockstahs Musik so besonders und populär machen, sprach er die Menschen direkt an und sorgte für eine Bombenstimmung. Die Hände erhoben und zum Beat stampfend pressten sich die Leute im immer voller werdenden Club eng aneinander und gaben den Künstlern weiteren Zündstoff zum Feiern. Dabei lieferte Rockstah keine 1-Mann-Show ab, sondern heizte gemeinsam mit seiner Crew ein. Das Publikum war dabei auf seiner Seite und trug nicht nur Rockstah-T-Shirts, sondern konnte auch alle Texte mitsingen.

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Nach drei Songs nahm sich der Künstler Zeit seine Fans zu begrüßen. Abgesehen davon, dass Weinheim die wohl heißeste Stadt der Welt sei, bereue er es auch, eine Mütze aufgrund seines Haarausfalls tragen zu müssen, den er bekanntermaßen oft scherzhaft zum Thema macht, der ihn aber diesmal zum Wahnsinn treibe. Mit seinen Songs Nerdrevolution und Nerdy Terdy Gang gelang es Rockstah erstaunlich schnell das Publikum zusammenzubringen. Von den Texten über ganz alltägliche Menschen mit all ihren Fehlern und Marotten angesprochen tanzten und sangen die Menschen durchgehend mit. Während dieser Extase staute sich die Hitze im Raum immer mehr an. Die Nerdy Terdy Gang warf Wasserflaschen ins Publikum und auch Helfer liefen durch die Masse und verteilten Wasser, damit es nicht zu Kreislaufzusammenbrüchen kam.

Nicht nur sein aktuelles Album Nerdrevolution war zu hören: Rockstah präsentierte auch einen neuen Song namens Die kleinste Sekte, in dem es um die Bindung zweier Liebender geht. Wieder vereinte er das Publikum, indem er sie ein Herz mit den Händen formen lies. Beim letzten Song, seiner ersten Singleauskopplung Sturmfrei, sang der ganze Saal mit, sodass Rockstah mit seiner fantastisch amüsanten Show und den positiven Songs einen absolut starken Kontrast zum nachdenklichen Ahzumjot schuf, und somit bei den Fans offensichtlich besser ankam. Unter großem Gejubel verließ der Nerd-Rapper gemeinsam mit seiner Band die Bühne.

Wenige Minuten später war es dann endlich soweit: Der Raum war in heller Aufregung, sobald die ersten Töne von Cros Musik erklangen. Unter tosendem Jubel betrat er die Bühne und hatte sofort das komplette Publikum eingenommen. Vom ersten Takt an sang es mit und feierte den Newcomer; alle hatten nur auf Cro gewartet. Von den ersten bis in die letzten Reihen zog sich die Euphorie, die die Menschen packte, und ließ sie tanzen und schreien. Mit dem Song Hi Kids begrüßte der Rapper seine Fans.

Die Begeisterung war enorm. Der Aufbau des Abends, der ganz klar nach Popularität der Künstler ablief, funktionierte fantastisch. Den Zuschauern wurden immer bekanntere Songs, schnellere Beats und mehr Action geboten, sodass es leicht war sich von der Euphorie mitreißen zu lassen. Trotz weiterhin ansteigender Hitze sprangen und tanzten die Menschen, wenn der Sprachgesangskünstler sie darum bat. Cro selbst sagte dazu nur, dass er sich wohl für immer an Weinheim erinnern werde und begründete das mit dem doppeldeutigen Satz Ihr seid die Heißesten.

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Nicht nur altbekannte Lieder wurden geboten. Bei der Vorstellung des Songs King of Rap, einer brandneuen Produktion des Künstlers, waren die Menschen begeistert und nahmen diesen gut an. Doch es ging auch ruhiger zu. Bei langsameren Songs war die Hysterie zwar gedämpft, die Leute waren dennoch schlichtweg begeistert. Cro überzeugte auch mit sehr melodischen Liedern und nachdenklichen Texten.

Letzendlich aber stieg die Raumtemperatur stetig an. Der Rapper entleerte eine Wasserflasche nach der anderen im Publikum, doch dennoch gab es nun die ersten Kreislaufzusammenbrüche, was ihn aber nicht davon abhielt, den Menschen weiter einzuheizen. Mit einem seiner bekannteren Songs, Rockstar, haute er die Fans sofort um und steigerte die Stimmung, die von langsameren Songs getrübt war, sofort auf 100. Daraufhin folgte sein zunächst letzter Track. Doch selbstverständlich war das nicht alles. Nachdem das Publikum lauthals nach einer Zugabe verlangte kehrte der Künstler auf die Bühne zurück. Doch nicht nur die Musik begeisterte: Cro holte ein Mädchen auf die Bühne und unterhielt sich mit ihr. Sie durfte das Foto machen, auf dem die Fans zu sehen sind, während sie das für Cro typische Dreieck mit ihren Händen formen. So eine menschliche Geste des Künstlers berührte die Leute.

Und kurz darauf folgte auch der absolute Höhepunkt: Cro sang Easy, den Song, mit dem er den deutschlandweiten Durchbruch feierte. Eigentlich sang er selbst kaum, denn das Publikum kannte den kompletten Text. Davon so fasziniert ließ der Rapper die Menschen fast das ganze Lied alleine singen. Der Refrain wurde zu einer Hymne, die durch den Raum schallte. Ohne instrumentale Begleitung sangen Cro und seine Fans gemeinsam die Worte, die in den letzten Monaten durch alle Radios Deutschlands gingen. Die Menge tobte als das Lied zu Ende war, doch sollte noch ein Finale folgen: Der Rapper stimmte Konfetti an und nach einigen Zeilen kehrte auch Ahzumjot auf die Bühne zurück. Im Laufe des Liedes ließ sich auch Rockstah wieder blicken und wird bejubelt. Die Rapper feierten zu Dritt das euphorische Publikum und verabschiedeten sich würdig unter tosendem Applaus.

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