Claus Boesser-Ferrari, der Kurator des Global Strings-Festivals.

Claus Boesser-Ferrari, der Kurator des Global Strings-Festivals. © Daniel Nagel

Zum Auftakt des Global Strings-Festival in der Alten Feuerwache in Mannheim zeigten Kurator Claus Boesser-Ferrari und Fred Frith am gestrigen Freitag Abend unter dem großen Zuspruch des Publikums die Vielfalt avantgardistischen Gitarrenspiels.

{image}Der Klang keines anderen Instruments ist uns in der heutigen Zeit so vertraut wie der der elektrischen Gitarre. Ein Grund dafür besteht in der Vielfalt der Ausdrucksformen, die elektrisches Gitarrenspiel ermöglicht. Das Global Strings-Festival, das bereits zum elften Mal in der Mannheimer Alten Feuerwache stattfindet, verfolgt das Ziel, diese Vielfalt in zwei Konzerten auszuloten und zu präsentieren. Den Anfang machten Kurator Claus Boesser-Ferrari und Fred Frith am gestrigen Freitag, am Sonntag folgen dann die Konzerte von Raphael Roginski, Alf Wilhelm Lundberg und dem Susan Weinert Trio.

Claus Boesser-Ferrari und Fred Frith spielten jeweils zwei knapp halbstündige Solo-Sets und absolvieren anschließend einen etwas kürzeren gemeinsamen Auftritts. Boesser-Ferraris Solokonzert zeigt ihn als den zugänglicheren der beiden Gitarristen. Obwohl er seine akustische, allerdings elektrisch verstärkte Gitarre auch als Percussion-Instrument einsetzt und mit angefeuchtetem Finger quietschende Geräusche erzeugt, erinnert sein Gitarrenklang an den klaren Ton von Bill Frisell. Zwar fehlt ihm Frisells Folk/Country-Einschlag vollständig, aber Teile seines Sets könnten aufgrund des häufig Einsatzes von Wiederholungen, Delays, Effekten, Hall und Echo auch von Frisells experimentelleren Arbeiten stammen.

{image}Im Vergleich zu Boesser-Ferrari ist Fred Friths Auftritt abstrakter, schroffer. In seinem Versuch, den Gitarrenklang mit dem Einsatz von Bürsten, Ketten, Dosen und Stäben zu verfremden, erinnert er an einen anderen legendären Engländer, der sich mit seinem avantgardistischen Spiel einen Namen gemacht hat, und zwar an den Schlagzeuger Tony Oxley. Frith erzeugt mit seinem Instrument einen flächigen, durchdringenden Klang, der weitaus weniger als Boesser-Ferrari an einzelnen Tönen oder Klängen interessiert ist, denn daran, den Klangraum einer elektrischen Gitarre vollständig zu erforschen und wiederzugeben.

{image}Auf den Klangrausch folgt dann die Klangmeditation: Frith legt seine Werkzeuge beiseite und spielt fast konventionell, so als wolle er Boesser-Ferraris Stil aufgreifen. Da es ihm gelingt, diesen Wandel ganz zwanglos aus seiner Musik zu entwickelt, erfreut sich der Zuschauer an der scheinbar intutiven, aber in Wirklichkeit genau vorausgedachten Kreativität des Gitarristen.

Das gemeinsame Set steht eher im Zeichen des experimentellen, abstrakten Stils von Frith, was auch daran liegt, dass Boesser-Ferrari sich überwiegend auf perkussive Begleitung beschränkt. Die knapp sechzig Zuschauer, die sich im Schnawwl in der Alten Feuerwache versammelt haben, zeigen sich von der Musik der beiden Avantgardisten sehr angetan und applaudieren so kräftig, dass beide für eine kurze Zugabe nochmals auf die Bühne kommen, bevor das Konzert kurz vor 23:00 Uhr zu Ende geht. Claus Boesser-Ferrari und Fred Frith bieten keine Musik für jedermann, aber vermögen es gerade durch ihre Verschiedenheit die immer wieder faszinierende Vielfalt experimentellen Gitarrenspiels in außerordentlich anregender Weise zu präsentieren.

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