Am 16. März erschien "Port Of Morrow", das dritte Album der Shins um Kopf und Frontmann James Mercer. Ein exklusives Deutschlandkonzert spielten sie in Berlin.

Am 16. März erschien "Port Of Morrow", das dritte Album der Shins um Kopf und Frontmann James Mercer. Ein exklusives Deutschlandkonzert spielten sie in Berlin. © Annie Beedy

Nachdem vor knapp vier Jahren The Shins nach drei Alben das Seattler Label Sub Pop verließen und Frontmann James Mercer kurzerhand die komplette Besetzung feuerte, schien das Ende der Band gekommen. Die erfolgreiche Kollaboration Mercers mit dem Produzenten Danger Mouse unter dem Titel Broken Bells zementierte diese Befürchtung noch. Doch im letzten Jahr konnten sich die Fans über erste Lebenszeichen der Shins freuen und am vergangenen Mittwoch standen sie in Berlin auf der Bühne.

{image}Nach einer Pause von beinahe fünf Jahren war es entsprechend wenig verwunderlich, dass das ursprünglich im Kesselhaus geplante Konzert nach kurzer Zeit ausverkauft war und ins wesentlich größere Huxleys verlegt wurde. Zwar gab es auch hier an der Abendkasse keine Tickets mehr, doch der rege Schwarzmarkt vor den Toren der Venue versorgte jeden, der beim Vorverkauf zu kurz gekommen war. Noch bevor die Türen aufgingen ließ die lange Schlange vor dem Huxleys vermuten, dass so mancher Fan die Nacht im Klappstuhl auf den kalten Bürgersteigen Berlins verbrachte, um sich so einen Platz in der ersten Reihe zu sichern. Damit sich die Spannung nicht direkt entladen konnte, durfte auch beim einzigen Deutschlandkonzert der Shins wieder ein unbekannter Newcomer sein Können als Support unter Beweis stellen.

{image}Darkness Falls nennt sich das weibliche Synthie-Pop-Duo, das vermutlich von irgendeinem findigen Manager in das Vorprogramm dieser Mitbegründer des Indie manövriert wurde. Mittlerweile verkommt der Supportslot bei Konzerten viel zu oft zum Marketinginstrument, mit dem das Management einem wehrlosen Publikum das nächste heiße Ding aufzwingen will. Die Funktion als stimmige Ergänzung zum Hauptact geht dabei vollkommen verloren und entsprechend verhalten fiel die Reaktion auf die deprimierende Musik der beiden Skandinavierinnen aus. Vermutlich ist der Bedarf an True Blood, Vampire Diaries und Twighlight Soundtracks für die Hispterbrause-Bohème mit The XX und Florence And The Machine sowieso bis in alle Unsterblichkeit gestillt. Jedenfalls ließen die Protegés des dänischen Technoproduzenten Trentemøller bei den Wartenden ein Gefühl dafür aufkommen, wie lange eine Ewigkeit dauern kann.

{image}Nach überstandenem Support betraten gegen zehn Uhr Mercer und seine neu gefundenen Mitstreiter die Bühne. Die neue Besetzung der Shins rekrutierte der mittlerweile auch in die Jahre gekommene Hawaiianer aus verschiedenen anderen Bands und so fand sich zum Beispiel Modest Mouse-Drummer Joe Plummer auf der Bühne des Huxleys wieder. Neues Album, neue Besetzung, die alte Band gefeuert – die Angst der Fans der ersten drei Langspieler, nur neue Songs zu hören, war also mehr als berechtigt. Doch der Opener Kissing The Lipless vom zweiten Album Chutes Too Narrow zerstreute alle Ängste. In der Folge wechselten sich die Songs von Port Of Morrow, dem neuen Album, vorbildlich immer wieder mit Songs der alten Platten ab. Neben dem schon im Vorfeld der Veröffentlichung gefeierten Track Simple Song fanden auch alte Perlen wie New Slang, Caring Is Creepy, Saint Simon, So Says I oder Australia ihren Weg in die Setlist. Zwar wurde von Zeit zu Zeit deutlich, an welchen Songs die aktuelle Besetzung der Band mitgewirkt hatte, dennoch überzeugte das Konzert auch in seinen schwachen Momenten.

Wer das Huxleys in der Nähe von Berlins beliebtestem Umschlagplatz für weiche Drogen schon mal besucht hat weiß, wie schwer es sich gestalten kann, in der riesigen Konzerthalle die für ein Indiekonzert notwendige Intimität aufkommen zu lassen. Dass James Mercer auf der Bühne nicht unbedingt der kommunikativste Typ ist, war der Situation sicherlich auch nicht gerade zuträglich. Oben drauf kam dann noch ein Publikum, bei dem zeitweise der Eindruck entstand, es würde von der Maxime "Dabei sein ist alles" geleitet. Dank des beinahe perfekten Sounds, einem wunderschön ausgeleuchteten Backdrop und der Setlist, die fast keinen Wunsch offen ließ, dürfte das Konzert aber sowohl die Fans der ersten Stunde befriedigt als auch die wegen der Anwesenheitspflicht gekommenen neugierig auf mehr gemacht haben.

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