Insgesamt fünf Alben und über 600 gespielte Konzerte ist das Fazit von zehn Jahren Bandgeschichte: Culcha Candela schreiben 2012 diese Geschichte weiter.

Insgesamt fünf Alben und über 600 gespielte Konzerte ist das Fazit von zehn Jahren Bandgeschichte: Culcha Candela schreiben 2012 diese Geschichte weiter. © Universal

Zum 10-jährigen Bandjubiläum und mit neuem Album im Gepäck starteten Culcha Candela im Alten Schlachthof in Dresden ihre "Flätrate"-Tour zum gleichnamigen Album. Vor vollem Haus hatten die Berliner in diesem Jahr nicht nur ihre Songs, sondern diesmal auch noch Tänzerinnen und eine phänomenale Bühnenshow dabei.

{image}Die Bühne noch komplett verhüllt, betrat eine etwas andere Vorband die Bühne: Keule. Zwei etwas verrückte Berliner Jungs traten im Schlabberlook, mit E-Gitarre und einer Spielzeuggitarre vor das Publikum. Die ersten Töne erklangen und man ahnte, was da auf einen zukommen sollte. Kaum angefangen, wurden die Zuschauer zum Ausrasten aufgefordert. Songs wie Ich hab dich gestern Nacht auf Youporn gesehn, Liebe auf den 1. Mai, Hallo Jesus, Vaffanculo, Sternies oder Kasse 5 sind ironisch und partytauglich, wenn auch eher außergewöhnlich. Der textliche Anspruch der Lieder ist umstritten, allerdings erreichten sie mit genau diesen was sie wollten – die Aufmerksamkeit des Publikums. So gelang es Keule, wie sich Claus Capek und Sera Finale nennen, die Zuschauer perfekt zu animieren. Machte sich anfangs noch die Annahme breit, dass Claus, der von 1995 bis 2003 bei der Band ohne Namen aktiv war und damit 1,7 Millionen Tonträger über die Ladentische schickte, gesanglich sehr tief gefallen sei, kam man nach einigen Überlegungen doch zu der Erkenntnis, dass das Zusammenspiel mit dem Rapper Sera eine recht witzige Kombination ist.

{image}Gut angeheizt konnte nun zumindest schon einmal der erste Vorhang fallen, um die Berliner Jungs von Culcha Candela mit Move it dem Publikum zu präsentieren. Der volle Blick auf die große Bühnenkonstruktion, die aus vier Ebenen bestand, wurde einem allerdings erst bei der aktuellen Single Wildes Ding gewährt. Dort wurden dann nicht nur die Bühne, sondern auch erstmals die Tänzerinnen gezeigt, die die Jungs extra für ihren Auftritt dabei hatten. Die Mega-Show konnte damit beginnen und von Anfang an sprang der Funke von den sechs Candelas auf das Publikum über.

Mit ihrem nunmehr fünften Album haben sich Culcha Candela dauerhaft in der deutschen Musikszene niedergelassen. Dafür sprechen über 2,2 Millionen verkaufte Tonträger, eine Gold- und zwei Platinalben sowie drei Gold- und eine Platinsingle in den letzten fünf Jahren. Dazu konstant eine Single in den Airplay Top100, meistens sogar mehrere. In puncto Konstanz und Konsequenz ist dies eine der herausragendsten Erfolgsstories, die die deutsche Musiklandschaft in den letzten Jahren zu bieten hat. Es sind die unterschiedlichen Charaktere innerhalb der Band, die das "System Culcha Candela" in den letzten zehn Jahren der Bandgeschichte zu einem derart erfogreichen Projekt geformt haben. Die sechs Berliner Itchy, Larsito, Mr. Reedoo, Jonny Strange, Don Cali und DJ Chino haben unterschiedliche kulturelle Wurzeln, von denen jeder einzelne unersetzlich für das Funktionieren der Band ist.

{image}Flätrate – das gleichnamige Album zur Tour – ist eine deutschsprachige Pop-Platte geworden, bei der einem förmlich die Spucke wegbleibt. Flätrate spielt gekonnt und ironisch mit der eigenen Kommerzialität, osziliert zwischen gewaltigen Großraum-Dampfhämmern und fein-souligen Tunes zum Hinhören. Das Album klingt erwachsen und souverän und hat trotzdem den ungetrübten Fun-Faktor. Neben Titeln des neuen Albums wie der aktuellen Hit-Single Wildes Ding, Megaherz, Hungry Eyes, Rise And Shine, Millionäre, Am Start oder Von Allein und Flätrate, die die absoluten Partykracher waren, wurde mit Dieses Gefühl eine vollkommen andere und sehr gefühlvolle Seite der Candelas präsentiert.

Ihre größten Hits sorgten natürlich auch wieder für eine Hammerstimmung im Alten Schlachthof. Bei Ey DJ, Schöne neue Welt, Berlin City Girl, Move it, Chica oder Monsta blieb keiner ruhig stehen, sondern tanzte mit. Selbst 7 Schritte nach rechts und wieder zurück bei Von Allein stellte bei voller Location mit dem gesamten Publikum kein Problem dar, die Band riss einfach alle mit. Die Songs mahnen zu moralischer Weltverbesserung oder rufen einfach schlichtweg zum Partymachen auf. Culcha Candela-Konzerte bringen jedermann in Stimmung, von eingefleischten Reggaefans über tanzwütige Teenies bis zu jung gebliebenen Müttern. Krönung des Ganzen war eine Latinoversion von Hamma. Über eine Videobotschaft bei Facebook wurden die Fans aufgerufen, den "Hamma-Move" einzustudieren, wo man von Links komplett einmal um die eigene Achse springen sollte. Das war zwar noch ausbaufähig alle dazu zu bewegen, aber für die erste Show der Tour war es ein phänomenaler Auftakt. Alles in allem wird deutlich: Die Konzerthallen, die Culcha Candela füllen, werden von Tour zu Tour größer und man kann sich sicher sein, das der Partybus noch viele Jahre weiter auf dieser Erfolgswelle fahren wird.

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