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Locas In Love (live in Ludwigshafen, 2012) © Daniel Nagel

Mit ihrem geerdeten Indie-Rock überzeugten die Kölner Indie-Rocker Locas In Love ihre Fans im Ludwigshafener Kulturzentrum dasHaus. Ihr Auftritt litt allerdings ein wenig unter dem spärlichen Publikumszuspruch, das die Chance auf einen tollen Konzertabend nicht nutzte. Glücklicherweise steigerte sich die Band im Verlauf des Abends dennoch und bot ein abwechslungsreiches Konzert mit zahlreichen pointierten musikalischen Einfällen.

Die deutsche Indie-Rock-Band Locas In Love genießt die Wertschätzung zahlreicher nationaler und internationaler Musiker, aber der ganz große Durchbruch beim Publikum ist ihnen bislang verwehrt geblieben. Man kann sich nicht vorstellen, dass die Band nicht etwas enttäuscht war, als die Bühne im Ludwigshafener Kulturzentrum das Haus betraten und auf lediglich ein paar Dutzend Zuschauer blickten, die auch noch den gefürchteten Sicherheitsabstand zur Bühne einhielten und erst auf Bitte der Band näher an die Bühne herantreten.

Daher überrascht es nicht, dass das erste Drittel des Konzerts etwas lethargisch daherkommt, obwohl Locas In Love schon zu Beginn einen ihrer erfolgreichsten Songs, Sachen, spielen.

Es sei ihr erster Auftritt in Ludwigshafen, erklärt Sänger und Gitarrist Björn Sonnenberg und fragt: "Kommt ihr denn alle auch aus Ludwigshafen?" Es stellt sich heraus, dass eine Menge Zuschauer gar nicht aus der Stadt sind, sondern durchaus eine beträchtliche Anreise auf sich genommen haben, um Locas In Love zu erleben. Unwillkürlich fragt man sich, ob Ludwigshafen wirklich so wenige an deutschem Indie-Rock interessierte Jugendliche und Erwachsene zu bieten hat, wie es an diesem Abend den Anschein hat.

Zum Glück finden Locas In Love nach einer Weile zurück in die Spur. Getrieben von dem kraftvollen Schlagzeugsound von Saskia von Klitzing und den Indie-Gitarren von Björn Sonnenberg und Niklas Jansen entwickelt einen mitreißenden Feedback-Sog, der manchmal an Sonic Youth erinnert, aber auch ruhige Momente zu bieten hat. Jetzt erzielen auch die Lieder der Band eine weitaus intensivere Wirkung: Das von Bassistin Stefanie Schrank gesungene Zum Beispiel Ein Unfall kommt wie der Wolf im Schafspelz daher, musikalisch zuckersüß, inhaltlich bedrohlich und düster. Maschine ist eine so glaubwürdige Absage an den Zwang zu funktionieren, wie man sie nur schreiben kann.

Das folgende Spoiler Warning ist vermutlich das einzige Lied der Welt, das sowohl Let It Be von den Beatles als auch das deutsche Volkslied Ein Loch Ist Im Eimer aufgreift und darauf aufbauend über Selbstfindung und Selbsterkenntnis philosophiert. In Moe Tucker erinnern Locas In Love überraschend stark an Element Of Crime, was selbstverständlich nie eine schlechte Sache ist. To Get Things Straight greift den Gedanken an die große Schlagzeugerin des Velvet Underground musikalisch auf und endet mit einem wilden Drumsolo von Saskia von Klitzing, die sich nicht davon abhalten lässt, dass die Band währenddessen ihr Schlagzeugset auseinander nimmt.

Als Zugabe spielt die Band das kurze, eher belanglose 10 Gebote, bevor sie zwei Publikumswünsche aufgreifen und ihren Klassiker Egal Wie Weit ebenso zum besten geben wie ein überlanges und nicht allzu ereignisreiches Abschlusslied, dessen Titel mir unbekannt ist. So symbolisiert die Zugabe den Verlauf des Konzerts in gerade umgekehrter Reihenfolge. Eine Hälfte wirklich exzellent - die andere nicht so super. Vielleicht erbarmen sich beim nächsten Mal mehr Ludwigshafener und unterstützen nicht nur das Haus, sondern auch die wirklich gute Bands, die dort auftreten. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.

Setlist

Über Nacht - Manifest - Sachen - Una Questa - Auto Destruct - Saurus - Mabuse - Lemming - Es Ist Alles Wirklich So Schlimm Wie Es Scheint - Nein - Monkey - Zum Beispiel Ein Unfall - Maschine - Spoiler Warning - Road Movie - Moe Tucker - To Get Things Straight

Zugabe: 10 Gebote - Egal Wie Weit - (unbekannt)

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