Zu ungewohnter Zeit spielte Bischler in Mannheim.

Zu ungewohnter Zeit spielte Bischler in Mannheim. © Rene Peschel

Zur ungewohnten sonntäglichen Mittagszeit stehen Bischler und Band im Mannheimer Cafga auf der Bühne und spielen allen Widrigkeiten zum Trotz ein überzeugendes Konzert mit alten und neuen Liedern des aufstrebenden Singer/Songwriters.

{image}Zum Musikerleben gehört es dazu, sich auch unter widrigen Umständen musikalisch zu behaupten. Vor einer solchen Herausforderung standen am gestrigen Sonntagmittag Bischler und Band, die nach ihrem Auftritt in Karlsruhe am Abend zuvor bereits um 12:00 Uhr wieder im Mannheimer cafga auf der Bühne stehen, um ein weiteres Konzert zu spielen. Der für High Noon angesetzte Gig ist aber nicht nur für die Musiker eine Premiere, auch das Publikum ist noch dabei, aus seiner samstäglichen Betäubung zu erwachen. Da die meisten Zuschauer aber wegen Bischlers Musik gekommen sind, entwickelt sich trotz der besonderen Verhältnisse ein etwas verschlafenes, aber intensives Konzerterlebnis.

Bischler ist ein "klassischer" Singer/Songwriter, dessen wichtigster Einfluss, nach eigener Auskunft, Gisbert zu Knyphausen ist. Anders als Gisbert ist er aber nicht lakonisch oder gar ironisch, sondern ernsthaft, nachdenklich, ohne seine Lieder mit bleischwerer Bedeutung anzufüllen. Zu seiner Musik spielt Bischler akustische Gitarre, außerdem sind bei seinem Auftritt Sebastian Wacker (Keyboards, Posaune) Mariella Schelch (Violine, Background-Vocals) und sein Bruder Sebastian Bischler (Percussion) dabei. Bischlers Musik profitiert sehr stark vom Auftritt in Bandbesetzung. Insbesondere die Backgroundvocals und die Violine von Mariella Schelch bereichern den Klang ungemein, da sie einen hervorragenden Kontrast zu Bischlers Stimme bildet und dadurch dem Bandsound eine neue Dimension hinzufügt.

{image}Bischler spielt sowohl die Lieder von seinem 2010 erschienen Album Pause als auch neue Kompositionen, die auf seinem für den Herbst 2012 geplanten Nachfolger vertreten sein werden. Viele seiner älteren Songs beschäftigen sich mit Zeit, Beschleunigung und dem Versuch, in einer hektischen Welt nicht den Boden unter den Füßen zu verlieren. Die neueren Lieder sind kompositorisch und thematisch vielfältiger und stellen daher eine gelungene Weiterentwicklung seines Sounds dar. Die etwas verträumten, meistens lyrisch sehr direkten Selbstbetrachtungen des ersten Albums sind durch vielschichtigere, komplexere Kompositionen ersetzt worden, die gerade dadurch, dass sie persönlichere Tiefen ausloten, ungreifbarer geworden sind.

Wie es sich für einen Singer/Songwriter gehört, hat Bischler auch ein politisches Lied in petto, nämlich Bäume, das den Kampf um die Bäume mit Stuttgarter Schlossgarten mit den Mitteln des bekannten Kinderliedes Was müssen das für Bäume sein? thematisiert. Kurt Weills Mackie Messer und das rein akustisch und solo vorgetragene Leileilei bilden dann den Abschluss eines schönen Konzerts, das Lust auf das neue Album gemacht hat. Bischler und Band haben die Herausforderung gemeistert.

Setlist

Pause | Oder nich | Kann nich schlafen | Perfektionisten | Ich könnte | Berg | Kind in mir | Ode an die Vernunft | Hier bei Dir | Heimweh | Bäume | Mackie Messer | Leileilei

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