Kylesa stehen bei ihren Shows mit vier Mann und einer Frau sowie zwei Drumsets auf der Bühne.

Kylesa stehen bei ihren Shows mit vier Mann und einer Frau sowie zwei Drumsets auf der Bühne. © Geoff L. Johnson

Savannah im amerikanischen Bundesstaat Georgia ist die Heimatstadt einer sehr lebendigen Musikszene. In den letzten Jahren wurden immer wieder Bands gerade aus den härteren Genres nach Europa gespült, die ihren Ursprung in dieser tief im Süden der USA gelegen Stadt haben. Aktuell sind mit Kylesa und Circle Takes The Square zwei Bands aus Savannah auf Tour, die mit KEN Mode noch ein kanadisches Urgestein des Metal-Hardcore zum Line-Up mitbringen. Am Freitag gastierte die Tour im Karlsruher Jubez.

{image}KEN Mode aus Winnipeg nahmen ihr erstes Werk vor über zehn Jahren auf und veröffentlichten seitdem auf verschiedenen Labels insgesamt vier Alben. Das letzte, Venerable betitelt, erschien im vergangenen Jahr und entstand unter der Regie von Converge-Gitarrist Kurt Ballou. Üblicherweise gilt dieser Stempel als ein Gütesiegel, jedoch enttäuschte die Band in Karlsruhe eher, als dass sie diesem Anspruch gerecht wurde. Die Songs rissen nicht einmal die vereinzelten Headbanger wirklich mit und auch die Performance war eher amüsant als ernst zu nehmen. Frontman Jesse Matthewsome gab sich redlich Mühe das Publikum mit seinen psychotischen Blicken das Fürchten zu lehren, während der großzügige Umgang mit seinem Speichel eher an Sex-Pistols-Punk denn an Metal-Mayham gemahnte. Als zum letzten Song dann die geflüsterte Zeile "Religion Is A Cancer" noch mit dem am Hals entlangfahrenden Daumen unterstrichen wurde, stürzte die Show vollends ins Lächerliche.

{image}Nach sehr kurzer Umbauphase standen mit Circle Takes The Square dann drei Viertel der Band aus Savannah auf der Bühne, da David Rabitor an der Tour nicht teilnehmen konnte. Drummer Caleb Collins übernahm dafür die Backing Vocals bravourös und auch mit nur einer Gitarre überzeugte die Show. Im Gegensatz zum Opener des Abends glänzten die verbliebenen Musiker mit einer stimmigen Performance und stark durch das Math-Genre beeinflussem Screamo-Core, was zu einem nicht unerheblichen Teil dem genialen Drumming von Collins zuzuschreiben war. Zwar war der Auftritt kein Feuerwerk der guten Laune, aber bei den lyrisch-philosophisch anmutenden Texten, die von allen drei Bandmitglieder dialogartig vorgetragen wurden, tat dies der Atmosphäre keinen Abbruch.

Die Umbauphase zog sich im Anschluss etwas länger hin, da Kylesa mit vier Mann und einer Frau sowie zwei Drumsets auf der Bühne stehen. Den Hintergrund bildete dem erdigen Sound entsprechend eine Wand von Orange-Amps und das ganze Szenario wurde während der kompletten Show mit dem Cover der letzten Platte als visueller Effekt beleuchtet. Die ersten paar Minuten wirkten die Lautstärke, der Sound und die Visuals durchaus beeindruckend, was durch das nun wesentlich enthusiastischere Publikum unterstrichen wurde. Nach den ersten Songs zeichnete sich allerdings ab, dass Kylesa live leider nicht an ihre Studioaufnahmen herankommen. Die Mischung aus psychodelischem Rock und Suldge-Metal entzog sich streckenweise gegenseitig den jeweils speziellen Wirkungsgrad. Einerseits waren die Songs zu hart und geradlinig, um den tranceartigen Effekt von psychodelischer Musik zu erreichen. Andererseits fehlte ihnen der Druck und das Treibende, um wirklich zum moschen einzuladen. Vielleicht hatte sich nach 30 Gigs an 31 Tagen auch zuviel Routine eingeschlichen. Bei einer Band, die seit zehn Jahren zusammenspielt, unermüdlich auf Tour ist und bereits fünf Alben veröffentlich hat verwundert dies dennoch. Vielleicht ist das aber auch eine Erklärung dafür, warum andere Sludge-Metal-Bands aus Georgia wie Baroness und Mastodon ihre Kollegen von Kylesa in Sachen Erfolg und Konzertspaß hinter sich gelassen haben.