DCS

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Bis Ende der 90er waren Die Coolen Säue fester Bestandteil der deutschen HipHop-Szene. Nachdem sie knapp 13 Jahre von der Bildfläche verschwunden waren melden sich die vier Kölner eindrucksvoll zurück. "Silber" heißt die neue Scheibe mit der DCS deutschen Rap auf ein neues Level heben.

{image}Zwei Dreiecke die nach rechts zeigen. Jeder Rezensent lernt diese Taste der Stereoanlage mit den Jahren zu schätzen. Dass man hingegen beim ersten Titel schon hängen bleibt und ständig repeat drückt geschieht eher selten. Zu erwarten war es auch nicht unbedingt beim neuen Album von DCS, das eigentlich niemand so wirklich auf dem Schirm hatte. Die vier Kölner selbst vielleicht am wenigsten. Auf dem Jubiläumskonzert von ihrem alten Weggefährten Curse standen Schivv, Rotzlöffel, Peer und DJ Lifeforce 2010 erstmals wieder gemeinsam auf der Bühne. Obwohl alle Mitglieder von Die Coolen Säue ihre Brötchen mittlerweile abseits der Musik verdienen, war die Leidenschaft einfach zu stark entflammt, um nach der Performance wieder getrennte Wege zu gehen. Nur ein Jahr später war Silber schon fast im Kasten.

{image}Es ist das vierte Album von DCS, die letzte Veröffentlichung 1999 ...von Vorne – damals auch ein Neubeginn – liegt ganze 13 Jahre zurück. Ein gewagtes Unterfangen so ein Comeback. Mit vergrößertem Erfahrungsschatz, der Professionalität aus dem Berufsleben und der bewährten Authentizität melden sich die Beatz-aus-der-Bude-Dudes jedoch zurück – die Coolen Säue sind erwachsen aber nicht uncool geworden. Rap an sich wurde vorneweg aus dem Themenspektrum gebannt, das Erheben des Zeigefingers überlassen Schivv und Kallis (wie Rotzlöffel sich nun nennt) somit bewusst den Anderen. Silber eröffnet mit Was Du Siehst, einem modernen Beatbrett aus treibenden Synthesizern von DJ Adlib, über das die DCS-Rapper unverschämt unverkrampft auftrumpfen. Im Hintergrund faucht eine alte Bekannte namens Brixx. In die Welt ist gleich das nächste Schmuckstück. Crada unterlegt die Ode an das Fernweh mit mächtigem Streicher-Sound der zum Schwelgen einlädt. Bis ich dich finde ist eine Art deutsche Interpretation von Erykah Badu's Healer-Hymne. Die Reminiszenz an die Kindheit Wie war das noch mal vom DCS-Debütalbum Stärker als das Schicksal (1996) findet seine Fortsetzung in der gleichnamigen 2012er Version. An Stelle von Brooke Russell gibt es allerdings einen Gastauftritt von Sido. Ohne versteift zu wirken besticht Silber durch seine reifen Themen. Unterstützt von Olli Banjo nehmen sich DCS dem Thema Altern am eindrucksvollsten auf Sex im Alter an. Ein Text, auf den man vom Titel her nicht wirklich geschlossen hätte. In direkter Abfolge liegen die starken Themen Tod und Geburt. Während Kallis auf Nachtfrost den Tod seiner Mutter verarbeitet, beschreibt Schivv im Anschluss auf Eins sein Vaterglück. Alles in allem sehr ansprechende Texte, vorgetragen von glaubhaften Rappern mit großem Charakter. 

Wer hätte das gedacht? DCS gehören tatsächlich zu den ersten deutschen Vertretern, denen es scheinbar spielend gelingt, Rap auf ein neues Level zu heben. Ü30-Rap auf Deutsch, der keineswegs peinlich klingt. Zumindest für die alten Hasen der HipHop-Szene ein goldverdächtiger Silberling.

Wertung: ++++½ (von +++++)