Jasper van't Hof's Pili-Pili: Tutu Puoane und Tineke Postma.

Jasper van't Hof's Pili-Pili: Tutu Puoane und Tineke Postma. © Daniel Nagel

Mit wunderbarer Leichtigkeit zelebrierte Jasper van't Hof mit seinem langjährigen Projekt Pili Pili die Synthese aus europäischen Jazz und afrikanischer Musik und wurde dafür vom Publikum in der Alten Feuerwache begeistert gefeiert.

{image}Seit vielen Jahrzehnten zählt der niederländische Komponist und Pianist Jasper van't Hof zu den innovativsten Kräften des europäischen Jazz. Als Mitwirkender hat er in zahlreichen Bands und Projekten, wie Association P.C oder Pork Pie, prägenden Einfluss auf die musikalische Entwicklung des Genres auf dem alten Kontinent ausgeübt. Inzwischen 64 Jahre alt, zeichnet van't Hof immer noch dieselbe Leidenschaft und Entdeckungsfreude aus, die sein Werk seit den 1970ern charakterisiert. Stillstand ist schlichtweg ausgeschlossen.

{image}Pili-Pili ist kein neues Projekt, sondern geht zurück auf das Jahr 1984, als Jasper van't Hof mit der Kombination von europäischem Jazz, afrikanischen Rhythmen und Dance-Beats kommerzieller Erfolg beschieden war. Mehr als fünfundzwanzig Jahre später ist van't Hof mit einer neuen Inkarnation von Pili-Pili auf Tour, aber nur noch sein Casio-Keyboard, das er abwechselnd oder gleichzeitig mit seinem Klavier spielt, erinnert an die 1980er.

Jasper van't Hof ist vielleicht nicht ruhiger, wohl aber milder geworden. Anders als man vermuten könnte, dominieren nicht durchdringende afrikanische Rhythmen, sondern das Streben nach einem harmonischen, vollen Bandsound. Ein Gutteil der Musik spielt sich in mittleren Registern ab, die dadurch einladend, warm, fast meditativ klingen. Der Bass, gespielt von Eric van der Westen, ist nicht funkig, sondern wummert sanft. Dazu gesellen sich die wabernden Klänge der Keyboards und das volle, melodische Saxophonspiel von Tineke Postma. Selbst die Percussion von Dra Diarra bietet keine rhythmische Wildheit, sondern setzt subtile Akzente, die mit der übrigen Band hervorragend harmonieren. Die Ergänzung von Pili-Pili durch Violine (Vasile Darnea) und Cello (Antonn Peiskhov) erweist sich als exzellente Methode, den Bandsound durch Hinzufügung weiterer Klangfarben noch flächiger und intensiver zu gestalten.

{image}Zur Lebendigkeit und Leichtigkeit von Pili-Pili trägt vor allem auch die südafrikanische Sängerin Tutu Puoane bei. Ihre sanfte, einnehmende Stimme scheint über allem zu schweben. Die warmen Vokale ihrer Gesangssprache erfüllen den Raum und lassen die Sängerin gleichzeitig allgegenwärtig und körperlos erscheinen. Es ist wunderbar zu hören wie es den Musikern mühelos gelingt, trotz der anheimelnden Harmonie der Musik die Spannung zu halten und das Abgleiten in anbiedernden Ethno-Kitsch zu verhindern. Pili-Pili bieten eine dezidiert europäische Version afrikanischer Musik, aber die Erkundung melodischer Strukturen erweist sich als ausgesprochen fruchtbares Unterfangen. Aus der hypnotisch-harmonischen Grundstimmung gelingen nämlich auch bemerkenswerte Ausbrüche, wenn beispielsweise van't Hof wild auf sein Klavier einhämmert oder Tineke Postma leidenschaftlich soliert.

Jasper van't Hof hat es geschafft, ein mehr als 25 Jahre altes Projekt ohne Anflug von Retro-Seligkeit in die Gegenwart zu überführen. Beim Publikum in der gut besuchten Alten Feuerwache in Mannheim erzielt er damit einen durchschlagenden Erfolg. Zur Zugabe, die aus kleinen musikalischen Dialogen zwischen van't Hof und den übrigen Musikern besteht, lassen sich die Zuschauer sogar zum Tanzen animieren. Nach gut zwei Stunden verabschiedet sich die Band unter tosendem Applaus. Es war ein wirklich schöner Konzertabend.