Emanuel and The Fear: Fünf Musiker sichtbar, einer verdeckt.

Emanuel and The Fear: Fünf Musiker sichtbar, einer verdeckt. © Daniel Nagel

Der Auftritt des New Yorker Musikerkollektivs Emanuel and the Fear in Ludwigshafen bot eine vielfältige Mischung klassischer und moderner Rockmusik im Gewand orchestraler Arrangements. Vollkommen ausgereift ist das Konzept der Band aber nicht.

{image}Man denkt, die Stadt, die niemals schläft, produziere vornehmlich Bands, deren Musik geradewegs in die Zukunft schaut. Emanuel and the Fear zeigen hingegen offen, dass ihre musikalischen Wurzeln in der klassischen Rockmusik der 1970er Jahre zu finden sind. Ihre vertrackten Rhythmen und opulenten Arrangements erinnern sowohl an den Progressive Rock der 1970er, an King Crimson und Jethro Tull, als auch an orchestralen Rock der Gegenwart wie ihn Arcade Fire verkörpern. Ihr Auftritt im Ludwigshafener Kulturzentrum das Haus bot daher eine originelle, eigenwillige Synthese der Rockmusik der letzten 40 Jahre.

{image}Von den elf Mitgliedern, die auf der Homepage der Band aufgeführt sind, haben nur sechs die Reise über den Atlantik angetreten, so dass unter anderem die gesamte Bläser-Sektion zu Hause geblieben ist. Emanuel and the Fear bestehen an diesem Abend aus Sänger/Songwriter Emanuel Ayvas, Jeff Gretz am Schlagzeug, Gil Goldin am Bass, Brian Sanders am Cello, Nic Cowles (Querflöte, Keyboards) und Liz Hanley (Violine, Gesang).

Im Mittelpunkt steht eindeutig der namensgebende Sänger Emanuel Ayvas, der mit seiner Bühnenpräsenz die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Sein Gesang ist manchmal hymnisch-leidenschaftlich, dann wieder spricht er in schneller Folge kaum vernehmbare Worte in das Mikrofon. Seine Lieder beinhalten allerdings so viel Bedeutung, die in einer unaufhörlichen Kaskade dichter Wortfolgen transportiert werden, dass sie gelegentlich überfrachtet wirken. Dabei hilft es nicht, dass Ayvas seine Songs zusätzlich durch Gesten zu illustrieren versucht, was den Eindruck verstärkt, weniger wäre mehr gewesen.

{image}Darüber hinaus erhält man als Zuhörer gelegentlich den Eindruck, dass die Band sich zwischen zwei Strömungen in ihrer Musik nicht so recht entscheiden kann. Da gibt es einerseits die Tendenz zur geradlinigen Rockmusik, repräsentiert durch vergleichsweise gedrängte Songs, Folk-Einflüsse und rockige Gitarrenklänge. Andererseits ist da das Streben nach komplexen Songstrukturen mit orchestralen Arrangements, die durch Instrumente wie Violine, Querflöte und Cello verkörpert werden.

Emanuel and the Fear ist es aber noch nicht gelungen, diese beiden Strömungen zu einem organischen Ganzen zu vereinigen. Die Band besitzt einige unstrittig schöne Songs wie Vampires, Over And Over (von ihrer neuen EP Hands, die bald in Deutschland bei Haldern Pop erscheint) und Jimme's Song, in denen ihre musikalische Vision komplett realisiert ist. Andere Lieder leiden hingegen an einer gewissen Unfertigkeit. Emanuel and the Fear haben den Kammer-Rock erfunden. Jetzt müssen sie nur noch entscheiden, was sie damit anfangen.

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