Rick Froberg stand schon bei Drive Like Jehu und Obits am Mikrophon. Jetzt ist er wieder mit den Hot Snakes unterwegs.

Rick Froberg stand schon bei Drive Like Jehu und Obits am Mikrophon. Jetzt ist er wieder mit den Hot Snakes unterwegs.

Die Blogs und Szenemagazine behandeln das Retrophänomen weiter als den neuen Hype, dabei wissen die wirklich coolen cats in town, dass Reunion das neue Retro ist. Zahlreiche Bands aus den verschiedensten Genres haben sich in den letzten beiden Jahren wieder zusammengetan und mehr oder minder erfolgreich ihre Rückkehr auf die Bühnen dieser Welt gefeiert. Da ließen sich auch Hot Snakes nicht lumpen und traten wiedervereint im Festsaal Kreuzberg auf.

{image}In den Vereinigten Staaten scheint die Musikszene einer jeden Stadt ihre lokalen Helden zu haben, um die sich dann immer neue Bands formieren. In Seattle versammelten sich die Protagonisten der Szene zuerst in der Grunge-Bewegung, später dann im Post-Punk. Boston war für den Hardcore ebenso wichtig wie LA oder NYC und die Bay-Area war in den 80ern für die dortige Metalszene bekannt. San Diego bildet da keine Ausnahme. Hier entwickelte sich in den 90er und frühen 00er Jahren um Bands wie  Rocket From The Crypt, Drive Like Jehu und schließlich Hot Snakes eine der wichtigsten Strömungen des amerikanischen Post-Hardcore. Die Hauptdarsteller in allen drei Bands heißen John Reis und Rick Froberg, die in der Anfangsformation der Hot Snakes noch von Gar Wood und Jason Kourkounis ergänzt wurden. Diese vier mittlerweile etwas älteren Herren feierten am Sonntagabend im ausverkauften Festsaal Kreuzberg vor einem ebenso in die Jahre gekommenen Publikum ihre Reunion.

Waren aber auch noch so viele Jahrzehnte auf der Bühne versammelt, im Gegensatz zu so mancher anderen Reunion spürte man schon beim ersten Auftreten von Froberg und dem Rest, dass es sich hier weder um eine Zweckgemeinschaft, noch um einen peinlichen Auftritt à la Rolling Stones handeln würde. Die Band war in bester Laune und man sah den Musikern auf der Bühne die Vorfreude auf das Konzert förmlich an. Entsprechen enthusiastisch ging das Quartett die Songs an und lieferte in knappen eineinhalb Stunden inklusive fünf Zugaben ein wunderbares Set ab.

Hot Snakes - Automatic Midnight (live)

 

Die Vier spielten sich durch die drei Alben der Band und ließen keinen Wunschzettel ohne ausreichend Häckchen zurück. Plenty For All, Kreative Kontrol, Automatic Midnight oder Braintrust waren nur einige Highlights der Show. Zwar war seit dem Split 2005 bis auf Froberg, der in den letzten Jahren das Erbe der Snakes mit seinen Obits fortführte, keiner aus der Band musikalisch aktiv. Dennoch lieferte das Quartett eine krachende, energiegeladene Show ab, von der sich so mancher Indie-Hampelmann noch so einiges abschauen kann. Unter den zahlreichen Reunions der vergangenen Jahre war die der Hot Snakes zweifellos eine der gelungensten. Die vier Herren zusammen auf der Bühne zu sehen macht Spaß, sie beherrschen ihr Handwerk immer noch perfekt und hauen die Songs raus wie am ersten Tag.

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