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Wolves in the Throne Room (live in Wiesbaden, 2011) © Johannes Rehorst

Wolves in the Throne Room sind die amerikanische Version des Norwegian Black Metal. Keine satanistische Theatralik, dafür eine konsequente do-it-yourself Einstellung und ein Hang zur Ursprünglichkeit, der sich bis zum Live-Equipment fortsetzt, machen die Band aus Olympia, Washington, zur Avantgarde des Black Metal. Wir haben hier einen Bericht und Fotos von ihrer Show in Wiesbaden für euch.

{image}Zur beobachtbaren "Feuilletonisierung" des Black Metals haben Wolves in the Throne Room sicher ihren Teil beigetragen – schließlich war ihre Durchbruchsscheibe The two Hunters von 2007 sogar der altehrwürdigen Spiegel-Redaktion eine positive Kritik wert. Bestätigt wird das Lob auf eine schwer fassbare Weise, wenn man in den Genuss eines Live-Konzertes der Band kommt. Denn was das Trio aus Olympia, Washington auf der Bühne zelebriert, ist weit mehr als nur traditionelle Black-Metal-Kost – obwohl das auf den ersten Blick beim Gig in der Wiesbadener Räucherkammer gar nicht so aussehen mag: die in DIY-Manier selbst bemalten Banner scheinen ganz nach alter Schule im Schwarzlicht. Und auch mit der Kerzen-Illumination erfindet man das Rad gewiss nicht neu, schafft jedoch eine gewisse Atmosphäre. Das Publikum ist bunt gemischt – von klassischen "corpse-paint"-bemalten Patronengürtel-und-Killernieten-Trägern bis hin zum hornbebrillten Studenten reicht das Spektrum. Durch die Luft schweben seltsam urige Gerüche, die wohl daher rühren, dass die Bühne mit einem Kienspan oder ähnlichem ordentlich eingeräuchert wurde.

{image}Kurz vor 10 betreten die Musiker dann von den Rauchschwaden umnebelt die Bühne. Nach den ersten Akkordfolgen wird klar, was die Wolves so besonders macht: ihre Konzerte gleichen kleinen Ritualen und man ertappt sich unwillkürlich dabei, wie man – in eine Art Trance versunken und den Kopf rhythmisch hin und her wiegend – mit geschlossenen Augen abdriftet in Sphären, die sich einem einzig durch die repetitiven Riff-Strukturen und Harmonien eröffnen. Und so ist es auch nicht selten beobachtbar, dass der Applaus erst einsetzt, nachdem der letzte Akkord eines Songs ein paar Sekunden lang verklungen ist. Neben dem Material vom neuen Album Celestial Lineage war ein Highlight sicherlich das epische I will lay down my bones among the rocks and roots, das erst live seine volle Wucht und Wirkung entfaltet. Unglaublich präzise dabei das Drumming von Aaron Weaver und auch Bruder Nathans Gesangsarbeit überzeugt. Schade, dass das wohl die letzte Gelegenheit war, diese wirklich ungewöhnliche Band zu sehen: Einigen Statements zufolge steht nach der Tour die Auflösung ins Haus. Ob die Weaver-Brüder sich danach endgültig auf ihrem Kommunen-Bauernhof in den Washingtoner Wäldern zur Ruhe setzen oder ob sie neue Pfade jenseits der bereits ausgetretenen beschreiten werden, bleibt abzuwarten.

Den Abend eröffneten im Übrigen die namensverwandten Wolvserpent – der Wolf hat wohl inzwischen das Pferd als beliebtestes Bandnamen-Tier abgelöst. Das Duo aus Idaho bot schleppenden Funeral-Doom, durchsetzt mit Synthesizer-Flächen, und erinnerte an manchen Stellen an eine böse Form von Earth mit Black-Metal-Vocals. Augenfällig war dabei das von ausufernden Bewegungen geprägte Schlagzeugspiel Brittany McConnells, die bei einem Song auch zur Geige griff – was ebenfalls ein Höhepunkt des Abends war.

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