Tony Malaby

Tony Malaby © Christian Ducasse

Zum Auftakt von Enjoy Jazz in der Alten Feuerwache in Mannheim überzeugt der amerikanische Saxophponist Tony Malaby mit variationsreichem Free Jazz.

{image}Die Innovation des Free Jazz bestand nicht nur darin, Musiker von harmonischen oder melodischen Zwängen zu befreien, sie ermöglichte auch, Instrumente auf bis dahin ungekannte, unkonventionelle Art und Weise einzusetzen. Die dadurch erzielte Erweiterung der Ausdrucksformen erlaubte es Künstlern, ihr Publikum unmittelbarer mit der Emotionalität der Musik zu konfrontieren. Das bedeutet – entgegen einem typischen Missverständnis – allerdings nicht, dass Free Jazz auf lyrische Momente oder melodische Formen komplett verzichten würde. Tatsächlich finden sie sich bei fast allen Free Jazzern, denn nur ganz wenige Musiker verzichten darauf, in irgendeiner Art und Weise eine Balance zwischen radikaler Experimentierfreude und Zugänglichkeit zu schlagen.

{image}Das gilt auch für den amerikanischen Saxophonisten Tony Malaby, der im Verlauf seiner Karriere beispielsweise schon in Charlie Hadens Liberation Music Orchestra oder Paul Motians Electric Bebop Band gespielt hat. Am Tag der Deutschen Einheit eröffnete er mit seinem Tamarindo-Trio, bestehend aus Bassist William Parker und Schlagezeuger Nasheet Waits, das diesjährige Enjoy Jazz Festival in der Alten Feuerwache in Mannheim.

Tony Malaby spielt an diesem Abend nur ein einziges knapp fünfundsiebzigminütiges Stück. Das erlaubt ihm, alle Spielarten des Free Jazz methodisch aus dem düster brodelnden, fast hypnotischen Auftakt zu entwickeln. Getragen von der exzellenten Rhythmusgruppe windet sich das Stück langsam empor und entlädt die dadurch erzeugte Spannung in einem Feuerwerk musikalischer Ideen. Diese sind in fast systematischer Weise voneinander getrennt, sodass sich manchmal der Eindruck entwickelt, das Stück sei etwas zu offensichtlich strukturiert.

{image}Dennoch ist die Musik ausgesprochen lebendig, lebt von der Abwechslung zwischen wilden, ekstatischen Passagen und ruhigeren Momenten, die besonders auf dem Sopransaxophon gut zur Geltung kommen. Überhaupt scheint dieses Instrument Tony Malaby im Vergleich zu seinem Altsax eine größere klangliche Bandbreite zu ermöglichen. Der lyrische, fast tänzelnde Klang wird mit einem durchdringenden, intensiven Sound kontrastiert, zu dem die Rhythmusgruppe mal ein fast zärtliches, gelegentlich aber auch ein hartes, dynamisches Fundament liefert. Trotz seiner vielfältigen Ausdrucksformen ist das Spiel des Trios und vor allem von Malaby relativ geradlinig und unmittelbar.

Durch die klaren Strukturen seiner Musik spricht Tony Malaby der oberflächlichen Behauptung Hohn, Free Jazz sei lediglich unstruktierter Lärm. Wenn man vermag, das manchmal schroffe Äußere der Musik zu durchdringen, dann offenbart sich ein ganz anderes Bild. Das Publikum in der Alten Feuerwache quittiert den Auftritt von Malaby jedenfalls mit langanhaltendem Applaus.

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