Steve Cradock Live 2011
Foto: Stefan Dürr

Steve Cradock Live 2011 Foto: Stefan Dürr © Stefan Dürr

Der Gitarrist von Ocean Colour Scene und Paul Weller ist mit seinem zweiten Soloalbum "Peace City West" unterwegs. Er überzeugt in Frankfurt als Frontman und Songwriter mit namhaften Mitmusikern.

{image}Steve Cradock ist in den letzten 20 Jahren ein regelmäßiger Gast auf deutschen Bühnen gewesen, Zehntausende haben fasziniert seinen überaus eleganten Gitarrenlicks gelauscht. Hunderttausende gar haben hierzulande Platten gekauft, auf denen er maßgeblich beteiligt war. Richtet man den Blick nach UK, kann man diese Zahlen mit dem Faktor 10-20 multiplizieren und kommt dann etwa in die richtige Region. Warum er unter seinem Namen trotzdem noch ein Geheimtipp ist? Die Antwort ist, weil der Gitarrist und Songwriter von Ocean Colour Scene und langjährige Sideman von Paul Weller, der auch schon ein gefragter Studiomusiker von Liam Gallagher, Amy McDonald oder Paolo Nutini war, erst jetzt mit seinem Soloprojekt auch zu uns auf Tour kommt.

{image}Das Konzert beginnt mit einem kurzweiligen Soloauftritt von Andy Crofts, dem Sänger und Gitarristen von The Moons, der in Cradocks Band Bass spielt (und bei Weller Keyboard!). Er greift dabei auf Höhepunkte des ersten The Moons-Albums Life On Earth, neue Songs vom noch nicht erschienenen Nachfolger und zwei Beatles-Songs zurück (No reply und You've got to hide your love away), die vom Publikum begeistert angenommen werden und nicht das letzte Tribut an die Fab Four des Abends bleiben sollten. Während Crofts als Support zweimal den Lennon gab, verwandelte er sich dann am Bass in McCartney und fügte dem Bandsound viele typische Beatles-Basslinien hinzu.

Cradock startete mit seiner aktuellen Single Last days of the old world, um danach erst einmal ausgiebig Songs aus seinem Solodebüt The Kundalini Target zu spielen. Die zweite Hälfte seines Sets wurde dann von dem aktuellen Album Peace City West dominiert. Seine Band besteht aus Mitgliedern von The Computers, The Moons und nicht zuletzt seiner Frau Sally, die in bester Linda McCartney-Tradition die Keyboards und Backingvocals dazusteuert. Das Miteinander wirkt vertraut, ja gar familiär, als hätten die Cradocks ihre Freunde eingeladen, um mit ihnen durch die Lande zu ziehen. Während Sally an diesem letzten Tourabend ziemlich heiser ist, überzeugt Steve als Leadsänger überraschend gut. Viele Effekte sind in seine Stimme gemischt, aber die hätte es, wie es in ruhigen Momenten deutlich wird, nicht gebraucht.

{image}Gegen Ende der Show dreht er dann seine Gitarre immer lauter, sodass bei den letzten Songs seine Akkorde alles im Sound unter sich begraben. Wer allerdings dabei so ausgelassen abgeht wie der 42-jährige Birminghamer, punktet auch in solchen Momenten. Aber auch zuvor schon steckt die Band eine Menge Energie in den Auftritt. Der zweite Gitarrist, Fred Ansell, steht barfuß auf der Bühne und haut in die Saiten, dass gleich zwei von ihnen reißen. Cradock selbst erlebt das gleiche Schicksal, sodass der eine Roadie, der für die Band Mädchen für alles zu sein scheint, ständig rote Gibson ES-335s austauschen und wiederherstellen muss.

Als finale Zugabe steigert sich die Band in ein selten gehörtes Cover: I want to hold your hand, das im Refrain gar "Komm gib mir deine Hand", den deutschen Text, den die Beatles 1964 aufnahmen, zitiert. Nach den beiden schönen Alben stellte Steve Cradock unter Beweis, dass er auch auf der Bühne als Solokünstler überzeugen kann – dass er ein großartiger Gitarrist ist wussten wir ja bereits!

Setlist:

Last days of the old world | Running away | The apple | Beware of falling rocks | On and on | It's transcendental | The clothes they stood up in | Still trying | The pleasure seekers | Finally found my way back home | Kites rise up against the wind | My scooter sits idle | Only look up when you're down | Steppin aside | I man

Zugaben: You paint your picture | I wanna hold your hand / Komm gib' mir deine Hand

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