video shoot "Twilight"
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video shoot "Twilight" by christopher rausch © set alight 2011

Wie haben The Bonny Situation die neu gewonnene Labelunterstützung auf ihrem zweiten Album umgesetzt? Ist Signalis' neue Ep wirklich ein Unikat? Lassen Set Alight den Funken überspringen? Werden A5 Richtung Wir die neuen Pur? Sind StereoDrama nicht doch eine Komödie? Das waren die Fragen, die sich unsere Redakteure über die aktuellen Veröffentlichungen der regioactive.de-Bands gestellt haben. Die Antworten gibt es in der aktuellen Ausgabe von "aufgelegt".

Set Alight – Sparks | Eigenvertrieb

{image}Dem geneigten Hörer präsentiert sich mit dem Debütalbum Sparks von Set Alight fast ein Prachtexemplar des Indierocks deutscher Schule. Die elf Songs wirken durchstrukturiert, Up-Tempo-Parts wechseln sich mit tragenderen, fast ruhigen Abschnitten ab. Das klassische Hook-Line-Sinker-Prinzip wird konsequent umgesetzt, wodurch die Songs einerseits tadellos funktionieren, andererseits aber auch nicht wirklich überraschen. Die Melodien werden vor allem von den Gitarren getragen, akzentuiert von Synthieffekten und getrieben von einem durchaus tanzbar ausgelegten Schlagzeug. Bisweilen traut sich auch der Bass in den Vordergrund und verdichtet den Beat, was die Songs zielstrebig auf die Tanzfläche lenkt. In diesem stimmigen, strukturierten Bild bricht jedoch immer wieder die Stimme auf der textlichen Ebene ein. Der Rhythmus der Worte wirkt eher gedehnt und passt sich selten der treibenden Vorgabe von Schlagzeug, Gitarre und Bass an. Auch inhaltlich sind die Texte eher schwach aufgestellt. Der Versuch, der üblichen Sinnleere tanzbaren Indies entgegenzuwirken, ist zwar löblich, jedoch gelingt es Set Alight nicht, über das Niveau bloßer Floskeln hinauszukommen. Innerhalb des Horizonts des Indierocks durchaus ein gutes Album, leider scheitert es aber daran, tanzbaren Indierock mit gehaltvollen Texten zu paaren.
Wertung: +++ (Georg Holfelder)

The Bonny Situation – Passengers 2007-2011 | Le Fink Records

{image}Die Duisburger Band The Bonny Situation verfügt über eine klares künstlerisches Konzept: Auf ihrem neuen Album Passengers zelebrieren sie ihren epischen Indie-Power-Rock, der von der großen musikalischen Geste lebt. Im Gegensatz zu anderen Bands dieses Genres wissen The Bonny Situation ihren Hang zum Pathos und Bombast durch eine Affinität für eingängige Popmelodien auszugleichen. Die Band veröffentlicht zudem keine endlosen Epen, sondern übt durch die Beschränkung auf elf ungefähr vierminütige Songs erfreuliche Zurückhaltung. Musikalisch steht die ausdrucksstarke Stimme von Sänger Benjamin Francis Santiago im Mittelpunkt der Lieder. Sie wird durch einen Breitwand-Gitarrensound und eine variable Percussion akzentuiert. Allein die gelegentlich zu aufdringlich-synthetisch klingenden Keyboards wirken in manchen Liedern wie ein Fremdkörper (beispielsweise in Thermometer). Viel wichtiger ist jedoch, dass The Bonny Situation mit Songs wie NeonRiverBoat, Tangled Mass, Two, Beat & Strobe Light und After All ihre Fähigkeit zur Komposition ebenso ausdrucksstarker wie eingängiger Lieder eindrucksvoll unter Beweis gestellt haben. Aus diesem Grund lohnt sich die Anschaffung von Passengers.

Wertung: +++1/2 (Daniel Nagel)

Signalis – Unikat | Eigenvertrieb

{image}Der EP-Titel Unikat ist übertrieben, denn die Musik von Signalis ist nicht gerade einzigartig: geliefert wird deutschsprachiger Indiepop. Das ist aber kein Grund, negativ zu werten. Vor allem auch deshalb, weil die Band aus Mannheim auf die Fehler verzichtet, die viele andere machen. Die Songs sind schnell und tanzbar, die Texte unpeinlich. Andere Bands texten kryptisch und pseudointellektuell und machen aus ihren Songs schnulzige Balladen. Das Genre verkommt so zum neuen Schlager für den jungen und dynamischen Spiegel-Leser. Signalis bleiben dagegen fast immer auf der Spur und halten das Tempo hoch. Wobei "fast" hervorzuheben ist, denn einen Ausrutscher gibt es leider doch. Mit der Ballade Heilig hat die Band ein Stück auf die EP gepackt, das vor allem durch seine triefende Schnulzigkeit auffällt. Sänger Patrick Unrath steckt so viel Gefühl in jedes "Du" und "Leben", dass seine Stimme zu versagen droht. Das ist sehr schade, besonders weil die Band auf dem titelgebenden Track Unikat zeigt, wie man ein ähnliches Thema viel lebhafter inszenieren kann. Signalis sollten sich darauf konzentrieren und den langweiligen Herzschmerz den anderen überlassen.

Wertung: ++++ (Stefan Berndt)

A5 Richtung Wir – Für immer diese Stadt | Modern Post Records

{image}A5 Richtung Wir erklären den Gesang und das gesprochene Wort auf ihrem Debütalbum zum zentralen Element. Leider werden die Texte diesem Anspruch nie gerecht. Sie leiden unter schiefen Bildern und anderen Seltsamkeiten. Wenn es beispielsweise in Letzte Ausfahrt: September heißt: "Die Blume in mir ist verwelkt und ganz scheu" muss man sich sehr zusammenreißen, um den Song ernst zu nehmen. Dem stehen die Kompositionen gegenüber – hier zeigt sich das Talent der Band. Da schleppt sich die Melodie durch den Song, nur um sich daraufhin in die Höhe zu schrauben. Wenn sich dieses Können dann mit guten Texten verbindet, entstehen tolle Passagen, die man gerne öfter hören möchte. Im titelgebenden Song Für immer diese Stadt wird das über das leise Klavierspiel erreicht, das in einen treibenden Refrain mündet, zu dem Sänger Nicolas Kuri "Hast du geglaubt, dass das hier für immer ist?" ständig wiederholt. Das wird dann jäh durch einen Monolog durchbrochen, dessen Gefühlsduseligkeit nur von seiner Langeweile übertroffen wird. Dieses Wechselspiel zieht sich durch das gesamte Album, das an der Textlastigkeit leidet. Diese Band kann mehr, ihr Zweitwerk wird hoffentlich entspannter.

Wertung: ++ (Stefan Berndt)

StereoDrama – Red Light District | Eigenvertrieb

{image}Es gestaltet sich bei der Besprechung eines Albums immer als hilfreich, zu Beginn einen Bezug zwischen Albumtitel, Bandname und der Musik herzustellen. Greift man diese Technik bei StereoDrama auf, kann man bestenfalls auf einen dramatischen Inhalt hoffen. Vier Titel und ein Intro umfasst die EP Red Light District der Karlsruher Kombo, was etwas wenig Raum für Dramatisches lässt. Musikalisch zwischen Punk-Rock und Indie anzusiedeln, halten die Songs musikalisch wenig Überraschungen bereit. Weder der Titeltrack noch Rage Pain Lies Cries bestechen durch besondere Arrangements, Riffs oder Texte. Taken, der vierte Track auf dem Album, greift dann Ska-Elemente auf, um den von der Band proklamierten "Dance-Rock"-Aspekt zu unterstreichen. Der letzte Song Fake kippt dann aber doch noch den bisher eher beliebig bis flachen Eindruck und hat neben einem catchy Riff auch eine abwechslungsreichere Struktur. Dazu kommt ein zwar nicht unbedingt innovativer, aber durchaus tanzbarer Beat, der durch einen Singalong-Part ergänzt wird. Insgesamt eine mäßige EP, zwar mit etwas gutem Willen tauglich für die Disko, aber nichts Essentielles für eine Sammlung.

Wertung: ++ (Georg Holfelder)

 

Und so werten wir:

+

da lohnt noch nicht mal Piraterie

++

hier mangelt es an einigen Ecken und Enden

+++

solides Album mit Tendenz nach oben

++++

in allen Punkten bestanden

+++++

diese Platte könnte den Durchbruch bedeuten