Die Felsen (Jazz & Joy, Worms, 14. August 2011)

Die Felsen (Jazz & Joy, Worms, 14. August 2011) © Daniel Nagel

Der Sonntag bei Jazz & Joy brachte mehr hervorragenden Besuch bei wunderbarem Wetter, konnte das musikalische Niveau des Vortags jedoch nicht ganz halten.

{image}Da Worms glücklicherweise auch am Sonntag von Gewittern und Regen verschont blieb, stand dem Musikgenuss auch am dritten Tag von Jazz & Joy nichts im Wege. Zum Auftakt des Nachmittags unterhielten Die Felsen ihr Publikum an der Jugendherberge mit solidem deutschsprachigem Pop-Rock. Gastone ließen sich von einer mehrfach als "Horror" bezeichneten Anreise aus Liechtenstein nicht entmutigen und spielten eine lebhafte Mischung aus Blues, Rock und Folk. Als glänzende Entscheidung erwies sich die Ergänzung der Band um Sänger/Songwriter Giuseppe Porrello durch Posaune und Percussion, die Porrellos rauchige Stimme glänzend ergänzte und der Musik eine zusätzliche Dimension verlieh. Das Publikum erschien und verweilte zahlreich und applaudierte dem gelungenen Auftritt.

{image}Stattdessen hatte die Koblenzer Band Erin Mühe das Publikum für sich zu gewinnen, was weniger an der Güte ihrer Musik als an deren ruhiger, introspektiver Stimmung lag. Die Dominanz von Balladen, von langsamen Tempi im Allgemeinen wirkte auf Dauer etwas eintönig und stieß bei den Zuschauern auch nicht auf die rechte Resonanz.

Im Andreasstift trat derweil der deutsche Vibraphonist Florian Poser mit seinem Trio auf, zu dem sich als Gast der polnische Akkordeonist Cezary Paciorek gesellte. Bei manchen Zuschauern wurden daraufhin Erinnerungen an den sensationellen Auftritt des französischen Akkordeonisten Richard Galliano vor vielen Jahren wach. Paciorek aber ist weder ein extrovertierter Virtuose, wie Galliano es ist, noch ein herausragender Solist und beschränkt sich im Wesentlichen darauf, die Musik des Trios zu kolorieren. Obwohl die Musik von Florian Poser und Band durchaus ansprechend ist, fehlt ihr doch die letzte Leidenschaft, die sie zu etwas Besonderem machen könnte.

{image}Insgesamt bot aber auch der Sonntag abwechslungsreiche Unterhaltung, wenn auch auf etwas niedrigerem musikalischen Niveau als der Samstag (wir haben darüber berichtet). Zum Erfolg trug sicherlich das hervorragende Wetter bei, aber auch die Tatsache, dass Jazz & Joy seit vielen Jahren breiten Zuspruch in der Wormser Bevölkerung findet. Im nächsten Jahr wird das Festival erneut zu einem anderen Termin stattfinden, nämlich Anfang Juli. Es ist zu hoffen, dass damit die Terminwechsel ein Ende finden.

{image}Bezüglich der Auswahl der Künstler besteht jedoch weiterhin Verbesserungsbedarf. Während die jungen, mehrheitlich regionalen Bands im Wesentlichen überzeugten, sollten sich die Organisatoren dazu durchringen, dem modernen Jazz in all seinen Spielarten im Andreasstift den Vorzug gegenüber dem enervierendem Mittelalter-Quark von Between The Times und ähnlichen Verirrungen zu geben. In Bezug auf das Programm auf dem Platz der Partnerschaft sollte man das Geld besser investieren als in den komplett überforderten "Soulsänger" Steffen Morrison oder den furchtbaren Blues-Rock von Ana Popovic, die den Jimi Hendrix-Klassiker House Burning Down grausam meuchelte. Die Entscheidung verstärkt auf erfolgreiche deutsche Künstler wie Chapeau Claque, Selig und Joy Denalane (deren Auftritt in einem gesonderten Artikel behandelt wird) zu setzen, hat sich hingegen bewährt.

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