Joy Denalane (Jazz & Joy, Worms, 14.8.2011)

Joy Denalane (Jazz & Joy, Worms, 14.8.2011) © Daniel Nagel

Joy Denalane – allein durch ihren Vornamen war das deutsche Aushängeschild in Sachen Soul eigentlich schon prädestiniert für das "Jazz & Joy" in Worms. Ihr Auftritt auf der Hauptbühne markierte das große Finale des dreitägigen Festivals, das rund um den Dom stattfand. Live präsentierte die Soulqueen eine ausgewogene Mischung aus Schlafzimmer-Soul und feurigem Funk.

{image}Gleich mit einem Doppelschlag meldete sich Deutschlands einzige Souldiva 2011 zurück. Erst gab Joy Denalane im Frühjahr ihr Beziehungscomeback mit Max Herre bekannt, nur wenige Monate später veröffentlichte sie mit Maureen ihr nunmehr drittes Album. Im Fokus der Platte stehen nach Ausflügen ins Englische erstmals wieder deutschsprachige Texte, zudem stimmte Denalane auch musikalisch wieder gemeinsam mit Herre an. Also alles wieder gut, dementsprechend strahlend erschien Joy auf der Bühne vor der eindrucksvollen Wormser Dom-Kulisse. Mit Niemand (Was wir nicht tun), dem Opener ihres neuen Albums Maureen, eröffnete die 38-jährige die abendliche Soul-Gala. Begleitet wurde die mit goldenen High Heels und Diana-Ross-Mähne anmutig und stilvoll über das Bühnenparkett schreitende Joy von einer siebenköpfigen Band.

{image}Obwohl Max Herres Stimme für den Chorus lediglich vom DJ eingespielt wurde, empfahlen sich ihr Drummer, Bassist und Gitarrist mit Flauschebart und Landstreicherhut gleich für den nächsten Max-Herre-Doppelgängerwettbewerb. Munter, aber noch etwas schüchtern, wechselte Denalane zwischen neuen (Wo wollen wir hin von hier?) und älteren Songs (Was auch immer) hin und her. Trotz leichter Heiserkeit erklomm sie die Tonleiter mit Leichtigkeit und traf auch die höchsten Töne. Zur Belohnung forderte Joy einen Soul-Clap vom noch etwas verzaubert wirkenden Publikum ein.

Mit dem druckvollen HipHop-Track Heaven Or Hell, den Denalane gemeinsam mit Wu-Tang-Rapper Raekwon für ihr Album Born & Raised aufgenommen hat, und einem funkigen Remix von One in a Million sorgte sie anschließend für deutlich mehr Schwung. Ein "modernes Drama in drei Akten" präsentierte Joy anschließend mit Der Tag ist nah, Nie wieder, nie mehr – wobei sie den Part von Julian Williams kurzerhand selbst übernahm – und Frei. Sollte Max Herre den Treueschwur Bin und bleib dein fahrlässigerweise erneut übergehen, hatte Joy in der Nibelungenstadt mit ihrem Charme bereits genügend Männer um den Finger gewickelt, die der bezaubernden Ausstrahlung der Soulqueen treu erlegen waren.

{image}Bei intimer Atmosphäre geleitete Joy Denalane das Publikum mit entspannten Slow Jams in die hereinbrechende Nacht. Schlafzimmer-sleazy räkelte sie sich dazu wie eine Grazie im Takt der federleichten Midnight-Grooves. Erst die Bläser-Sektion leitete mit immer ausgedehnteren Saxophon- und Trompeten-Soli allmählich den Übergang zum Funk-geladenen Schlussteil über. Für Im Ghetto Von Soweto entflammte die Soul-Fackel noch einmal und peitschte das Publikum mit einer energiegeladenen Performance voran. Der Dom wurde jetzt zum Panorama einer Soul-Explosion. Als Zugabe widmete Joy erst das Heatwave-Cover Happiness an ihren Vater George Denalane, um anschließend mit dem von Nas inspirierten Song Wem gehört die Welt ihre HipHop-Wurzeln offenzulegen. Ein würdiger Abschluss eines gelungenen Festivals.

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