The Intersphere

The Intersphere

The Intersphere sind vier Jungs aus Mannheim, die bereits zweimal bei Rock am Ring die Massen in ihren Bann zogen. Auf dem aktuellen Album "interspheres>atmospheres" zeigen sie, wie gut sich atmosphärische Klänge mit jeder Menge Spaß verbinden lassen. Bei der vorletzten Station ihrer jüngsten Tour mit Dioramic und Caesars Rome hatten wir Gelegenheit, ein Interview mit Moritz Müller, Thomas Zipner und Christoph Hessler zu führen.

{image}regioactive.de: Seit Mitte Mai seid ihr mit Dioramic und Caesars Rome (Ex-Lion and the Wolf) auf Tour. Entsprach bisher alles euren Erwartungen oder gab es irgendwelche Überraschungen, vielleicht sogar Konfliktsituationen?
Moritz Müller: Vom ganzen Team her läuft es sehr entspannt, vor allem, weil wir die Engländer vorher gar nicht kannten. Da weiß man nie so genau, wie das auf engem Raum ist, aber es war super. Wir verstehen uns sehr gut und das macht Spaß!
Zuerst hattet ihr Dioramic ins Line-Up geholt und erst zum Schluss kam Caesars Rome hinzu. Wie kam diese Entscheidung zustande, sie noch mit aufzunehmen?
Christoph Hessler: Hauptsächlich ging es darum einen Austausch zu machen, damit wir auch mal in England spielen können. Wir fanden die Musik sehr passend und haben sie gefragt, ob sie Bock haben, weil sie in England auch ein sehr gutes Netzwerk haben, das wir wiederum nutzen können.

Und das läuft?

Christoph: Ja, wir kennen uns jetzt seit einer Woche, haben vorher nur telefoniert und es ist sehr entspannt.

{image}Wer kam eigentlich auf die Idee, die Tour so zu gestalten: ohne Headliner und mit wechselnden Spielzeiten?

Moritz: Das war Christoph, sag ich jetzt mal, denn es ist immer schlecht, so was von sich selbst zu behaupten. Du musst die Schuld auf dich nehmen, du hast das Ganze angezettelt.

Christoph: Ja, ich fand die Idee cool, einfach die Energien zu nutzen und mit mehreren Bands auf Tour zu gehen, die selbst eine Fanbase mitbringen, also bis auf die englische Band. Man kann sich das Equipment teilen, oder den Bus. Auf der einen Seite ist das natürlich teuer, aber dafür sind wir jetzt viel luxuriöser und komfortabler unterwegs als vorher mit Sprinter und auf dem Boden pennen. Das ist genau das, was wir die letzten fünf Jahre eigentlich gemacht haben und die Idee war, dadurch eine viel entspanntere Tour hinzubekommen, wo man sich alles teilt: Techniker, Equipment, Schlafplatz (lacht).

Thomas Zipner: Fünf Betten für 15 Leute.

Ihr werdet oft mit Muse, Dredg und Incubus verglichen. Findet ihr diese Vergleiche okay?

Moritz: Das ist der Bestfall! Das ist Mucke, auf die wir stehen – also vor allem Muse – und was wir auch privat hören. Wir versuchen natürlich nicht wie eine andere Band zu klingen. Es lässt sich oft nicht vermeiden, dass man irgendwelche Elemente übernimmt, die angesagt sind und wenn das der Fall ist und das irgendjemand raushört, dann können wir auch nichts machen. Letztendlich denke ich, dass das seinen eigenen Style hat.

Prodigy Composer handelt von Eltern, die ihre Kinder nicht unterstützen. Wurdet ihr von der Familie und Freunden unterstützt?

Moritz: Bei mir war es so, wie war es bei euch?

Thomas: Bei mir definitiv auch! Sonst hätte ich das ja auch nicht machen können.

Christoph: Bei mir war es grundsätzlich auch so, aber es sind nicht alle Geschichten persönlich zu nehmen, die in den Texten vorkommen. Oft schreibe ich Texte über Menschen, mit denen ich befreundet bin und mit denen ich viel zu tun habe. Es ist nicht alles autobiographisch, bei mir selbst war das ganz normal, aber was heißt normal? Ich wurde auch unterstützt, meine Eltern haben mir immer geholfen.

Was würdet ihr jungen Menschen raten, die nicht unterstützt werden? Die das Gegenteil von euch erfahren haben?

Christoph: Naja, was will man raten? Es ist immer schwierig und es hängt ganz von der Situation ab und keiner hat eine Allheilformel, die bei jedem funktioniert. Jeder Mensch funktioniert anders und man muss einfach den richtigen Weg finden. Musik ist nicht dazu da, um jemanden den rechten Weg zu weisen. In den Texten geht es meistens um verschiedene Möglichkeiten, wo es denn hingehen könnte.

Wie stark steht man als Band unter dem Druck einem Idealbild oder bestimmten Erwartungen zu entsprechen? Wie geht ihr damit um?

Christoph: Davon darf man sich überhaupt nicht beinflussen lassen. Ganz wichtig bei der Band war immer, dass sie ihr Ding durchgezogen hat. Egal wer kommt, es gibt immer Leute, die sagen: Hey, mach das, das verkauft sich viel besser, das ist cooler, mach dir mal die Frisur so, zieh mal ein T-Shirt von der Marke an, singt doch auf Deutsch. Es kommt alle fünf Minuten so ein Hansel um die Ecke und versucht dir zu erzählen, wie es besser geht.

{image}Euer Song Early Bird behandelt das Thema, immer besser sein zu wollen und unerreichbaren Ziele nachzueifern, wobei parallel künstliche Bedürfnisse befriedigt werden sollen.

Christoph: Bei Early Bird ist es Konsumkritik. Das war letztendlich der ausschlaggebende Punkt für den ganzen Song. Die Leute mit iPad, iPhone und die immer das neueste Teil in der Hose haben. Wir haben gestern in Berlin gespielt und dort ist es ziemlich krass. Jeder geht nach Berlin, die ganzen "hippen Kinder" wie man sagt, und lebt dort aber von 200 Euro im Monat. Wir haben in der Stadt immer die obervollste Gästeliste, weil jeder versucht umsonst auf die Konzerte zu kommen, da keiner bereit ist irgendwas zu zahlen. Unser Merch-Verkauf läuft in Berlin immer ziemlich beschissen und das finde ich ganz lustig und das ist genau der Punkt: Jeder dort hat irgendwie den neuesten Chic am Start aber lebt dort....

Moritz: Keine Wohnung aber ein iPad!

Christoph: ...von Döner und Billig- Pizza!

Moritz/Thomas: Ja!

Christoph: Ganz komisch!

Was wollt ihr noch alles erreichen. International durchstarten?

Christoph: Genau! Das ist der nächste Schritt, auf jeden Fall auch international Gas zu geben.

{image}Schon konkrete Pläne?

Moritz: Der Austausch mit den Engländern ist schon ein erster Schritt, dass man vielleicht eine Tour zusammen durch England macht. Das ist ein wichtiger Markt. Wir haben auch schon Konzerte in Rumänien, Zagreb oder Benelux gegeben. Witzig ist, dass wir in anderen Ländern ganz verschieden aufgenommen werden und egal wo man hinkommt ticken die Leute überall anders. Wir haben nur selten die Möglichkeit auch im Ausland zu spielen und das ist schon was Besonderes.

Christoph: Aber ich glaube das ist in jedem Land gleich. Hier in Deutschland haben wir auch die ganzen englischen und amerikanischen Bands und die haben den Bonus, dass sie einfach aus diesen Ländern kommen. Da werden sie komplett anders aufgenommen. Die Leute denken, die müssen toll und groß sein, obwohl das in den meisten Fällen gar nicht so ist. Aber der Plan ist auf jeden Fall ins Ausland zu gehen und dort mehr zu spielen. Aber es hängt auch damit zusammen, wie die Platte dort veröffentlicht wird. Macht keinen Sinn, wenn du nach Spanien gehst, da tourst und die Platte ist nicht erhältlich.

Reden wir über zwischenmenschliche Beziehungen. In Ghostwriter singt ihr über einen Menschen, der stirbt und durch die Worte anderer weiterlebt. Du hast gesagt nicht alle Songs sind autobiographisch, aber was bedeutet euch dieser Song im Speziellen?

Christoph: Die Texte sind von mir. Deshalb ist es natürlich immer schwierig, die Jungs da miteinzubeziehen, weil die nicht ganz auf der emotionalen Basis dabei sind. Es ist nur emotional, wenn ihr den Song auf der Bühne spielt und ihn dann fühlt. Grundsätzlich bedeuten alle Songs viel für mich. Bei Ghostwriter ging es in der Tat um die Geschichte, dass jemand aus meiner Familie gestorben ist. Es geht um dieses Erinnerungsvermögen, wirklich alte Geschichten oder bestimmte Bilder, die immer wieder erinnern. Der Refrain ist da eigentlich eindeutig.

Könnt ihr euch vorstellen, wie die Rolling Stones "ewig" auf der Bühne zu stehen? Mit 70 als Rentner?

Moritz: Als Rentner braucht man nicht mehr auftreten, oder? Da hat man im Prinzip ausgesorgt. Ich glaub, das kann man nicht planen. Die Beatles haben nach zehn Jahren die Schnauze voll gehabt und hätten sich niemals vorstellen können, jemals wieder zusammen live aufzutreten, ohne uns jetzt mit den Beatles vergleichen zu wollen. (Anm: Thomas trägt ein Beatles-Shirt!) Aber ich denke, solange der Spaß da ist, solange die Energie da ist, ist alles möglich. Jetzt als "Jungspund" würde ich für mein ganzes Leben gerne spielen, aber man weiß ja nie in welcher Verfassung man in 50 oder 60 Jahren ist. Da wären wir ja auch fast 90... (alle lachen). Irgendwann hört es auf...

{image}Ihr arbeitet gerade an eurem dritten Album. Ein paar Stichworte dazu?

Thomas: Es ist schon fast alles aufgenommen, eigentlich. Es wird wieder ein bisschen härter, aber trotzdem weiterhin so atmosphärisch wie auf interspheres><atmospheres. Wir haben die Platte diesmal komplett live eingespielt. Es war super, weil es eine ganz andere Energie hat, eine richtige Bandenergie. Man fühlt, dass eine Band spielt und auch beim Einspielen ist das ein großer Unterschied. Man spielt nicht nur Takes, sondern man hat direkt den ganzen Song. Wir haben zwei Tage wirklich nur den Soundcheck gemacht, damit alles schon annähernd richtig wie auf der Platte klingt und es macht einfach ganz anderen Spaß und bei den Stellen, die cool sind, denk ich: Yeah, das ist richtig geil gerade! Das hört man einfach.

Wir bedanken uns für das Interview.

Band: Danke auch!

Alles zum Thema:

the intersphere