Die Söhne Mannheims (live bei Rock am Ring 2011 Samstag)

Die Söhne Mannheims (live bei Rock am Ring 2011 Samstag) © Thomas Galambos

Rund 90 Bands diverser Rock&Pop-Genres spielten am vergangenen Wochenende für ca. 84.500 Besucher lautstark auf. Die Ringrocker bewiesen Durchhaltevermögen und ließen sich durch den zeitweise strömenden Regen nicht vom Feiern abhalten. Und das alles friedlich. Neben grandiosen Auftritten von den Beatsteaks, Coldplay, The Kooks und anderen gab es noch eine Überraschung auf der Pressekonferenz: Der Headliner für das nächste Jahr steht bereits fest und bestätigte persönlich seine Teilnahme.

{image}Rock am Ring bedeutet Ausnahmezustand. Und das nicht nur für die Besucher, sondern auch für 700 Ordner allein im Außenbereich, die Fahrer der Media Shuttles, Rettungskräfte sowie alle anderen, die dort arbeiten. Sie alle trugen dazu bei, dass am Ring alles weitestgehend reibungslos ablief. Bei der guten Organisation von Rock am Ring lässt es sich zur Musik dann beruhigt abfeiern. Diesmal waren die Beatsteaks, Volbeat, The Kooks, Coldplay und auch Wolfmother die klaren Publikumslieblinge. Die Musik einiger der diesjährigen Headliner war melodischer, ruhiger und poppiger, als beim typisch deftigen Rock-Act, so z.B. bei Coldplay oder den Söhnen Mannheims. Das Publikum ließ sich aber nicht nur durch knallharten Rock, sondern auch durch deren tolle Liveshows begeistern.

{image}So mag es zum Beispiel einige überrascht haben, wie gut Hurts mit ihrer theatralischen und stilvollen Show ankamen. Theo und Adam hatten Verstärkung mitgebracht: Ein Opernsänger, dessen Gesang vom Publikum beklatscht wurde, sowie 4 Streicher und 2 Balletttänzerinnen. Theos Tweet zufolge waren auch Hurts selbst vom Openair begeistert. Sie waren ein guter Auftakt zu dem melodischen Samstagabend auf der Centerstage, die bei allen Auftritten ein großes Publikum anzog.

{image}Das Kontrastprogramm dazu fand auf der Alternastage statt: Dort folgte ein Abriss dem nächsten. Zum einen wäre da Hardcore von Caliban und Bring me the Horizon. Faszinierend, welch eine Stimme ein eher schlaksiger Sänger haben kann – so wie Andreas Dörner von Caliban. Dann wäre da noch Heavy Metal, unter anderem von Sevendust, die einen großartigen Auftritt hinlegten. Die überbordende Reaktion des Publikums, das der Band aus Georgia erwartungsvoll entgegengefiebert hatte, machte deren Sänger Lajon Witherspoon sogar ein wenig emotional. Apropos Sänger: Er beherrscht die Mischung aus melodiösem Gesang und Growling verdammt gut. Der Sound war perfekt und die Band gab alles. Wehe, das Publikum ließ nach! Ausruhen gab es nicht! Fazit dieses Auftritts: Echte Dankbarkeit und guter Metal ohne blödes Evil-Getue, dafür Gleichberechtigung: Wenn der Bassist nicht gerade mit den Damen flirtet, ruft der Sänger dazu auf, auch die "beautiful ladies" in den Circle Pit einzuladen. Genial!

{image}Später spielten auf derselben Bühne In Flames, die u.a. Songs von ihrem Album Sounds of a playground fading präsentierten. Den geneigten Fan erwartet hier zwar nichts Neues, aber dafür Gutes. Anders Fridén schrie sich die Seele aus dem Leib, als ob es kein Morgen gäbe. Das könnte theoretisch schrottig klingen, tat es aber nicht. Bleibt zu hoffen, dass dem auch so sein wird, wenn In Flames im Winter auf Tour nach Deutschland kommen.

{image}Bevor Rob Zombie das letzte Konzert des Festivalsamstags spielte, donnerten Korn gegen das aufkommende Gewitter an – und gewannen. Die Amerikaner spielten vor einem komplett mit Publikum gefüllten Festivalgelände, wo sich selbst vom strömendem Regen niemand beim Headbangen stören ließ. Wer jetzt denkt, dass nur Metalfans solch ein Durchhaltevermögen haben, liegt absolut falsch. Schon bei Coldplay harrten die Fans aus, wofür sie mit einer tollen Lightshow und einem Best of der Coldplay-Songs belohnt wurden. Daraus lässt sich schließen, dass nicht nur der eingefleischte Ringrocker, sondern das Gros des Publikums hartgesotten ist.

{image}Dieses Openair-Publikum ist nicht nur abgehärtet und ausdauernd, sondern richtig bunt gemischt: Zwischen Rock- und Metalfans im typischen Dress mischen sich auch Enten, Schweine, Affen, Hühner und Eisbären – genauer gesagt: Menschen, die als solche verkleidet sind. Die einen kommen extra schon mittwochs aus Süddeutschland angereist, um ihren angestammten Campingplatz zu verteidigen. Die anderen reisen spontan erst freitags an. Was sie allerdings alle gemeinsam haben, das ist die Lust aufs Feiern. Es hat den Anschein, als kämen die meisten Festivalgäste nicht wegen einer speziellen oder mehreren bestimmten Bands, sondern vor allem wegen der Atmosphäre.

{image}Die ist im Übrigen gigantisch und unbeschreiblich. Natürlich vermitteln Fernsehbilder einen guten Eindruck. Aber man muss wirklich selbst erlebt haben, wie sich mitten in einem Publikum von mehreren zehntausend Menschen zahlreiche große Circle Pits bilden, oder wie ein Publikum dieser Größenordnung die Arme im Takt schwenkt und wie aus einer Kehle singt. Vor allem bei Volbeat, System of a Down und den Beasteaks zeigte sich die Gemeinschaftskehle immer wieder enorm textsicher. Aber was macht man, wenn man nicht gerade mitsingt, feiert oder während eines Auftritts den Rausch ausschläft?

{image}Da ist zum Bespiel Bungee-Jumping im Angebot. Und für jene, die zwar hoch hinaus und von weit oben alles sehen wollen (was mehr als beeindruckend ist!) aber nicht ganz so risikofreudig sind, gibt es den Jägermeister-Hochsitz. Der ca. zwanzigminütige Auf/Ausflug macht einen riesen Spaß und man genießt einen tollen Ausblick über das Gelände. Das freundliche Team sorgt mit Hilfe des beworbenen Getränks für gute Laune, Spaß und für eine ausgelassene Stimmung ca. 50 Meter über den Köpfen der Festivalbesucher. Was ist mit denen, die nicht dabei sein können? Für die ist natürlich auch gesorgt: SWR, DasDing, Einsplus, die ARD sowie der WDR sorgten dafür, dass viele der Auftritte übertragen wurden – weit über 1 Million Zuschauer und Zuhörer verfolgten die Livestreams. Und natürlich war Rock am Ring auch im Web 2.0 vertreten: Über Smartphones können sämtliche Bilder in einen Blog hochgeladen werden, über Twitter und Facebook kommen Kommentare aus der ganzen Welt. Das Rock am Ring-Feeling hat sich den Grenzen des Festivalgeländes längst entzogen.

{image}Totales Ring-Feeling bei Wolfmother: Sie gehörten zu jenen Bands im Line-Up des Festivals, die mehr oder weniger Selbstläufer sind – man weiß einfach, dass sie das Publikum unter allen Umständen begeistern werden. Neben Wolfmother war dies noch deutlicher bei den Beatsteaks zu beobachten, deren Auftritt extrem fulminant war. Metallica würden in diese Kategorie fallen, wären sie denn nur erneut dabei gewesen. Ersatz fürs metallische Brett lieferten einerseits Mastodon und zum anderen Volbeat, die beide herausragende Sets spielten. Bei Mastodon faszinierte die Musik an sich. Bei Volbeat der Bühnenaufbau und vor allem Micheal Poulsen, der – auch mit seiner Gestik und Mimik – ein bisschen den Stil von James Hetfield adaptiert zu haben scheint, diesen aber mit seiner eigenen charakteristischen Stimme verbindet. Nicht nur Poulsen, sondern die gesamte Band hatte sichtlich großen Spaß und das Publikum von Anfang an im Griff. Auch vor der Clubstage feierten die Menschen ab. Selbstverständlich durfte nicht nur gebangt, sondern auch getanzt werden, vor allem als Royal Republic ihren ordentlich tanzbaren Rock mit Disco-Elementen spielten. Selten sieht man ein dermaßen ausgelassenes und fröhliches Publikum.

{image}Zeit für ein Fazit: Auf der einen Seite gab es Bands wie letztgenannte, bei denen es ordentlich nach vorne ging, donnerte, rummste und krachte. Auf der anderen Seite dann Bands, bei denen die Fans auch mal zur Ruhe kommen konnten (u.a. Interpol, die die im Vergleich eher wenigen Zuhörer sanft in ihren Bann zogen). Leider auch Bands, die zwar gut sind, ihre Sets aber leicht halbherzig herunterspielten wie die Kings of Leon (der Zuschauerbereich leerte sich nach Sex on Fire merklich). Stimmgewaltige Sänger. Eine beeindruckende Atmosphäre. Das alles macht bereits heute Lust auf Rock am Ring 2012...

 

Alles zu Rock am Ring und Rock im Park 2006-2011 inkl. der aktuellen Fotos und Berichte zu den diesjährigen Zwilings-Openairs:hier entlang zum RaR/RiP-Special!

 

{image}Apropos nächstes Jahr... Headliner, Pressekonferenz... war da nicht was? Nachdem unter anderem der Veranstalter Marek Lieberberg eine positive Bilanz des diesjährigen Festivalverlaufs gezogen hatte und sich äußert zufrieden äußerte, hielt er ein Blatt Papier in die Höhe: Den Vertrag, der das Fest bei RaR 2012 zum 30-jährigen Jubiläum der Hosen amtlich macht. Campino, Andi und Kuddel bestätigten den Auftritt mit ihrem persönlichen Erscheinen. Somit steht bereits der erste Headliner fest. Was das übrige Line-Up angeht, so darf man gespannt sein. Laut Andre Lieberberg soll die Eklektik beibehalten und auf ein abwechslungsreiches Programm gesetzt werden.