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Joshua Redman ("James Farm" live in Mannheim, 2011) © Daniel Nagel

Der amerikanische Saxophonist Joshua Redman gastierte mit seiner neuen Band "James Farm" am vergangenen Sonntag in der Alten Feuerwache in Mannheim - und wurde mit Standing Ovations bejubelt.

{image}Die innige Beziehung zwischen Joshua Redman und Mannheim beruht sicherlich auch auf dem unermüdlichen Wirken Rainer Kerns, dem es immer wieder gelingt, Redman zu Auftritten in der Stadt zu bewegen – sei es bei Enjoy Jazz oder, wie am vergangenen Sonntag, zum einzigen Deutschlandkonzert im Rahmen seiner aktuellen Europatour. "Ich bin häufiger hier als zu Hause" ist sicherlich eine Übertreibung, aber die Zuneigung zwischen dem Mannheimer Publikum und Redman beruht auf Gegenseitigkeit, wie der Verlauf des Abends zeigen sollte.

{image}Joshua Redmans aktuelle Band James Farm (so auch der Titel des kürzlich erschienenen Albums) besteht außer ihm aus Pianist Aaron Parks, Bassist Matt Penman und Schlagzeuger Eric Harland. Redman will James Farm als Kollektiv und nicht als "Joshua Redman Quartet" verstanden wissen. Das Konzert liefert die Erklärung, denn das Repertoire der Band besteht aus Kompositionen aller Bandmitglieder. Damit ist jedoch auch eine der wenigen Schwächen von James Farm benannt, denn keiner der vier Musiker ist ein wirklich herausragender Komponist, dessen Stücke sich unwiderruflich im Gedächtnis festsetzten.

{image}Stattdessen begreift man James Farm besser als eine hervorragend harmonierende Gruppe, deren Stärke im intensiven Zusammenspiel besteht. Die vier Musiker praktizieren eine geradlinige und konzentrierte Herangehensweise, die stark in den klassischen Spielarten des Jazz der 1950er und 1960er verwurzelt ist und häufig als Post-Bop bezeichnet wird. Wenn Joshua Redman & Co kein musikalisches Neuland betreten, so bieten sie dennoch eine erfrischende Vielfalt an Stimmungen, zu der gefühlvolle Balladen ebenso zählen wie heftig swingender "heißer" Jazz. Es ist Ausdrucks von Redmans Klasse als Saxophonist, dass er diese unterschiedlichen Ausdrucksweisen allesamt beherrscht. Wenn man einen Augenblick den Eindruck hat, sein Spiel sei zu gefällig oder zu zahm, dann belehrt er den kritischen Beobachter im nächsten Augenblick mit besonders leidenschaftlicher Ausdrucksweise eines Besseren. Während Drummer Harland in seiner Kreativität Redman in nichts nachsteht, wirken Parks und Penman eher wie wenig auffällige Begleitmusiker, deren Stärke darin besteht, einen soliden Beitrag zum Bandsound zu liefern.

{image}Joshua Redman besitzt darüber hinaus die Fähigkeit, ein Konzert dramaturgisch geschickt zu gestalten und die Stimmung des Publikums richtig einzuschätzen. Als er am Ende Tempo und Intensität anzieht, danken es ihm die zahlreichen Zuschauer mit Standing Ovations. Allerdings zeigte sich ebenfalls, dass das schöne, warme Wetter seinen Tribut forderte. Noch vor der zweiten Zugabe eilen viele Besucher in den hinteren Reihen nach draußen, um die letzen Reste des sommerlich warmen Abends zu genießen. Joshua Redman beschwert sich nicht und verabschiedet sich nach etwas mehr als 90 Minuten unter dem tosenden Applaus der verbliebenen Zuschauer.

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