17 Hippies (live in Mannheim, 2011) Fotostrecke starten

17 Hippies (live in Mannheim, 2011) © Daniel Nagel

"Globalisten ersten Ranges", "die wahren Botschafter Deutschlands", "the new Berlin style" – das sind nur einige der Beschreibungen, mit denen die 17 Hippies in der Presse seit Jahren gelobt werden. Bei ihrem Gastspiel in Mannheim kam unser Autor zu einem anderem Schluss: In der Feuerwache erwartete die 17 Hippies ein hochgespanntes und geradezu euphorisches Publikum. Die mangelnde musikalische Substanz der Band stellte die Geduld der Fans jedoch auf die Probe.

Selten wurde eine Band mit mehr Begeisterung empfangen wie die 17 Hippies. Die Besucher in der gut gefüllten Alten Feuerwache sind kaum zu bremsen, als das Berliner Ensemble die Bühne betritt, nachdem es sich – glänzend inszeniert – mit einem sanften Folksong den Weg durch die Zuschauer gebahnt hat.

Dabei besteht das Publikum keineswegs nur aus jungen Leuten – auch zahlreiche ergraute Musikfans sind anwesend und reagieren kaum minder enthusiastisch. Die adrette Kleidung verrät es dem Beobachter: Wer nach einem Querschnitt des deutschen Bildungsbürgertums zwischen 20 und 65 sucht, muss lediglich ein Konzert der 17 Hippies besuchen.

Provinz ist überall

Wo sonst kann man eine Frau beobachten, die während des Konzertes einen Roman auf ihrem iPad liest? (Kein Witz!) Allein das lesbische Paar, das eng umschlungen tanzt, erhält den Glauben an das Land. Es ist durchaus verständlich, warum die 17 Hippies solchen Anklang finden. In einem Land, das fast gänzlich aus Provinz unterschiedlicher Intensität besteht, verkörpern die 17 Hippies eine Brücke zwischen europäischen bzw. globalen Formen der Folkmusik und dem Lokalen.

Ein Lied auf hessisch über den krawalligen Ausflug zur Kirchweih ins Nachbardorf steht neben französischen Chansons, iro-amerikanischen Folksongs, Balkan-Rhythmen und dezenter Orientalik. Die Musik der 17 Hippies ist ein großer Gemischtwarenladen, der sich weltmännisch gibt, aber seine Herkunft aus dem größten Dorf Deutschlands nicht verhehlen kann. Daher verwundert es nicht, warum die Band auch außerhalb Deutschlands ihre Fans hat: Provinz gibt es schließlich überall.

Längen in der Länge

So unterhaltsam die Musik der Berliner in kleinen Dosen auch sein mag, im Verlauf eines knapp zweistündigen Konzerts ergeben sich Längen, die selbst der hartgesottenste Fan nicht ignorieren kann. Die tanzbaren irischen Balkan-Rhythmen ermüden auf Dauer, da ein Gutteil der Lieder darauf abzielt, das Publikum rhythmisch anzutreiben – und zwar mit stets wiederkehrenden Methoden. Die ständigen Tra-la-las, na-na-nas, das rhythmische Klatschen und der auf der Stelle hüpfende Posaunist (Uwe Langner) vermitteln eine unfreiwillige Komik. Und auf die Frage, was besser ist als ein Akkordeon, antworten die 17 Hippies unverdrossen: "Zwei Akkordeons!".

Für eine Band, die schon so viele Alben veröffentlicht hat, verfügen die 17 Hippies über erstaunlich wenige Songs mit Wiedererkennungswert. Vieles in ihrer Musik zielt auf die oberflächliche Befriedigung der Geschmacksnerven, so dass nach einer Stunde eigentlich alles gesagt ist – und der Applaus spürbar an Intensität verliert.

Eine gute Kirmesband

Erschwerend kommt hinzu, dass die aus zwölf Musikern bestehende Band weder über einen herausragenden Sänger, noch über ein wirkliches Showtalent verfügt, das in der Lage wäre, die exzellente Anfangs-Stimmung des Publikums über einen längeren Zeitraum zu konservieren.

Die 17 Hippies setzten auf Showeffekte und die rhythmische Kraft des tanzbaren Folksongs, aber wenn man sie sich konzentriert anhört und nach der musikalischen Substanz sucht, dann stellt man schlicht fest, dass eine solche nicht vorhanden ist. Sie sind leider nichts weiter als eine gute Kirmeskapelle.

Alles zum Thema:

17 hippies