Cyminology

Cyminology © ECM Records

Als harmonische Einheit präsentierten sich Cyminology bei ihrem Konzert in Mannheim. Als heimlicher Star des Abends entpuppte sich Schlagzeuger Ketan Bhatti.

{image}Cyminology ist in erster Linie das Projekt der Sängerin Cymin Samawatie. Die Tochter iranischer Einwanderer verbindet persische Liebeslyrik mit Jazz und versucht dadurch – nach eigener Aussage – das Beste aus zwei Welten miteinander zu verbinden. Obwohl sie auf Farsi singt, wirkt ihr Gesang nicht sonderlich exotisch, Phrasierung und Intonation erscheinen westlichen Ohren keineswegs ungewohnt oder gewöhnungsbedürftig – abgesehen natürlich von der Unverständlichkeit der Sprache. Ihre Stimme ist klar und deutlich, nur selten improvisiert sie oder weicht vom vorgegebenen Skript ab. Stattdessen variiert sie Dynamik, indem sie den Abstand zum Mikrophon verändert. So schafft sie Räume, klingt mal entfernt, flüchtig, kaum hörbar und meistens auf elegante Weise direkt.

Für die musikalische Begleitung von Cymin Samawatie sorgen Benedikt Jahnel am Klavier, Bassist Ralf Schwarz und der in Indien geborene Schlagzeuger Ketan Bhatti. Seit einigen Jahren veröffentlichen Cyminology bei ECM und diese Verbindung erscheint aufgrund der wohldosierten Intensität der Musik folgerichtig. Die Band spielt stets maßvoll, exzellent strukturiert und schafft weit offene Klangräume, in denen die Töne, die nicht gespielt wurden, mindestens genauso wichtig sind wie die eigentliche Musik.

{image}Die Musik von Cyminology ist zu konventionell und vor allem zu maßvoll, um wirkliche Begeisterungsstürme hervorzurufen. Die große musikalische Harmonie innerhalb der Gruppe und Samawaties einnehmende Stimme vermag den Zuschauer aber doch, häufiger als man das vielleicht erwartet, zum Träumen und Eintauchen in ihre Klangwelten zu verleiten. Dennoch bleibt – gerade bei Samawatie – das Gefühl zurück, dass mehr Risiko, mehr offene Leidenschaft, mehr echte Improvisation und weniger fein ziselierte Muster geeignet wären, um einen wirklich spektakulären Eindruck zu hinterlassen.

Genau diesen Eindruck hinterlässt nämlich Schlagzeuger Ketan Bhatti. Ein böser Witz über Drummer besagt, dass es sich um Menschen handelt, die gerne mit Musikern abhängen. Im Fall von Bhatti könnte nichts von der Wahrheit weiter entfernt sein. Selten zeigte sich ein Schlagzeuger "musikalischer", behandelte sein Instrument liebevoller und entlockte ihm unentwegt überraschende und aufregende Klänge. Vom gewaltigen Sound der Bass Drum über das feine Streicheln der Trommeln bis hin zum Quietschen vermag Bhatti seinem Drum Kit alles zu entlocken. Bhatti spielt in der Band eine extrem wichtige Rolle, liefert er doch mit seinem musikalischen Wagemut einen Kontrast zum gelegentlich nur gefälligen Kammerjazz der übrigen Band. Es ist nicht zuletzt seiner Leistung zu verdanken, dass die Zuschauer in der Alten Feuerwache ihr Kommen nicht bereuen mussten.