Arun Ghosh

Arun Ghosh

Zum Abschluss der Brit-Jazz Week in der Alten Feuerwache präsentierte sich der englische Klarinettist Arun Ghosh nicht nur als herausragender Musiker, sondern auch als charismatischer Bandleader und begeisterte damit das Publikum.

Eine der faszinierendsten Möglichkeiten, die der Jazz bietet, besteht darin, genrefremde Musikstile wie Klassik, Rock/Pop aber auch Folk und Country aufzugreifen und im Kontext des Jazz zu verarbeiten. Nach dem Konzert von Rainer Pusch bot sich durch den Auftritt des Klarinettisten Arun Ghosh in der Alten Feuerwache zum zweiten Mal binnen weniger Wochen die Möglichkeit, die Verbindung süd-indischer Musik mit Jazz hautnah zu erleben.

Seine Verbundenheit mit dem indischen Subkontinent zeigt Arun Ghosh nicht nur in seiner Musik, sondern auch in den traditionellen langen Gewändern, die die Musiker seines Quintetts tragen. Neben Ghosh besteht es aus Liran Donin (Kontrabass), Pat Illingworth (Schlagzeug), Shabaka Hutchings (Tenor Sax) und Corey Mwamba am Vibraphon. Während Ghosh in seinem Spiel indische und westliche Einflüsse zu vereinen sucht, ist die übrige Gruppe dem "klassischen" Idiom des Jazz verhaftet.

Ritueller Tanz

Arun Ghosh beginnt mit zwei Stücken, "Aurora" und "Longside Lagoon" von seinem 2008er Album "Northern Namaste". Sie zeigen ihn als wilden, rituellen Tänzer, der sich wie ein Schlagenbeschwörer auf der Bühne windet und tanzt. Die Musik ist leidenschaftlich und wild: Der dichte Ensemblesound beruht auf dem Fundament der unauffälligen, aber effektiven Rhythmusgruppe, wird bereichert durch das Vibraphon, das der Musik eine zusätzliche Dimension verleiht und gekrönt durch Hutchings Saxophon und Ghoshs Klarinette.

Während Hutchings manchmal etwas lethargisch wirkt, um dann unvermittelt Tempo und Intensität enorm zu beschleunigen, spielt Ghosh durchgehend mit höchster Ausdrucksstärke und Leidenschaft, die er bisweilen bis zu Ekstase vorantreibt. Der Klang seiner Klarinette ist nicht rund und voll, aber auch nicht schrill und überzeichnet. Wie sonst auch sucht Ghosh den Mittelweg zwischen den Extremen ohne jedoch seine Musik mit Kompromissen zu verwässern.

Mehr Flüsse, mehr Feuer

Eine weitere Stärke seiner Musik besteht in Ghoshs Talent als Arrangeur. Er versteht es nicht nur, aus allen Rohren zu feuern, sondern auch lyrisch zu spielen. "River Song", von den Flüssen Bangladeshs inspiriert, überzeugt beispielsweise durch seine gelungene Dramaturgie und Ghoshs behutsam Intonation. Seine Vielseitigkeit beweist Ghosh nicht nur in seiner Musik, sondern auch in seinen in deutscher Sprache gehaltenen Ansagen.

Mit seiner natürlichen Fröhlichkeit, unbekümmerter Offenheit und schelmischen Witz ("Es gibt zwei Flüsse in Mannheim? Dann müssen wir "River Song" zweimal spielen") nimmt Ghosh das Publikum für sich ein und sorgt dafür, dass niemand die Feuerwache vor Ende des fast zweistündigen Konzerts verlässt. Zum Abschluss des regulären Sets spielt Ghoshs Quintett eine – Entschuldigung – feurige Version des Hendrix-Klassikers "Fire". "Wollt ihr mehr Feuer?", ruft er fragend ins Publikum. Ja, wir wollen!