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Peter Frampton (Live in Neu-Isenburg 2011) © Rudi Brand

Donnerstagabend überzeugte der Gittarengott und Godfather aller Live-Alben, dass eine in den 70ern gestartete Erfolgsgeschichte auch nach der Jahrtausendwende nicht enden muss. Ohne Sauerstoffflaschen oder sonstiger Hilfsmittelchen verwandelte Frampton die Hugenottenhalle ohne Ausfallerscheinungen oder größer Pausen in eine einzige, drei Stunden anhaltende Jamsession. Müdigkeitserscheinungen traten dagegen nur beim analog gealterten Publikum auf – Framptons Performance schien mit jedem Riff zuzunehmen.

Pünktlich, nach einem kurzen Darbietung seiner Handwerkskunst, wartete der prächtig ausgeleuchtete Frampton nach dem All-Eyes-On-Me-Prinzip mit Good News auf: Erstens spiele er eine "Very Long Show" und zweitens käme er im November zur 35. Jahrfeier des legendären Frampton Comes Alive Albums zurück – If you like it or not.

Was aber nicht heißen soll, dass Frampton sich nicht kräftig aus diesem Repertoire bediente. Er ließ es sich nicht nehmen, nach kürzester Zeit die noch starre Meute mit Frampton-Aushängeschildern wie Show Me The Way oder Lines On My Face zurück ins Jetzt zu holen.

Musikalische Zwangspausen zwecks Gitarrenwechsel, in denen teils untypische Stratocaster angekarrt wurden, nutze Pete, um sich als Stand-up-Comedian zu präsentieren. Dass Frampton Humor hat, zeigte er, indem er einem Roady mit süßlicher Stimme mitteilte, dass die vom Roady umgeschmissene Gitarre eventuell neu getuned werde müsse.

Die Setliste hielt neben typischen Greatest-Hits Ambitionen auch reichlich Platz für Neues parat. So fanden diverse Stücke aus dem aktuellen Thank You Mr Churchill Album wie Restraint oder Vaudeville Nanna and the Banjolelen neben Baby I Love Your Way oder I’m In You ihren Platz auf ihr. 

{image}Frampton schöpfte energetisch aus dem Vollen. Was man vom Publikum teils weniger behaupten konnte. Noch vor Spielbeginn war ein deutliches Murren über eine fehlende Bestuhlung der Hugenottenhalle zu vernehmen. Eine Tatsache die ein Blick in Richtung Bühne unterstrich, lichtert werdendes Haar so weit das Auge reichte.

Eine Eigenschaft die auch der Mann der Stunde teilte. Kaum verwunderlich, wenn man die Blütezeit Framptons runterrechnet. Hier wurden Mähnen gegen modische Kurzhaarschnitte und Lederkutten gegen Funktionsjacken eingetauscht – So What?

{image}Gegen Ende der Show schaffte Pete Frampton Platz im Rampenlicht und zollte seiner bis dahin im Bühnenschatten agierenden Band Tribut. Doch bevor Frampton das allseits ersehnte Do You Feel Like We Do auspackte, coverte er, vielleicht als Geste an seine teils entsprechend jüngeren Band, Soundgardens Black Hole Sun.

Als dann die berühmten Introklänge zu Do You Feel Like We Do erklangen, waren die teils viel zu ruhigen und bluessigen Passagen und Improvisationen vergeben und vergessen (die von findigen Fans geschickt zum Bierholen genutzt wurden).

Zum ersten Mal an diesem Abend kam eine echte Rockkonzertatmosphäre zustande. Selbstverständlich kam bei dieser Gegebenheit auch Framptons berüchtigte Roboterstimme zum Einsatz. Was durch lebhafte Ovationen gehuldigt wurde. Die anstrengenden zweieinhalb Stunden Stehen waren wie verpufft.

Jedoch wurde Frampton von vielen Zuschauern, die nach Do You Feel Like We Do die Beine in die Hand nahmen stark unterschätzt. Wenige Minuten später stand er mitsamt Band in aller Frische wieder auf der Bühne und schmetterte I Don’t Need No Doctor. Hier durfte dann noch mal jedes Bandmitglied persönlich mit dem Meister spielen und improvisieren.

Die Gelegenheit nutzte Pete auch gleich um seinen Bassisten Stanley Sheldon aus der Originalbesetzung von Pete’s Frampton Comes Alive Album zu huldigen, der nach jahrelanger Bandabstinenz endlich wieder an seine Seite zurückgekehrt war.

Zum endgültigen Abschied für diesen Abend und nach einer sagenhaften Spielzeit von fast drei Stunden griff Frampton nocheinmal beherzt zu While My Guitar Gently Weaps von den Beatles in die Saiten.

Frampton hielt sein anfängliches Versprechen einer "very long Show". Dass er damit drei Stunden Spielzeit ankündigte, hatte wohl niemand geahnt. Vielleicht hatte er seinem Publikum konditionell etwas zu viel zugemutet. Hätte er Sessel und ein paar Bierchen springen lassen, dann hätte sich der Abend als legendär eingebrannt.

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