Cold War Kids

Cold War Kids © Vertigo

Die Cold War Kids sind eine kalifornische Indieband, die mit "Robbers & Cowards" und "Loyalty To Loyalty" in den letzten Jahren zwei erfolgreiche, doch musikalisch unterschiedliche Alben veröffentlichte. Mit "Mine Is Yours" liegt seit Anfang dieses Jahres Platte Nr.3 vor. Unser Redakteur Daniel Voigt traf Nathan Willet, den Sänger der Band, in Berlin und sprach mit ihm über die neuen Songs, seine Stimme und die Anstrengungen auf Tour.

{image}regioactive.de: Mine Is Yours steht für mich zwischen Robbers & Cowards und Loyalty To Loyalty. Man kann sowohl locker-leichte Popsongs wie auch melancholisch-scharfe Bluessongs hören. Wie beschreibt ihr die Unterschiede und euren aktuellen Sound?
Nathan Willet: Beim zweiten Album waren wir uns unsicher, in welche Richtung wir uns vom Debüt weg entwickeln wollten. So landeten wir bei einem Werk, das etwas düsterer und verdrießlicher klang. Mit dem neuen Album wollten wir uns von einer lockeren, aufrichtigen und fröhlicheren Seite zeigen. Denn ich empfinde es als schwerig, jeden Abend nur grübelnde und gefühlsmäßig sehr intensive Song zu singen. Da finde ich es gut, wenn man auch ein paar lockere Songs im Repertoire hat.

In deiner Stimme liegt aber nach wie vor meist ein Hauch von Verzweiflung. Gibt es einen Bezug zu deinem Leben, der sich darin ausdrückt?

Nathan: Auf dem neuen Album habe ich sehr viele persönliche Dinge verarbeitet. Das ist wohl der größte Unterschied zu den anderen Platten. So habe ich auf diesem Album einige meiner Lebensabschnitte verarbeitet, die vom Umgang mit meinen Eltern bis zu meinem Handhaben von Beziehungen und Verpflichtungen reichen. Es sind Texte, mit dem sich die Leute lange und intensiv beschäftigen können.

{image}An anderer Stelle sagtest du, dass sich dieses Album sowohl mit den Freuden, als auch mit Versagen oder dem Scheitern beim Einhalten solcher Verpflichtungen in deiner unmittelbaren Umgebung auseinandersetzt. Warum kommen diese textlichen Bezüge jetzt?

Nathan: Wenn man 30 Jahre alt wird, verändert man sich langsam. Man versucht auf eine bestimmte Weise sich irgendwo niederzulassen und endlich eine feste Beziehung mit jemandem einzugehen. Man will eine gewisse Regelmäßigkeit in sein Leben bringen und nicht mehr ständig unterwegs sein. Ich habe das vor allem bei ein paar meiner Freunde beobachten können. Das diente als Quelle dieser Gedanken.

Ist das Touren für dich also eher eine Verpflichtung?

Nathan: Puh, das ist eine gute Frage. Ich denke, im Moment ist es eine Verpflichtung. Wir touren seit 6 oder 7 Jahren und man merkt, dass es vor allem Arbeit ist. Klar kann Touren auch immer wieder sehr lustig sein, aber das hängt von vielen Dingen ab. Ob nun vom Tag oder deiner eigenen Stimmung. Wenn du im Tourbus nicht schlafen kannst und ziemlich erschöpft bist, aber eigentlich schlafen willst, kann das sehr anstrengend sein.

Welche Bands haben euch selbst bisher am meisten beeinflusst?

Nathan: Es gibt keine spezifischen Bands oder Alben, die uns wirklich beeinflusst haben und die wir ausschließlich gehört haben oder hören. Nachdem wir jetzt schon einige Jahre als Band zusammen sind, hören wir alle ähnliche Musik. Dennoch sitzen wir aber beim Hören einfach nicht nur da und denken uns oder haben es nötig zu sagen, dass dieser oder jener Song der Song ist, den wir auch schreiben müssen. Wir hören uns sehr viel Musik an, die von Reggae bis Folk reicht. Und ich denke, das war sowieso einer der größten Schritte für uns bei dieser Platte: Dass wir wenig über andere Bands gesprochen haben oder andere Songstile, sondern wir haben eher versucht, einfach die besten Songs zu schreiben, die wir je geschrieben haben.

{image}Der Produzent euers Albums war Jacquire King. Er hat u.a. auch Alben der Kings Of Leon, Modest Mouse und Tom Waits produziert. Welchen Einfluss hatte er auf euch?

Nathan: Ich glaube er wusste, welche Richtung wir für das neue Album einschlagen wollten. Wir gehen nicht ins Studio bevor wir alle Ideen in einen kompletten Song gepackt haben. Deswegen verbrachte er erst einmal sehr viel Zeit damit uns zu beobachten, um herauszufinden, wie man die angefangenen Stücke am besten in fertige Songs umwandeln könnte. Dazu machte er uns viele Vorschläge. Und dann schrieben wir die Songs so fertig, dass er sie gut mischen und mixen konnte.

Bei Finally Begin singst du an einer Stelle: "Finally open my arms wide/ Finally i let you inside/ Finally made it past the end". Was willst du damit sagen?

Nathan: Ich denke, die Zeilen passen auch perfekt zu den anderen Songs des Albums. Wie zum Beispiel Flying Upside Down, Mine Is Yours oder Skip The Charades. Ich denke sie handeln alle von Ängsten, Unentschlossenheit und Verpflichtungen.

{image}Welche Scharaden möchtest du in Skip The Charades überspringen?

Nathan: Es geht um Blockaden in der Kommunikation, wenn zwei Menschen interagieren. Es handelt davon, wie man diese bricht und wie man gegenüber anderen Menschen wieder direkter und persönlicher wird. Man soll lernen, wie man anderen Menschen wieder näher kommt. Skip The Charades ist aber auch einer Metapher für das Spiel "Scharade".

Ein anderer Song heißt Sensitive Kid. In welcher Weise warst du so ein Kind?

Nathan: Ich habe die Leute um mich herum immer sehr aufmerksam und intensiv wahrgenommen. Ich bin ein Mensch, der sehr stark von Gefühlen lebt.

Vielen Dank für dieses Interview!

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