James Yuill

James Yuill © James Yuill

James Yuill ist ein britischer Musiker, der sich bei Konzerten voll und ganz auf seine eigenen Live-Qualitäten, seine Gitarre und seinen Laptop verlässt. Sein aktuelles Album "Movement In A Storm" ist die vierte Platte innerhalb von sechs Jahren. Unser Redakteur Daniel Voigt traf den Musiker in Berlin zum Interview und sprach mit ihm über sein aktuelles Album, seine auf den Konzerten zu sehenden beeindruckenden Visuals, seine Ängste und Perfektionismus.

{image}regioactive.de: Dein Album heißt Movement In A Storm. Was soll dieser Titel bedeuten?
James Yuill: Normalerweise würde ich einen der Songtitel als Albumnamen auswählen, aber diesmal beschreibt kein einzelner Song das ganze Album. Auf die Idee, das Album Movement In A Storm zu nennen, kam ich, als ich über die Natur und ihre Verhaltensweisen und Regeln nachdachte. Wie diese über das Chaos Herr wird und dieses koordiniert. Movement In A Storm soll etwas Ähnliches zeigen. Es beschreibt gleichzeitig etwas Schönes und Chaotisches und lässt einen an viele Dinge denken.

Von welchen Bands wurdest du beeinflusst?

James: Ich habe sehr viel Modeselektor gehört und Moderat brachte mich sehr viel näher zum Minimal und anderer Elektronikmusik heran. Jedoch höre ich auch sehr viel Musik von Künstlern wie Jamie Mitchell, Nick Drake, Crosby, Still & Nash und Neil Young.

{image}Wie würdest du deine Musik in eigenen Worten beschreiben?

James: Es sind Akustiksongs, die mit Electrobeats vermischt werden. Es gibt dafür nicht wirklich ein Genre. Folktronica ist ein geschlossenes Genre, weil die Elemente sich gegenseitig vermischen, aber gleichzeitig impliziert wird, dass es mehr Folk sei, als es eigentlich ist. Ich würde meine Musik eher als normalen Elektropop beschreiben. Zwar habe ich akustische Elemente in meiner Musik, aber der Hauptfaktor stellt die elektronische Produktion und die elektronischen Songs dar. Wenn jemand aber einen tollen Namen für dieses Genre finden würde, wäre das natürlich cool. Derzeit finde ich, dass meine Musik cooler als Folktronica ist.

Wie verlief der Aufnahmeprozess? Hast du für dein Album alle Instrumente selbst eingespielt?

James: Ja, und genau das mag ich auch: Wenn ich alleine in einem Raum sitze, dabei die Songs und Lyrics schreibe und die Musik auch selbst produzieren kann. Dieser Prozess dauert bei mir relativ kurz und ich habe da keine Zeit, einem Außenstehenden erst einmal alles zu erklären und ihn zu involvieren. Stattdessen mag ich es all meine Aufnahmen alleine zu beenden. Zumindest das, was ich selbst tun kann. Aber natürlich ist es dennoch manchmal schön, wenn man zum Beispiel eine weibliche Stimme mit in die Musik einbauen kann. Denn ich denke, dass ein Album nur mit mir und meiner Stimme auf Dauer wahrscheinlich etwas langweilen würde. Deswegen hat mir die Sängerin von Slow Club, Rebecca Taylor, an manchen Stellen ihre Stimme geliehen.

Fühlst du dich manchmal einsam auf Tour?

James: Nein, eigentlich nicht. Denn ich toure ja nicht ganz alleine, sondern neben mir ist ja auch noch der Soundtechniker sowie der Mann für die Visuals mit dabei. Aber wenn ich auf der Bühne stehe und dort etwas schief geht, dann wird einem schon ziemlich bewusst, dass man auf sich alleine gestellt ist. Daran habe ich mich aber gewöhnt. Allerdings fände ich es manchmal sehr schön mit einer Band aufzutreten, aber ich denke, dass dann die Magie der Show verschwinden würde. Denn viele Leute mögen gerade an mir, dass ich alles selbst mache.

Du lässt auf deinen Konzerten immer viele Videosequenzen nebenbei laufen. Wie und wo wählst du die Bilder aus?

James: Viele Visuals besitzen Cartoon-Qualität. Wir nehmen nun ein paar dieser Visuals und vermischen sie mit Live-Bildern der Show. Dafür stehen auf der Bühne mehrere Kameras, die auf mich fixiert sind und zeigen sollen, was ich mache. Das Ganze soll den Leuten die Möglichkeit geben, bestimmte Bilder mit meiner Musik zu verbinden. Zwar mache ich die Visuals nicht selbst, da ich nicht zeichnen kann, aber dafür gibt es eben andere Leute, die bessere Visuals erstellen können als ich. Ich möchte diesen Leuten nicht im Wege stehen, sondern sie lieber beauftragen, solch fantastische Visuals auch für mich zu erzeugen.

{image}Welche Art von Film würdest du drehen, wenn dieser deine Musik ausdrücken müsste?

James: Das ist schwierig, denn viele meiner Songs handeln textlich stark von der Liebe und solchen Dingen, aber ich würde den Film wahrscheinlich so düster wie möglich machen. Vielleicht würde er eine Art schwarze Komödie werden.

Ein Song von dir heißt On Your Own. Was würdest du tun, wenn du auf dich allein gestellt wärst?

James: Der Song geht über den Zeitraum, wenn eine Beziehung gerade zu Ende gegangen ist. Dann bist du plötzlich auf dich allein gestellt. Das fühlt sich merkwürdig an, weil es schon lange her ist, dass du Single warst und es dir jetzt plötzlich ganz schwer fällt, sogar die gewöhnlichsten Dinge zu tun. Wenn es sich um mich selbst dreht, dann ist es die Musik, die mich völlig umgibt und den Beruf des Musikers, den ich immer und ewig ausüben wollte.

Und was würdest du tun, wenn du kein Musiker wärst?

James: Dann würde ich wahrscheinlich viel mehr lesen, als ich es momentan mache. Denn wenn ich reise, höre ich eher viel Musik. Wenn ich also kein Musiker wäre, würde ich mehr Bücher lesen und wahrscheinlich auch intelligenter sein als ich es gerade bin! Aber derzeit habe ich den Eindruck, dass ich meine Zeit verschwende, wenn ich nicht Musik höre.

Ein anderer Song heißt My Fears. Welche persönlichen Ängste hast du?

James: Wenn du ein erstes Album aufgenommen hast und eine Weile seit dessen Veröffentlichung vergangen ist, verspürst du einen Druck, neue Songs schreiben zu müssen. Und wenn dieses erste Album auch noch viele Fans hat und sehr gemocht wurde, dann spürst du den Druck umso mehr, da die Leute erwarten, dass du noch bessere Songs schreibst. Es geht in diesem Song generell um die Ängste, wenn man ein neues Album schreibt und die ganzen Arten von Perfektionismus, die man besitzt und die uns alle einzigartig machen. Wenn du ein Perfektionist bist, dann hast du nämlich ein ganz genaues Bild vor deinen Augen. Es geht um den Kampf etwas zu erschaffen, das auch populär und gemocht werden soll. Dieses Thema spielt auf dem ganzen Album eine Rolle.

Bist du selbst ein Perfektionist?

James: Nicht wirklich. Wenn ich Sachen von anderen Leuten mixe, dann bin ich zwar schon ein ziemlich großer Perfektionist, aber bei meiner eigenen Musik empfinde ich das als schwierig. Denn wenn man selbst Musik erzeugt oder Songs schreibt, dann gibt es immer einen Song, den du sehr magst und andere, die du nicht so magst. Ich habe da einen recht niedrigen Maßstab. Als wichtig empfinde ich es aber, die Songs gut aufzunehmen. Aber auch wenn Songs mit vielen Fehlern behaftet sind, ist es nicht immer nötig dies zu ändern, weil es mir eher darum geht, Songs hinaus in die Welt zu tragen, als den absolut perfekten Song zu schreiben. Deswegen bin ich wohl kein Perfektionist.

Dann vielen Dank für dieses Interview!

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