Signalis (live in Mannheim, 2011)

Signalis (live in Mannheim, 2011) © René Peschel

Schon zum vierten Mal geht das Newcomerfestival Rhein-Neckar 2011 über die Bühne. Insgesamt 16 Bands nehmen an den vier Vorrunden teil. Mit einer knappen Entscheidung ziehen Impact of Flames als Sieger der zweiten Runde ins Finale ein.

{image}Den Auftakt der zweiten Runde des Newcomerfestivals Rhein-Neckar bestritt indes eine Band außerhalb der Konkurrenz. Signalis aus Südhessen waren ganz kurzfristig für Second Child eingesprungen, die krankheitsbedingt absagen mussten. Damit standen alte Bekannte als Opener auf der Bühne, denn im Vorjahr hatten Signalis bereits die erste Runde des 3. Newcomerfestivals eröffnet. Damals waren sie nach einer unheimlich engen und kontrovers diskutierten Entscheidung ausgeschieden, bei der Publikum und Jury aufs Schärfste quer miteinander lagen. Ein Omen dafür, was dieser Abend als Ergebnis bringen sollte? Nicht ganz, aber auch diesmal lagen Jury und Publikum in ihrer Abstimmung nicht beieinander. Wären Signalis als Wettbewerbsband angetreten, sie hätten beim Ergebnis sicher auch eine Rolle gespielt. So aber fiel ihnen die Aufgabe zu, das Publikum für die darauffolgenden 3 Bands aufzuwärmen. Ihren Job erledigten sie exzellent. Nicht nur, dass sie selbstverständlich jene Qualitäten mitbrachten, die sie bereits vor einem Jahr demonstriert hatten. Diesmal zeigten sie einen echten Entwicklungssprung. Die neueren Songs, darunter gab es in der Feuerwache auch eine absolute Live-Premiere, sind noch deutlich ausgefeilter arrangiert. Der neue Bassist harmoniert aufs Beste mit dem Drummer und beiden schaffen mit ihrem Fundament viel Raum und Platz dafür, dass sich Gesang und Gitarre noch kreativer entfalten können. Kleine Gitarrensoli und spannende Licks ergänzen die eingängigen Refrains hervorragend. Da bleibt nur noch mehrstimmiger Gesang zu wünschen und fertig sind die Hits. Die Bühne war für den Rest des Abend also bereitet.

{image}Erste Band im Contest waren Traversay aus Mannheim, die eine von der dunklen Seite der Emotionen geküsste Progressive Rock-Variante darboten. Wohltuend anders und innovativ ist ihr Sound. Und auch vergleichsweise eigenständig dafür, dass diese Band erst seit gut einem Jahr existiert. Mal hört man Anklänge an Muse, dann aber wieder einen Gitarrensound, der zuletzt auf einer der ersten Scheiben der Melvins zu entdecken war – derbe, dreckig, druckvoll und wüst. Alles umhüllt von einer melancholischen Grundstimmung, mit dem Mut durch schräge Sounds und Noise-Einlagen die gewohnten Hörgewohnheiten zu druchbrechen. Kein Wunder also, dass das Publikum vom ersten bis zum letzten Song des Sets gebannt vor der Bühne stand und den jungen Musikern am Ende des Abends auch die meisten Stimmen zusprach. Der Teufel liegt hier nur noch im musikalischen Detail: Am Gesang und am Zusammenspiel muss angesichts der komplexen Songs noch etwas gefeilt werden. Man darf sich sicher sein, dass Traversay das tun werden und sollte diese Band deshalb fest im Auge behalten.

{image}Wie ausgefeilt musikalische Details sein können, das stellte der Drummer von Die Felsen den Gästen in der Feuerwache anschließend eindrucksvoll vor. Mit einem präzisen Groove, viel Gefühl für seine Becken und Toms und einer jazzigen beinahe-Solo-Einlage trug er seine Band auf den vordersten Platz der Jury-Wertung. Denn auch der Rest war stimmig: Die Felsen bieten eingängigen, abwechslungsreichen und deutschsprachigen Poprock, der tief an der Geschichte des Genres geschnüffelt hat: Von den heutigen Element of Crime bis zu den damaligen Scherben spannt sich offenbar der Bogen der Einflüsse bei dieser Band aus Ludwigshafen, und das nicht zum Nachteil der Musik, denn Ohrwürmer wie ihren Song Schein auf mein Herz kann man ja eigentlich nie genug haben.

{image}Impact of Flames gelang es als letztem Act des Konzerts sowohl das Publikum (hauchdünn hinter Traversay), als auch die Jury (hauchdünn hinter den Felsen) in einem Maße von sich zu überzeugen, dass sie sich den Finaleinzug sichern konnten. Volles Metal-Brett haben sie sich auf die Fahnen geschrieben, und das gelingt ihnen nicht nur durch ihr gutes Gesamtauftreten auf der Bühne, sondern auch dank variantenreicher Songs, spannender Breaks, heftiger Mosh-Parts und mächtigen Gitarren-Sounds mit Tiefton-Zertifikat, die die Feuerwache in Schwingungen versetzten. Das Publikum dankte es der Band gleich mit mehreren Circle Pits und einer Wall of Death als Grande Finale des Abends.

Fotogalerie: Signalis, Impact of Flames, Die Felsen, Traversay

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