Seventh Void (live in Heidelberg, 2010)

Seventh Void (live in Heidelberg, 2010) © Simone Cihlar

Sonntag, 3. Advent, man sitzt gemütlich zu Hause um den Adventskranz, im Kamin prasselt ein Feuer, der Tee dampft im Kessel, duftendes Gebäck ist serviert. Alles ist perfekt. Nur die Musik fehlt. Musik, musik, musik …War da nicht was? Und ob da was war: Monster Magnet live in der Halle02 in Heidelberg!

{image}Und zum Vorglühen einen dicken Punsch aus Doom Metal und einem Schuss Type O Negative, zusammen bekannt unter dem Namen Seventh Void. Die Halle war zu diesem Zeitpunkt schon mehr als gut gefüllt, und nur die wirklich Ambitionierten konnten noch einen guten Platz in der vierzigsten oder einundvierzigsten Reihe ergattern. Seventh Void, deren Gründer Kenny Hickey und Johnny Kelly wohl noch immer um ihren im April verstorbenen Frontman von Type O Negative trauern, strotzen dennoch vor Kraft und Ausdrucksstärke. Doch auch die Zelebrierung von Verzweiflung, Sünde und Todesqualen lässt offenbar noch Raum für verschmitztes Augenzwinkern: So marschierten während des letzten Songs der Vorgruppe ein paar mit Sahnetorten bewaffnete Jungs von Monster Magnet über die Bühne, um diese allesamt ins Gesicht des Bassisten Hank Hell zu drücken. Nach einer kurzen Umbaupause, in der sich die relative Dichte im Publikum noch einmal zu verdoppeln schien, legte jemand im Backstage einen Hebel um, und ließ den Starkstrom in die Kupferspulen jagen: Der Monstermagnet war erwacht!

{image}Wo andere Bands von "Gitarrenwänden" sprechen, stellen diese fünf Mattenträger kommentarlos eine chinesische Mauer in den Raum, graben sich darunter durch, sprengen sie und kacken anschließend auf die Trümmer. Hinter der Band türmt sich eine jahrzehntelange Geschichte über die Ursprünge des Stonerrock, kurze Charterfolge und psychedelische Drogen. Und wie froh dürfen die Fans, die Band und nicht zuletzt Dave Wyndorf selbst sein, dass eben jenes dunkle Kapitel seiner Karriere beendet scheint. Kräftig und gesund wie ein Felsen ragt der 54-jährige hinter seinem Mikrofon auf, fühlt sich wohl da, genießt den Jubel und den Lärm.

Ein gut durchmischtes Set aus fast allen Epochen ihrer Schaffenskraft gab die Band zum Besten. Da durfte der Welterfolg Space Lord natürlich nicht fehlen. Auch der Ersatz vom kürzlich ausgeschiedenen langjährigen Gitarristen Ed Mundell durch Garret Sweeny schien problemlos zu funktionieren. Mit einer extensiven Zugabe belohnte Monster Magnet seine Fans, und ließ sich währenddessen von den teils unbekleidet über die Bühne springenden Jungs von Seventh Void nicht aus der Ruhe bringen, die in ihrer Feierlaune dazu übergegangen waren, die Reste des Caterings über Bühne, Musiker und Publikum zu verteilen. Auch im härtesten Rocker steckt also letztendlich jener kleine Lausbub, der gern mit Essen wirft und seinen Freunden Streiche spielt.

Fotogalerie: → Monster Magnet live in Heidelberg

Die Halle02 bewies sich wieder einmal als eine großartige Bühne von internationalem Format. Die Rockszene im Delta hofft bereits darauf, weitere Perlen der Musikgeschichte live in concert erleben zu dürfen.

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