Heisterkamp - aus dem Video zu "Kein trauriges Lied"

Heisterkamp - aus dem Video zu "Kein trauriges Lied"

Die Stimmen auf "Schweren Herzens Popmusik" dürften einigen Hörern des Debütalbums von Heisterkamp bekannt vorgekommen sein. Haben sich Nicholas Müller, Sänger bei Jupiter Jones, und Jan Kretzer von John Q. Public etwa von ihren Bands getrennt und zusammen ein neues Projekt gegründet? Nein, so schlimm ist es nicht. Heisterkamp ist ein Nebenprojekt, mit dem die Beiden ruhige Töne anstimmen und sich Richtung Melancholie gesungen haben. Jan Kretzer hat sich unsere Fragen gestellt.

{image}regioactive.de: Wie habt ihr euch kennengelernt?
Jan Kretzer: Wir kommen beide aus der Eifel. Ich glaube wir haben uns zum ersten Mal im Jahr 2000 beim Vorentscheid des Rockbuster-Wettbewerbs in Bitburg getroffen. Dort hat Nicki mit seiner damaligen Band Inner Logic gespielt und ich mit meiner damaligen Band Faded. Da keine unserer Bands im Wettbewerb weitergekommen ist, haben wir uns 2001 gleich wieder dort getroffen. Ich erinnere mich noch wie die Teilnehmerbands trotz der angespannten Atmosphäre, die bei solchen Wettbewerben ja immer zu spüren ist, zusammen so lagerfeuermäßig im Backstage-Raum den ein oder anderen Song geschmettert haben. Auch wenn unsere Bands damals sehr verschieden waren, haben wir da, glaube ich, schon gemerkt, dass man sich menschlich und musikalisch gut versteht. Irgendwie hat es sich dann eben so entwickelt, dass man sich in der Eifel immer wieder über den Weg gelaufen ist, vor allem wenn unsere Bands bei irgendwelchen Rocknächten zusammen gespielt haben. Irgendwann, ich glaube so 2005, hat Nicki mich angerufen und gefragt, ob wir nicht mal was Akustisches versuchen wollen. Zu der Zeit war er dann schon bei Jupiter Jones und ich bei John Q. Public. Ich glaube, am Anfang war gar nicht klar, wo das hinführt, aber wir haben dann einfach angefangen uns zu treffen, um Songs zu schreiben und aufzunehmen.

{image}Wie seid ihr auf den Namen Heisterkamp gekommen?

Jan: Nicki hatte den Namen damals vorgeschlagen, wegen Berthold "Ernie" Heisterkamp aus der Fernsehserie Stromberg. Das lief gerade damals an, als wir angefangen haben, gemeinsame Sache zu machen.

Man merkt, dass ihr vom Sound her und auch stimmlich sehr gut harmoniert: habt ihr gemeinsame musikalische Vorbilder, die euch beeinflusst haben?

Jan: Dass die Stimmen ganz gut zueinander passen, ist wohl eher Zufall. Aber es gibt natürlich einige Bands oder Solokünstler, die uns gleichermaßen beeinflusst haben bzw. die wir beide sehr mögen. Diejenigen, die für das Heisterkamp-Ding vielleicht eine Rolle gespielt haben, sind: Sufjan Stevens, The Postal Service, Dave Matthews, Kings of Convenience, Death Cab for Cutie u.v.m.

Euer Album mit dem Titel Schweren Herzens Popmusik wurde ja fast durchweg positiv aufgenommen – hat euch solch eine Resonanz überrascht?

Jan: Wir hatten immer schon ganz gute Resonanzen auf die Songs im Netz. Aber wie das mit einem Album läuft, konnten wir natürlich nicht so absehen. Wir sind auf jeden Fall sehr zufrieden mit der Resonanz, vor allem auch mit der Menge der Leute, die das Projekt scheinbar schon kannten, obwohl wir nie Werbung dafür gemacht haben.

Wie würdest du eure Platte vom Stil her einordnen?

Jan: Stilistisch würde ich das Akustik-Folk-Pop nennen. Es sind eben in den meisten Fällen zwei Picking-Akustik-Gitarren und zwei Stimmen mit deutschen Texten.
In manchen Songs haben wir noch Percussions, Klavier oder dezente elektronische Beats hinzugefügt. Es gab auch nie einen festen Plan, so nach dem Motto: Wir machen jetzt rein akustische Sachen und da darf nix Elektronisches rein. Alles, was uns gefallen hat, durfte rein.

Heisterkamp – Video "Kein trauriges Lied"

Heisterkamp - Kein trauriges Lied from Heisterkamp on Vimeo.

 

Wie lange haben die Aufnahmen zu dem Album gedauert?

Jan: Wir haben die ersten Songs auf der Platte schon 2006 aufgenommen. Zwischendrin gab es immer mal wieder Phasen, in denen wir viele Monate andere Dinge gemacht haben. Man kann es also gar nicht so gut in Wochen oder Tagen ausdrücken. Insgesamt waren es ca. fünf Jahre.

Ab wann wusstet ihr, dass es jetzt an der Zeit ist, die Platte zu veröffentlichen?

Jan: In dem Moment, wo genug Lieder da waren, um eine Platte zu füllen. Wir haben den Releasetermin auch nicht strategisch geplant, sondern einfach den voraussichtlichen Liefertermin des Presswerks als Release genommen.

{image}Wieso ist das Album nur im DIY Vertrieb erhältlich? Plant ihr ein Release beim Label?

Jan: Ich denke, das liegt daran, dass wir Heisterkamp von Anfang nur als Nebenprojekt angesehen haben. Normalerweise hat man ja mit einer Band fast immer die Ambitionen, so weit wie möglich zu kommen und so viele Leute wie möglich zu erreichen. Wir haben aber für das Album jetzt nicht wirklich nach einem Label gesucht. Auch wenn die Auflage dadurch sehr klein ist, war es uns wichtiger, die Möglichkeit zu schaffen, die Platte schnell zu veröffentlichen. Wenn man das über ein Label mit Promoaktionen etc. macht, dauert das natürlich viel länger, weil dann z.B. auch der Release-Termin langfristiger geplant wird. Wir haben auch nie Werbung gemacht und auch bisher nur einen kleinen Auftritt gespielt. Meistens haben wir aufgenommen, um dann direkt danach den Song auf MySpace hochzuladen. Wir haben das Album jetzt vor allem auch deswegen gemacht, damit die Lieder eben nicht auf unserer Festplatte verstauben, sondern mal öffentlich zu haben sind. Im Moment ist eigentlich nur geplant, das Album auch als Download verfügbar zu machen.

Könntet ihr euch ein zweites Album vorstellen?

Jan: Prinzipiell schon, aber das kann natürlich bei unserer Arbeitsweise recht lange dauern.

Werdet ihr auf Tour gehen?

Jan: Vielleicht! Wir haben das mal so grob für Mitte 2011 angedacht, kann man aber auch nicht so genau sagen, ob und wann es klappt.

Wie steht es denn momentan mit euren anderen Bandprojekten Jupiter Jones und John Q. Public?

Jan: Bei John Q. Public läuft im Moment nichts, da sich alle Mitglieder anderen Projekten widmen. Jupiter Jones sind ja auch gerade sehr beschäftigt, da deren neues Album Anfang 2011 erscheint.

Vielen Dank für das Interview!