The Gaslight Anthem Fotostrecke starten

The Gaslight Anthem © Nigel Crane

The Gaslight Anthem stellen ihren Headlinerstatus beim Rolling Stone Weekender unter Beweis und lassen spüren, dass nicht nur ihre Songs den Geist des Bosses atmen, sondern auch die Kommunikation mit dem Publikum eindeutig New-Jersey-like ist.

{image}Der Headliner des zweiten Tages des diesjährigen Rolling Stone Weekenders in der Ferienanlage Weißenhäuser Strand an der Ostsee ist die Band der Stunde, The Gaslight Anthem. Die Zeltbühne ist zu ihrem Konzert so gut gefüllt wie seit dem Auftritt der Black Keys am Nachmittag nicht mehr und die Erwartungshaltung ist spürbar hoch. Gitarrist Alex Rosamilia hat mit seiner riesigen St.Pauli-Flagge über seinen Boxen bei vielen bereits vor dem Gig Sympathien errungen. Das Ganze ist kein aktueller Gag, er ist tatsächlich schon seit längerem St. Pauli-Fan. Die wenigen HSV-Fans, die sich dadurch eventuell brüskiert fühlen, haben die Wahl, ob sie zu den wiedervereinigten K's Choice in den Baltic Festsaal abwandern oder im Rondell die legendären Cowboy Junkies anschauen.

{image}Das Quartett aus New Jersey hat mit dem aktuellen Album American Slang und dem Vorgänger The 59' Sound zwei Platten geschaffen, die Bruce Springsteen die Gewissheit geben, dass Rock aus New Jersey auch in der jungen Generation begeisterte Anhänger findet. Nicht nur viele Songs aus ihrer Feder klingen als hätten sie Darkness On The Edge Of Town ein Denkmal setzen wollen, auch schafft es Sänger Brian Fallon in seinen launigen Ansagen dem Geist des Bosses zu huldigen. Als er von diesem Festival gehört hatte, musste er "an ein US-Megasandwich denken" – so heißen nämlich die gigantischen belegten Brote in New Jersey: Weekender. Weil man, wenn man Freitag Abend anfängt sie zu essen, das ganze Wochenende etwas davon hat! Später wird er erzählen, dass er es kaum erwarten kann selbst Kinder zu haben, weil er denen liebend gern auch Monsterstreiche spielen wollle, wie es sein Vater auch bei ihm gemacht habe. Unter dem Bett verstecken und mit Frankensteinmaske hervor kommen und "Ich werde Dich fressen!" brüllen, erzählt er lachend. Ist diese Gabe, so unbeschwert mit dem Publikum zu kommunizieren, New Jersey-typisch? Und warum klingen The Gaslight Anthem mit zwei Gitarren, Bass und Schlagzeug an vielen Stellen wie die E-Street Band, obwohl Piano, Orgel und das Saxophon, die so wichtig für den Springsteen-Sound sind, bei ihnen nicht vorkommen? Es ist irgendetwas in den Melodien des Gesangs von Fallon und der Sologitarre von Alex Rosamilia, das die gleiche hymnische Kraft ausstrahlt, die auch die Klassiker von der E-Street-Band vermitteln. Und auch der treibende Beat, den die Rhythmusgruppe den Songs unterlegt, der einem das Gefühl gibt mit dieser Musik im Auto unmöglich nur 55 Meilen pro Stunde fahren zu können, spielt da eine Rolle. Die Band ist mittlerweile schon genervt von diesem Vergleich. Verständlich einerseits, jedoch: Es gibt wahrlich schlechtere Referenzen.

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Bei einigen Songs hat man zwar den Eindruck, das unablässige Touren durch Europa setzt Fallons Stimme zu, denn ganz so kraftvoll wie auf den Platten gerät sein Gesang an manchen Stellen nicht – was aber der Stimmung keinen Abbruch tut. Die Songauswahl an diesem Abend lässt keine Wünsche übrig. Das Gute daran Bands zu sehen, die erst drei Alben veröffentlicht haben, ist, dass man wirklich alle Highlights, die man kennt und liebt, noch in einem Set hören kann. Selbst die 10" EP Señor And The Queen von 2007 wird mit drei Stücken berücksichtigt. Die Songs sind kurz, selten länger als dreieinhalb Minuten, auch längere Soli finden nicht statt. Stattdessen geht es, wie auch auf den Alben, Schlag auf Schlag zu: 24 Songs packen sie in die gut eineinhalb Stunden. Zwischendurch wird Last Kiss – der Klassiker aus den 50's, den auch schon Pearl Jam gecovert haben – in das Set eingeflochten. Der Song She Loves You, der in der Zugabe gespielt wird, ist allerdings nicht der Beatles Klassiker, sondern der iTunes-Bonustrack des aktuellen Albums American Slang. Alles in allem hinterlassen The Gaslight Anthem einen guten Eindruck und stellen unter Beweis, dass sie das Format haben, den Headliner-Slot auf diesem Festival auszufüllen.

Setlist:

The Spirit Of Jazz | Boxer | Señor And The Queen | The Diamond Church Street Choir | Old White Lincoln | Even Cowgirls Got The Blues | We Came To Dance | The Patient Ferris Wheel | Bring it On | Wherefore Art Thou, Elvis? | Wooderson | Blue Jeans & White T-Shirts | The Dream Of Lower Chelsea | Meet Me By the River's Edge | 1930 | Film Noir | Last Kiss | Great Expectactions | The 59' Sound
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Zugaben: American Slang | Stay Lucky | She Loves You | Here's Looking At You, Kid | The Backseat

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