Herbert Grönemeyer (Pressebild, 2014)

Herbert Grönemeyer (Pressebild, 2014) © Ali Kepenek

Am Freitagabend nutzen wir die Gunst der Stunde, krallten uns zwei der letzten Grönemeyer Karten, und schleppten uns durch die schwüle Nacht ins Südweststadion. Grönemeyer, des Pottes Poet, schickte sich an, 36.000 Besuchern "Menschsein" zu vermitteln. Genau das tat er schließlich auch – auf eindrucksvolle Art und Weise.

{image}Nicht, dass hier jetzt einer denkt, er habe es mit einem Grönemeyer Fan zu tun. Klar kennt man die Lieder, pfeift oder singt sie hier und da mit und/oder findet evtl. den einen oder anderen Text gut – ich bezweifle jedoch, dass man aufgrund des üblichen Radio- und TV-Konsums des Bochumer Liedguts auf die Idee kommt, dass sich hinter dieser mittlerweile aus der Deutschen Musiklandschaft kaum wegzudenkenden Stimme immer noch ein Energiebündel versteckt, welches die Besucher im Handumdrehen mitreißt.

Das Tour-Motto "Das Beste von Gestern bis Mensch" weist bereits im Vorfeld auf einen Querschnitt Grönemeyers Musikerkarriere hin. Dementsprechend zieht der von sieben Begleitmusikern sowie einem achtköpfigen Streicher-Ensemble unterstützte Bochumer bis auf "Kinder an die Macht" sämtliche Klassiker aus seinem musikalischen Repertoire und besticht dabei weniger durch improvisatorische Leistungen als vielmehr durch Authentizität. Man nimmt ihm seine "Rolle" einfach ab! Gar nicht so einfach in einer von Retortenmusikern verseuchten Entertainment-Welt. Sowohl der von Trauer und Verlust gebeutelte Solopianist als auch der rockende selbstbewusste Frontman wirken auf das Publikum gleichermaßen glaubwürdig. Da kann man ihm ruhig auch mal seine Orientierungslosigkeit verzeihen, die ihm kurzfristig den Glauben schenkte, er musiziere in Mannheim. Das ist schließlich menschlich.

Auch die Bühnenshow lässt nicht viel zu wünschen übrig. Die Songs werden sehr gezielt von mehreren beweglichen Monitoren unterstützt, auf welchen teilweise Ausschnitte aus Videos und Soloparts der Musiker eingefangen werden. Dem nicht genug, kommt bei "Mensch" schließlich auch der Eisbär zum Einsatz – diesmal im überdimensional aufgeblasenen Latexgewand.

Insgesamt eine runde Sache. Die von mehreren Zugaben verwöhnten Zuschauer verließen sichtlich zufrieden das Stadion, wobei das eine oder andere Lied noch nachhallte. Bis zum nächsten Mal, Herbert!

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