"The Original Mono Recordings" - Bob Dylans frühe Alben in mono veröffentlicht

"The Original Mono Recordings" - Bob Dylans frühe Alben in mono veröffentlicht © Sony Music

In diesem Herbst veröffentlichte Sony nicht weniger als 12 CDs mit Aufnahmen von Bob Dylan aus den 1960er Jahren. Die Original Mono Recordings, eine 9 CD-Box, stellt das Highlight der Veröffentlichungen dar.

{image}Die Original Mono Recordings bestehen aus einer 9-CD Box mit den zwischen 1962 und 1967 veröffentlichten acht Studioalben von Bob Dylan, die – nach den Angaben des Labels – von den ursprünglichen Mono-Bändern überspielt wurden. Ein solches Projekt wirft natürlich die Frage auf, ob der Unterschied zwischen mono und stereo den Erwerb der Box lohnenswert macht, vor allem wenn man die regulären Stereo-CDs bereits sein Eigen nennt. Die Beantwortung der Frage hängt natürlich vom individuellen Interesse des potentiellen Käufers ab, aber grundsätzlich bieten die Mono Recordings eine für viele Hörer neue und lohnenswerte Perspektive auf das Früh- und Hauptwerk Dylans.

{image}Bis in die späten 1960er Jahren bildete mono den Standard für Platten. Die teureren Stereo-Platten setzten sich erst nach und nach durch, Radiostationen sendeten überwiegend in mono und daher investierten viele Künstler mehr Sorgfalt in den Mono-Mix einer Aufnahme als in die Bearbeitung für Stereo. Wie häufig bei neuen Technologien experimentierte man, indem man die Instrumente bzw. die Stimme räumlich voneinander trennte: Auf The Freewheelin’ Bob Dylan erklingt in stereo die Gitarre meistens links, die Stimme in der Mitte und die Mundharmonika rechts. Der Mono-Mix kann einen solchen Raumklang selbstverständlich nicht bieten und wirkt daher paradoxerweise natürlicher. Obwohl Columbia diese Praxis auf den übrigen akustischen Platten nicht beibehielt, überzeugen die Mono-Versionen durch ihre größere Ausgewogenheit.

Columbia vertrat nämlich in dieser Zeit die Auffassung, Stereo-Platten benötigten zusätzliche Höhen. Das führt dazu, dass Dylans Stimme und seine Mundharmonika auf den akustischen Stereo-Platten (Debüt, The Freewheelin, The Times They Are A-Changing, Another Side) stärker im Vordergrund steht und insgesamt aggressiver wirkt. Angesichts des Songmaterials, das in vielen Fällen auf Konfrontation abzielt, ist das gar nicht unpassend, aber die Mono-Mixe liefern eben ein vollkommen anderes, moderates Bild derselben Aufnahmen!

{image}Die Situation bezüglich der elektrischen Alben (Bringing It All Back Home, Highway 61 Revisited, Blonde On Blonde, John Wesley Harding) ist etwas komplizierter. Besonders Highway 61 und Blonde On Blonde benutzen in der Stereo-Version eine aufwändige räumlich Anordnung der zahlreichen Instrumente, die im Mono-Mix natürlich verloren geht. Dylans Gesang fügt sich in mono stärker in die Musik ein, während sie im Stereo-Mix deutlicher hervorsticht. Was besser ist, muss jeder für sich selbst herausfinden, aber die Musik klingt selbst bei oberflächlicher Betrachtung so unterschiedlich, dass man in wohlbekannten Liedern vollkommen neue Aspekte entdeckt. Insgesamt sind die Mono-Mixe mindestens gleichwertig, tendenziell aber besser als die Stereo-Entsprechungen. Schon aus diesem Grund, kann der Erwerb der Box jedem Dylan-Fan wärmstens empfohlen werden.

Ein weiteres Plus der Box ist die liebevolle, detailgetreue Reproduktion der originalen LP-Cover bis hin zu den zeitgenössischen inner sleeves, der moderate Preis einschließlich beigelegtem Download-Gutschein und die offensichtlich mit großer Sorgfalt durchgeführte Überspielung. Vinyl-Fans müssen allerdings noch bis zum Dezember warten, bis die CD-Box auch in schwarzem Plastik erscheint, dann aber komplett analog hergestellt. Solange bleiben die Dylan-Mono-Festtage den CD-Hörern vorbehalten.

 

Wertung: *****

 

So werten wir:

+

schnell auf ebay damit, bevor es jemand merkt

++

hier mangelt es an so einigen Ecken und Enden

+++

das kann sich wirklich hören lassen

++++

ein TOP-Album

+++++

definitiv ein "must have"

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aufgelegt bob dylan mono