Impressionen vom Summer Breeze 2010

Impressionen vom Summer Breeze 2010 © Till Schieck

Dieses Jahr ging es Ende August wieder rund in Dinkelsbühl, denn mit dem Summer Breeze stand ein Festivalklassiker an, der tausende Metalheads wieder in das kleine Örtchen in Bayern einkehren ließ. Es sollte ein Wochenende mit mehr als 90 Bands, toller Stimmung und gutem Wetter werden.

{image}Gleich zu Beginn hat die Organisation hier ein großes Lob verdient, denn es war alles vorhanden: Von extra großen Notausgang-Bannern bis hin zu sehr gut durchdachten Rettungswegen über Fressalien- und Merchandisestände, die kaum Wünsche offen ließen. Auch an die Anfahrt wurde gedacht, denn um den Stau der Vorjahre der ankommenden Metaller etwas aufzulösen, gab es in diesem Jahr zwei Zufahrtswege, die beide zu den Autokontrollen führten. Offizieller Einlass auf den Campingplatz war dann am ersten Tag um 10 Uhr. Nachdem Zelte und Pavillons halbwegs standen, wurden die Metalheads schließlich um 14 Uhr von dem Musikverein Illenschwang  begrüßt, unter anderem mit Grüß Gott ihr Freunde aus Nah und Fern. Schon hierzu gab es Circlepits und es wurde gemosht.

Kurz darauf startete im Partyzelt der diesjährige New Blood Award, ein Contest für Newcomerbands. Sechs Bands, die zuvor in einem Online-Voting gewählt worden waren, traten gegeneinander an, um am Donnerstag der offizielle Opener auf der Mainstage zu sein. Dazu unten mehr. Gegen Abend feierten die Metalheads dann noch unter anderem Bands wie Suffocation, Milking the Goatmachine, Equilibrium oder Rage, die im Partyzelt für großartige Stimmung sorgten und einen gelungenen Abschluss des ersten Tages darstellten.

Donnerstag

{image}Am Donnerstag ging es dann auf dem Festivalgelände mit dem Gewinner des New Blood Awards los: Bleeding Red. Diese bewiesen klar, warum sie  Tags zuvor Gewinner des Contests wurden. An dieser Stelle nochmal herzlichen Glückwunsch zu einem professionellen Auftritt vor einem solch großen Publikum! Im Anschluss stiegen Dream Evil auf der Painstage in die ohnehin schon gut aufgeheizte Stimmung ein. Verpassen durfte man an diesem Tag ebenfalls nicht Napalm Death, die mit ihren gesellschaftskritischen Liedern manche zum Nachdenken anregten, trotzdem aber den Pit zerlegten. Ill Niño aus Südamerika waren am ersten Festivaltag auch ein Highlight. Mit ihren langen Dreads legten die Musiker eine nahezu athletische Bang-Performance hin und überzeugten mit dynamischen Songs, die nicht nur zum Crowdsurfing einluden, sondern auch zum Mitsingen.

Ein weiterer Kracher des Festivals waren Parkway Drive, die unter anderem ihre neue Platte Sleepwalker vorstellten. Sie sorgten nicht nur bei Hardcore-Freunden für Furore, sondern nach kriegsähnlichen Szenarien im Moshpit auch für Blessuren. Auch abends wurde es nicht ruhiger auf dem Gelände. Dark Tranquility, deren Bühnenshow ein visueller Augenschmaus war, stellte einen der Höhepunkte des Abends dar. Der zweite Höhepunkt war mit Sicherheit Subway to Sally, die schon fast zur Ausstattung des Festivals zählen. Sie stellten ihre gierigen Fans mit Klassikern wie Julia und die Räuber voll und ganz zufrieden. Trotz kurzfristiger Absage der heiß erwarteten Band Behemoth fand man schließlich auch einen würdigen Ersatz. Endstille füllten um Punkt Mitternacht das Partyzelt. Ihr Auftritt war von Beginn an episch, an einem einem Pult verlas Sänger Zingultus ein Buch und verbreitete eine gruselig-angespannte Stimmung. Dabei dürfte so manchem Metalhead ein Schauer über den Rücken gelaufen sein.

Freitag

{image}Der Freitag fing im Gegensatz zum Vortag direkt sehr heiter mit der Folk-Punk-Band Fiddler’s Green an. Die irischen Geigenklänge und der frisch-freche Punk animierten alle, die zur Mainstage gekommen waren, zu fröhlichem Tanz und friedlichen Moshpits. Das Highlight des Auftritts war sicher der letzte Song Bugger Off, bei dem man herzlichst eingeladen war, die Band zu beleidigen. Nach The Black Dahlia Murder folgten Ensiferum, die den Leuten in allerfeinster Pagan-Manier zeigten, wo der Hammer hängt. Zwischenzeitlich erfreuten We Butter The Bread With Butter das Publikum mit neu aufgemachten Kinder- und Volksliedern wie Alle meine Entchen. Die junge "Hot DeathPop Band", wie sie sich selbst bezeichnet, begeisterte vor allem wohl gleichaltrige Metalheads.

Anathema luden gleich darauf auf der Painstage ein, sich in die Mittagssonne zu setzen und ihnen zuzuhören. Die ruhigen Songs passten zwar eher zu einer abendlichen Ins-Bett-Geh-Stimmung, der Auftritt war aber trotzdem sehr gelungen und eindrucksvoll. End of Green veröffentlichten an diesem Tag ihr neues Album, weshalb ihr Auftritt und die Release im Vorfeld groß beworben wurde. An Freitag nun spielten sie im Partyzelt auch ihren letzten Festivalauftritt und stellten mit ihrer Energie und gutem Death-Core das Zelt und die Menge auf den Kopf!

{image}Ein Headliner dieses Abends waren Heaven Shall Burn, die mit ihren riesigen Leinwänden im Hintergrund auf Probleme wie Hunger oder Krieg aufmerksam machten. Trotzdem war die Stimmung wunderbar, die großartige Leistung des Zusammenspiels zwischen Band und Publikum mit den gleichzeitigen fünf Circle-Pits zeugte davon. Trotz allem dürfte aber so manchem hungrigen Magen der Appetit auf Brathähnchen erst einmal vergangen sein. Heiß her ging es dafür später an diesem Abend nochmals: Gwar standen auf der Bühne und lieferten eine unglaubliche Bühnenshow. Die Outfits waren gewaltig und das, was sie auf der Bühne an Show ablieferten, ging tief unter die Gürtellinie (was nicht schlecht sein muss). Sie ließen Hitler ejakulieren, trennten den Kopf des Papstes ab und erlaubten sich sonst noch so einige Späße. Nach der Stimmung zu urteilen ein sehr gelungener Auftritt, trotzdem aber auch für einige zuviel, weshalb es weiter in Richtung Bierstand ging.

Hier ist anzumerken, dass trotz 40.000 Gästen das Personal schnell war und man keine langen Wartezeiten in Kauf nehmen musste. Kritisieren kann man  dennoch die viel zu dünnen Plastik-Pfandbecher, die nach wenigen Rempeleien schnell zu Bruch gingen.

Samstag

{image}Am Samstag knallte schon morgens die Sonne auf die Zelte. Bei Undertow bemerkte Sänger Joschi dann deutlich, dass es sehr heiß sei. Zu der Begeisterung aller sorgten die Veranstalter aber für Abkühlung durch Feuerwehrschläuche, die die Menge in der prallen Hitze mit kühlem Nass bespritzte. Der sympathische Sänger und seine Band machten ein Fest daraus und gaben ihre Energie und Motivation an die zahlreichen Fans weiter. Van Canto war darauf an diesem Tag eine Überraschung, mit ihrem chorähnlichen Sound brachten sie gute Laune auf das Gelände, die viele kräftig mitsingen ließ. Für den Tag stand auch ein Surprise Act auf dem Plan: Bülent Ceylan! Sehr aufgeregt teilte er mit, dass es ein Wunsch war, einmal auf einem Festival aufzutreten. Als sein Auftritt losging, tobte die Menge. Hier bewiesen die Metalheads, dass sie viel Humor haben. Auf die Frage, ob er sich nicht in der Comedy-Szene als Außenseiter sehe, antwortete der Comedian nur knapp: "Ich bin dreimal Außenseiter: Metaller, Türke und Mannheimer!"

{image}Nach zeitlich etwas überzogenem Surprise-Act durfte dann auch endlich Sick of it All den Fans zeigen, was sie drauf haben. Ein weiterer Kracher des Abends war der Auftritt von Children of Bodom. Zusammenfassend lässt sich allen Zuhausegebliebenen raten, beim nächsten Festival doch mal vorbeizuschauen, schließlich gibt es für jeden etwas zu sehen. Ob bei Schlammschlachten auf dem oder auf dem Gelände mit den Bands, zu erleben gab es immer etwas. Unser Team mustte mit schwerem Herzen abfahren und freut sich bereits jetzt auf das Summer Breeze 2011.

Die Fotogalerien vom Summer Breeze 2010