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Wintersleep (live in Heidelberg, 2010) © René Peschel

Wintersleep machten wiederholt Station im Karlstorbahnhof in Heidelberg. Während sie in ihrer Heimat und in England längst hoch gehandelt werden, blieb der richtig große Durchbruch in Deutschland bisher aus. Dennoch füllte sich der Saal, auch wenn das Konzert nicht komplett ausverkauft war. Das Publikum war in jedem Fall gespannt darauf, was Wintersleep diesmal im Gepäck hatten. Vor einem Jahr war es das wunderbare Indie-Album "Welcome to the Night Sky", diesmal der Nachfolger "New Inheritors".

{image}Bevor Wintersleep ihr neues Programm präsentierten, standen The Megaphonic Thrift aus Norwegen als Supportband auf der Bühne. Sie boten einen kurzen, aber intensiven Auftritt, bei dem sie mit ihrem vertrackten, knalligen und teils experimentellen Rock wirklich überzeugen konnten. Der Applaus sprach ganz für sich, so dass diese Band sich auch als Kandidat qualifiziert haben sollte, in den Karlstor zurückzukehren, wie es an diesem Abend auch Wintersleep taten. Nachdem deren Gig im vergangenen Jahr durchaus einige Kritikpunkte zuließ, wobei man nicht vergessen darf, dass das letzte Album zu diesem Zeitpunkt bereits lange Zeit von der Band gespielt wurde, lautete die Frage nun: Frisches Programm, frischere Band? New Inheritors spielt schließlich musikalisch dort weiter, wo die Band mit Welcome to the Night Sky aufhörte. Drei Jahre ließen sich die Kanadier Zeit für das neue Werk. Laut der offiziellen Info zum neuen Werk entstanden die Songs hauptsächlich auf Tour und wurden meistens auch gleich live getestet.

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Und genau das spürte man bei ihrem Heidelberger Konzert. Die Band hat mittlerweile einen sehr eigenen Sound ausgebildet und spielt präzise. Die neuen Songs, darunter Black Camera, der sich mühelos als Nachfolger des kleinen Hits Oblivion – natürlich ebenfalls im Liveprogramm – qualifiziert, sind klug arrangiert, bieten immense Spannungsbögen und glänzen mit eingängigen Melodien. Wintersleeps Programm ist kraftvoll, behält aber dennoch einen gewaltige Portion Pop in sich. Dass sie Ohrwürmer schreiben können, das hatten sie ja bereits mit Weighty Ghost bewiesen. Mittlerweile bringen sie diese auch in mitreißender Art und Weise auf die Bühne.

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In Heidelberg scheint es so, als sei es nur der zurückhaltende, beinahe schon extrem schüchtern wirkende Sänger und Gitarrist Paul Murphy, der das Publikum mit seinem ruigen Charakter vorm Explodieren bewahrt. Die meisten lauschen den Songs eher andachtsvoll und genießen das abwechslungsreiche Set. Der Applaus stimmt, Murphy bedankt sich mit einem vorsichtig und unsicher geäußerten "danke schön" und lobt Heidelberg als "great city". "Maybe I should stop talking" sagt er an anderer Stelle, als sich der Beginn des nächsten Songs etwas verögert. Aber nein, eigentlich sollten diese Musiker alles so beibehalten, wie sie es an diesem Abend in Heidelberg taten: Sympathisches Auftreten mit einem starken Programm, das nicht mit überheblichen Rockposen gepuscht werden muss, sondern durch die Stärke der einzelnen Lieder glänzt.

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Dass es am Merchandise die aktuelle CD und Shirts für den extremen Schnäppchenpreis von nur 10€ zu erstehen gab, ist ein weiteres großes Plus für die Sympathiewerte dieser Band. Es war ein rundum stimmiger Abend im Karlstorbahnhof und ganz bestimmt würden sich viele freuen, Wintersleep auch ein drittes Mal in Heidelberg zu begrüßen.

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