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Berlin Music Week - All2gethernow (Kulturbrauerei Berlin, 2010) © Nicole Richwald

Erstmals findet in diesem Jahr die "Berlin Music Week" statt. Sechs Tage lang trifft sich die Musikszene in Berlin, um in Panels und Sessions über aktuelle Entwicklungen zu diskutieren, auf Showcases neue ambitionierte Bands kennenzulernen und auf dem abschließenden zweitägigen Berlin Festival mit einer Reihe von nationalen und internationalen Bands zu feiern. Am Monat und Dienstag traf sich die Musikbranche zunächst zum zweitägigen all2gethernow-Camp in der Kulturbrauerei.

{image}Als die Popkomm im letzten Jahr kurzfristig abgesagt wurde, entstand als spontane Antwort darauf kurzerhand die all2gethernow. Die Herausforderung: eine neue Austauschplattform schaffen, bei der Vertreter der Musik- und Kreativwirtschaft mit musikinteressierten Fans gemeinsam über die Probleme und Entwicklungen innerhalb der Musikszene diskutieren können. Mit über 1000 Besuchern und über 100 Workshops feierte das Format 2009 ein erfolgreiches Debüt. Dieses Jahr findet die all2gethernow erstmals im Rahmen der neuen "Berlin Music Week" statt, die auch die wiederbelebte Popkomm sowie das Berlin Festival umfasst. In insgesamt 7 Locations (Kesselhaus, Maschinenhaus, NBI, Soda Salon, Soda 2, Club 23, Alte Kantine) auf dem Gelände der Kulturbrauerei diskutierten Branchenexperten und Musiker mit dem Publikum über zahlreiche Themen wie die Bedeutung neuer Entwicklungen bei Musik- und Videoportalen, die kulturellen Rahmenbedingungen der Kreativwirtschaft, Filesharing, die Krise der Musikkritik, die GEMA oder die Bedeutung der für den Künstler immer wichtiger werdenden Konzertkultur. Auch regioactive.de lud ein und diskutierte mit mehreren Gästen über die Frage, wie "der Nachwuchs auf die Bühnen kommt".

{image}Die Veranstaltungen der all2gethernow sind thematisch klar strukturiert nach Musikpraxis (Arts & Making Music), Business Models, Marketing & Distribution, Politics and Culture, Media & Technology, Copyright und mehr. In einigen der Panels ging es somit vornehmlich um brennende Fragen bzgl. alter und neuer Geschäftsmodelle, also der Finanzierung von Künstlern, Journalisten und anderen Bereichen der Musikbranche. In der Session zum Thema Filesharing zeigte sich Blogger Sascha Lobo davon überzeugt, dass dies egoistisch und moralisch verwerflich sei, während sein Gegenüber Marcel Weiß vor allem die Chancen betonte, den Künstler durch die Weiterverbreitung seiner Musik bekannter zu machen. Im Panel zur Krise der Musikkritik ging es vornehmlich um die Problematik, dass viele Musikjournalisten für ihre Arbeit heutzutage kaum mehr bezahlt werden. Daran anknüpfend forderte Tim Renner von motorFM schließlich einen eintägigen Streik der Berliner Kreativwirtschaft mit geschlossenen Clubs, leeren Zeitungsseiten, keinen Ausstellungsrunden und Diskussionen, um so vor allem die Politik wieder darauf aufmerksam zu machen, dass auch Künstler angemessen bezahlt werden müssen.

{image}Die Diskussionen – 100 Sessions, 250+ Speakers, in der Kulturbrauerei meist 4 bis 6 parallel stattfindende Veranstaltungen; ein immenses Programm – drehten sich auch immer wieder um die Frage, inwieweit sich Musik- und Videoportale heutzutage noch finanzieren können, ohne dass sie durch den Verkauf von Werbeflächen an Kunden ihre Unabhängigkeit verlieren müssten. Selbstverständlich durften intensiv geführte Debatten um die Vor- und Nachteile der GEMA, deren Praktiken und wie sich diese auf Musiker und Konzertveranstalter auswirkten, sowie andere Ansätze der Rechteverwertung (z.B. CC-Lizenzen). So ging es im von regioactive.de moderierten Panel "How to get on Stage?" unter anderem auch darum, dass einige Konzertveranstalter heutzutage vornehmlich GEMA-freie Bands buchen, da die Gebühren der GEMA für kleine Konzertveranstalter teilweise unbezahlbar geworden seien. Die Thematik verband sich mit den geschilderten Problemen vieler junger Bands, die trotz pausenlosem Touren kaum ihren Lebensunterhalt mit der Musik finanzieren können, aber dennoch nicht ihre Motivation und ihr Ziel aus den Augen verlieren dürften. Die Panelteilnehmer versuchten Möglichkeiten aufzuzeigen, Hilfestellungen zu geben, und diskutierten auch die Fallstricke, in die viele Bands zum Beispiel im Form von unseriösen Pay-To-Pay-Angeboten tappen, wenn diese teilweise unerfüllbare und ausbeuterische Bedingungen an den Tag legen. Direkter Kontakt und Hilfe gab es auch mit und vom Drummer der Sex-Pistols-Nachfolgeband Public Image Ltd, Martin Atkins, der die Bands vor zu großen Verführungen warnte und zu mehr Bodenständigkeit sowie zu vermehrter Arbeitsteilung und Solidarität mit anderen Bands aufrief. In seinen Workshops zeigte er bis in kleinste Details zahlreiche Ideen auf, mit denen sich trotz allen rauhen Umstünden einige Euro in die Bandkasse spülen lassen.

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Am Mittwoch zog die all2gethernow dann weiter. Von der Kulturbrauerei zum stillgelegten Flughafen Tempelhof, in dem am Mittwoch und Donnerstag nach den a2n-Camp-Veranstaltungen der a2n-Kongress stattfand. Im a2n-Forum am Freitag und Samstag werden sowohl die Ergebnisse als auch die weiterhin bestehenden offenen Fragen im a2n-Forum nochmals beleuchtet – zum Beispiel in zahlreichen Gesprächen mit den Künstlern, die das Line-Up des Berlin Festivals bereichern.

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