Roman Fischer

Roman Fischer © Michael Mann

Von Kritikern wird Roman Fischer seit Jahren als Wunderkind bezeichnet, nun hat der erst 25 Jahre alte deutsche Musiker vor kurzem sein drittes, selbstbetiteltes Album veröffentlicht. Derzeit befindet sich Roman Fischer auf Tour. Unser Redakteur Daniel Voigt traf den Musiker in Berlin und sprach mit ihm über sein neues Album, seine Wahlheimat Berlin, Erwartungshaltungen, Ausgrenzung, Anpassung und Außenseiter sowie über die Förderung junger Musiker.

{image}regioactive.de: Du hast mit 25 Jahren jetzt bereits dein drittes Album aufgenommen. Während die letzten Platten jeweils einen eigenständigen Titel von dir bekamen, hast du das neue Album nach dir selbst benannt. Gab es dafür einen Grund?
Roman: Ich glaube, dass in dem Album die besten Eigenschaften der beiden vorherigen Alben zusammengeflossen sind. Es enthält sowohl die leichten Singer/Songwriter-Attitüden des ersten Albums als auch die bandarrangierten Dinge des zweiten Albums.

Warum fiel es dir so schwer, dem Album einen Namen zu geben?

Roman: Wir hatten lange überlegt und hatten auch verschiedene Titel zur Auswahl. Erst sollte es Lightscapes heißen, doch ich fand es am Ende schöner und unprätentiöser, wenn es einfach keinen Titel bekommt oder eben gerade diesen Titel. Es hat sich einfach kein Songtitel angeboten, der all das zusammengefasst hätte, was ich empfunden habe, als ich die ganze Platte gehört hatte.

{image}Du bist in Bayern aufgewachsen und vor gut zweieinhalb Jahren nach Berlin gezogen. Wie beeinflusste dich Bayern in deiner musikalischen Sozialisierung und inwiefern veränderte und verändert dich Berlin?

Roman: Ich lebe noch nicht so lange in Berlin, dass ich komplett sagen kann, was mich hier verändert hat, da ich diese CD ja auch größtenteils woanders aufgenommen habe. Wir waren zwar auch vier Wochen in einem Studio in Berlin, aber wir haben die meiste Zeit in Stockholm oder in einer sehr abgeschiedenen Kommune verbracht. Was die Beeinflussung betrifft: Ich bin in Bayern genauso mit deutscher, britischer oder aus Amerika stammender Musik aufgewachsen. Berlin hat mich bisher wahrscheinlich insofern geprägt, dass hier die elektronische Musik die dominierende Stilrichtung ist. Außerdem denke ich, dass in Berlin auch die Anonymität einen großen Einfluss auf mich hatte und immer noch hat. So gab es sehr lange keine Resonanz auf das, was ich gemacht habe und deswegen habe ich einfach ganz lange viel allein gemacht. Irgendwann habe ich mich dann aber auch für Teamarbeit geöffnet, weil ich mich danach gesehnt habe, mit anderen Leuten zusammenzuarbeiten. Ein Grund war dabei auch, dass man dadurch einfach schneller und effektiver ist. Denn wenn man Menschen hat, die einem wichtig sind, deren Urteil einem etwas bedeutet und denen man vertrauen kann, dann macht es mehr Spaß.

Und gefällt dir diese Anonymität in Berlin?

Roman: Ja, sehr. Bevor ich nach Berlin gezogen bin, fand ich es immer ganz schrecklich, wenn man vor Augen geführt bekommen hat, dass man nur einer von einer Millionen oder mehr Menschen ist. Aber inzwischen finde ich nichts schöner als das Gefühl zu haben, dass man nichts Besonderes sein kann und dass wir zwar natürlich nicht ganz, aber dennoch alle ein Stück weit gleich sind und nebeneinander koexistieren können und scheinbar die gleichen inneren Antriebe haben. Denn so muss man sich nicht anstrengen, unbedingt etwas Besonderes zu sein oder sich seinem Umfeld zu beweisen, sondern hat plötzlich ganz viel Zeit für andere Dinge.

Von manchen Kritikern wirst du manchmal als "Wunderkind" bezeichnet. Was hältst du davon?

Roman: In diesen Tagen bin ich ein bisschen traurig, dass sich daran nicht sehr viel verändert hat und dass ich da immer noch in die gleichen Schubladen wie früher gesteckt werde. Zwar werde ich natürlich auch gefragt, wie ich mich verändert habe, aber so was lässt sich nicht in 15 Minuten beantworten und muss auch nicht beantworten werden, damit man feststellen kann, ob ich oder ob ich nicht mehr so bin wie damals mit 17 Jahren. Denn die Welt hat sich ja auch verändert. Der Begriff "traurig" ist hier vielleicht ein bisschen übertrieben. Es ging mir bei dieser Platte explizit nicht darum, dass ich diese nur auf mich bezogen aufbaue, sondern dass diese eine ganz offene Platte wird. Sie beschreibt ganz viele Konzepte. Zum Beispiel das Konzept, dass ich ja auch teilweise ein Unternehmen bin, wo viele Menschen mitarbeiten und wo man sich gegenseitig unterstützt. Wie das bei meiner Band der Fall ist. Ich habe mich bei dieser Platte einfach für viele Dinge geöffnet und es geht nicht mehr nur um mich im Mittelpunkt.

Die Beschreibung des "Wunderkindes" sehe ich natürlich in erster Linie als Kompliment und wahrscheinlich stimmt der Begriff "Kind" insofern, als dass ich glaube, dass ich innerlich teilweise noch ein Kind bin, aber auch nicht einsehen will, warum man das nicht beibehalten sollte. Deshalb ist es schon ok, dass man mich so nennt.

{image}Früher hast du alle Instrumente selbst eingespielt, jetzt hast du dir zum ersten Mal Leute für die Aufnahmen und das Einspielen der Instrumente dazu geholt...

Roman: Ja! Allerdings hat sich meine damalige Band beim letzten Album auch schon ein Stück weit am Einspielen der Instrumente beteiligt. Und die Grundskizzen und die Lieder schreibe ich ja immer noch selbst. Ansonsten war es diesmal so, dass Freunde vom Produzenten Patrick Berger das Schlagzeug eingespielt haben, ich aber dennoch auch noch meine Band mit ins Studio genommen habe. Es waren also viele Leute an der Platte beteiligt. Und trotzdem gibt es immer noch drei Songs, wo ich selbst das Schlagzeug spiele. Aber es herrschte diesmal eine offenere Atmosphäre und ich dachte nicht mehr darüber nach, alles selbst einspielen zu wollen. Denn das ist mit der Zeit sehr anstrengend und es gibt eben auch Instrumente, die andere besser beherrschen können als ich selbst. Manchmal reicht es, wenn man aus einer anderen Perspektive hört, was ein anderer spielt und wie es zu der Musik passt. Allerdings war es hauptsächlich ich, der das Ganze am Ende zusammengehalten haben und sich darum gekümmert haben, dass das Konstrukt, das am Anfang erstellt wurde, auch am Schluss wieder zusammengefügt und abgeschlossen wurde.

Wie würdest du das Album in eigenen Worten beschreiben?

Roman: Introvertiert, extrovertiert und bunt.

Welche verschiedene Musikstile haben dich beeinflusst?

Roman: Lange Zeit hat mich sehr viel Hardcore von Bands wie zum Beispiel den Blood Brothers beeinflusst. Ich fand extrem toll, was die mit ihrem letzten Album Young Machetes gemacht haben. Und dann haben mich zu der Zeit auch Bands wie Chairlift oder Joan As Police Woman geprägt. Und da Joan As Police Woman wiederum auch mit Jeff Buckley in Verbindung gebracht werden, ist er auch einer, den ich schon sehr lange höre. Die Bands, die ich gerade genannt habe, sind die, deren Alben ich wirklich aufgesogen habe und die mich, in dem Moment, wo ich sie gehört habe, inspiriert haben. Aber es gibt auch Bands aus Deutschland, die ich gut finde. Wie zum Beispiel Super700 oder Warren Suicide. Allerdings stand ich dennoch immer mehr auf amerikanische Sachen. Ich weiß auch nicht, woher das kommt. Zurzeit beeinflusst mich zum Beispiel das neue Roots-Album.

Gleich in deinem ersten Song Into Your Head deines neuen Albums heißt es: "Out Of My Mind/ Into Your Head". Ist es das Paradigma des Albums, alles was man im Kopf hat, in die Welt zu tragen und das dann wieder in die Köpfe der anderen reinzulegen?

Roman: Genau! Und es soll zeigen, wie wir uns gegenseitig beeinflussen. Was mir allerdings nicht bewusst war, als ich den Text schrieb, war, dass es ja auch bei mir persönlich so ist, dass ich ständig zu Themen befragt werde, die darum gehen, was aus meinem Kopf rauskommt. Ich werde oft gebeten in Interviews dazu Stellung zu nehmen. Das ist ein ständiger In- und Output. Auch geht es im Song darum, dass man sich die Realität ein Stück weit selbst schafft. Das haben wir versucht mit ganz einfachen Bildern im Video zu veranschaulichen. Ich bin mir über diese Macht noch nicht komplett bewusst, aber ich glaube, dass unser Verstand ein sehr mächtiges Tool ist und dass wir teilweise mehr Einfluss auf die umliegende Welt durch innere Veränderung haben, als es uns teilweise bewusst gemacht wird. Das hatte mich inspiriert, diesen Text zu schreiben.

Ein anderer Song heißt Not For Everyone. Dort beschreibst du, dass man nicht immer einer bestimmten Erwartungshaltung gerecht werden und dass man sich nicht immer opportunistisch an etwas anpassen muss.

Roman: Ja, ich will beschreiben, dass in meiner Position, wo eben viele Personen an einem Projekt beteiligt sind, natürlich immer eine Grunderwartungshaltung vorliegt, die nicht nur bei mir, sondern auch in meinem nahliegenden Umfeld liegt. Und in einer Zeit, in der man es der groben Masse so schmackhaft macht, berühmt werden zu wollen, habe ich mir gedacht, dass es sich gerade bei dieser unglaublich geringen Wahrscheinlichkeit, dass man wirklich diese Bestätigung bekommt, lohnt, sich nicht zu verstellen. Daran möchte ich mich selbst auch immer wieder erinnern. Denn oft sitzt man irgendwo und hat Angst, sich falsch zu verhalten oder etwas Falsches zu erzählen. Doch manchmal nimmt man sich in solchen Momenten einfach zu ernst. Dann sollte man einfach versuchen so zu sein, wie man ist.

Wie hat dich diese Erwartungshaltung früher beeinflusst und wie ist es heute? Gibt und gab es da Veränderungen?

Roman: Eigentlich verspüre ich keinen Druck. Es ist der Druck, der in mir selbst entsteht und den ich durch meine Umwelt zulasse. Ich glaube, dass ich mir wahrscheinlich selbst mehr Druck mache, als irgendjemand anderer mir macht. Deswegen hast du richtig gesagt, dass das wahrscheinlich hauptsächlich mit meiner eigenen Erwartungshaltung zu tun hat.

Aber eigentlich ist es doch nicht schlecht, wenn man eine gewisse Erwartungshaltung hat, denn dann hat man ein Ziel, oder?

Roman: Ich denke, dass ist auch weiterhin wichtig. Das eine schließt das andere ja nicht aus. Eigentlich ist das ganz gut, dass du das ansprichst. Daran habe ich noch gar nicht gedacht. Denn natürlich ist es weiterhin wichtig, ein Ziel zu haben. Daran sieht man, dass eine gewisse Erwartungshaltung nicht schlecht ist. Aber man muss sich darauf vorbereiten, dass man anfangs auch enttäuscht werden kann.

{image}Warum aber passen sich dann dennoch viele immer wieder an?

Roman: Ich glaube, wenn wir anfangen uns Gedanken zu machen, was andere über uns denken, dann wird unser Bewusstsein verschwindend klein. Genau das ist vielleicht das Geheimnis. Ich glaube, dass die zukünftige Zeit eine Zeit sein wird, in der es um Individualität und nicht mehr darum gehen wird, dass ein Einzelner die Wahrheit für sich pachtet, sondern dass jeder zu seinem Glauben individuell stehen und das auch sagen kann. Ab dem Zeitpunkt, wo man keine Angst mehr hat, was die anderen von einem denken, beeindruckt man gleichzeitig die anderen, weil man etwas ausspricht, was die anderen sich vielleicht selber nicht trauen würden. Ich sage nicht, dass ich das schon kann, aber ich bin davon beeindruckt und denke darüber viel nach. Und gerade jetzt, in den letzten Wochen. Denn es macht das Bewusstsein wirklich sehr klein, wenn man immer darüber nachdenkt, was die anderen über einen denken. Viele Dinge macht man dann einfach nicht mehr. Das Paradoxe ist allerdings, dass ich auch nicht ausschließe, dass Gruppen immer wichtiger werden und dass sich die jeweiligen Individuellen in ihrem Glauben auch wieder in einer größeren Gruppe zusammenschließen. Wenn ich mir meine politische Anschauung ansehe, dann ist es so. Ich glaube, dass zum Beispiel manche Menschen nicht nur nicht wählen gehen, weil sie keinen Bock haben oder in etwas involviert sein wollen, sondern weil sie sich teilweise denken, dass sie gegen die ganzen Dinge nicht angehen können. Ich denke, es würde ein Wunder passieren, wenn ich bei einer Aktion, wo ich nach Aufklärungsarbeit oder Transparenz suchen würde, eine Email an diese Organisation schreiben würde. Es wäre in diesem Moment meine individuelle Aktion. Aber genau das empfinde ich eben als wahnsinnig schwierig.

Spielt hier auch nicht die Frage der Akzeptanz eine Rolle, ob man als einzelne Stimme überhaupt erst eine Antwort bekommt oder erst, wenn man als Gruppe Druck auslöst?

Roman: Ja, ich denke, es hat aber auch mit der Gesellschaft zu tun, die sich einerseits meiner Meinung nach immer mehr beschleunigt und während diese Beschleunigung passiert immer weniger im Einklang mit der Wahrheit ist, woher wir vielleicht kommen. Man kann keinem den Vorwurf machen, dass manche ganz bestimmte Dinge nicht wissen, weil viele Leute einfach nicht die Zeit haben, sich mit bestimmten Dingen auseinanderzusetzen. Denn um finanziell zu überleben, müssen sie hart arbeiten und sich am System beteiligen. Manchmal frage ich mich allerdings, ob es nicht besser wäre, genau das Gegenteil zu machen. Ich hoffe, du weißt, worauf ich hinauswill?

Ja, du glaubst, dass auch die Ausgangslage entscheidend ist. Denn jeder ist in einer anderen Ausgangslage und Umgebung geboren worden und aufgewachsen. Ob es sich nun um ein finanzielles, gesellschaftliches oder soziales Umfeld handelt.

Roman: Genau, und daraus heraustreten will man nicht, weil es ja das Einzige ist, was man hat. Man sieht immer nur ein riesiges Gebilde vor sich und kommt dagegen nicht an.

Aber das bildet wiederum Unsicherheiten, oder? Unsicherheiten, als Außenseiter zu leben und ob man überhaupt als Außenseiter bestehen kann.

Roman: Ja, das stimmt. Man sieht es als Gefährdung an, weil man nicht in einer Gruppe mit involviert ist.

Fühlst du dich als Außenseiter oder Einzelgänger?

Roman: Nein, ich glaube, ich habe mich in den letzten Jahren eher sehr viel mehr in die Gesellschaft integriert. Aber ich denke, ich bin dafür von meinen Weltanschauungen her ein extremer Außenseiter. Zumindest bis jetzt noch.

In einem anderen Song namens Some Other Men geht es um die Ausgrenzung von einzelnen Leuten, die sich nicht anpassen wollen. Ich habe auch gelesen, dass du im Urlaub mal "Schwuchtel" genannt wurdest.

Roman: Es geht eigentlich um Vorurteile, die ich manchmal bei anderen Männern mir gegenüber spüren kann. Vielleicht ist das aber auch eine Angst von mir. Aber es geht auch um meine eigenen Vorurteile, wenn ich glaube, dass ich ausgegrenzt werde. Denn manchmal stellt sich die Situation nicht so dar, wie ich es mir selbst vorstelle. Es geht um die Vorurteile, die einerseits sie und andererseits ich in dem Moment habe.

{image}Wie gehst du mit der Situation um, wenn du den Eindruck hast, ausgegrenzt zu werden?

Roman: Das Gefühl kann ich nicht konkret bestätigen. Ich habe mich zwar oft als Außenseiter betrachtet, gerade in meiner Schulzeit. Aber im Nachhinein weiß ich nicht genau, ob ich mir das nicht auch auch etwas zurecht gelegt habe, weil ich das schon ganz gerne sein wollte. Ich stelle nur fest, dass man, solange man von Leuten aus seinem Freundeskreis ein bisschen Feedback bekommt, sich nach relativ kurzer Zeit auch wieder okay fühlt und spürt, wer zu einem steht und wer wirklich ein Freund ist. Deshalb ist mir Freundschaft sehr wichtig. Und auch Außenseiter können Freunde haben. Dennoch habe ich mich damals in der Schule öfter gewundert, was teilweise an Mobbing in Klassen passiert. Ich will mit dieser Geschichte Leute ansprechen, die so etwas kennen. Denn ich war selbst in meinem Leben auch schon öfter verzweifelt und habe Hoffnungslosigkeit verspürt. Und dann freue ich mich natürlich, wenn es Leute gibt, die sagen, dass es ihnen ähnlich geht. Denn geteiltes Leid ist halbes Leid. Es geht um Verständnis.

Dann möchte ich jetzt noch zur deutschsprachigen Musik und deutschsprachigen Texten kommen. So singst du in All Night All Day teilweise und erstmals auf deutsch. Ist dir das schwer gefallen und wenn ja, inwiefern?

Roman: Es ist mir sehr schwer gefallen, weil ich dachte, dass ich immer nur auf Englisch singen würde. Und ich dachte lange, es wäre uncool, was natürlich Blödsinn war und ist.

Sind wir da wieder beim Thema des Vorurteils?

Roman: Ja, und es gab das Vorurteil ja tatsächlich. Aber dann dachten wir uns, dass wir die Sachen jetzt einfach ausprobieren sollten, die wir sonst wahrscheinlich selbst nie ausprobiert hätten. Und obwohl ich es am Anfang gar nicht ausstehen konnte, hat es mir am Schluss dann tatsächlich ganz gut gefallen. Es hat mir sogar irgendwie Spaß gemacht. Allein wäre ich da wahrscheinlich nicht drauf gekommen. Ein paar Leute haben bei den Aufnahmen gesagt, dass ich wohl einer der wenigen hier wäre, der Deutsch sprechen könnte und sie es gut fänden, wenn ich das mal ausprobieren würde. Und am Schluss war es dann so, dass ich mich entschieden habe, dass wir diesen Song auf das Album packen.

Was hältst du allgemein von der deutschen Musikszene?

Roman: Ich finde, dass die deutsche Musikszene weiter wächst und sich immer mehr mit internationaler Musik verbindet und vermischt. Es gibt inzwischen einige deutsche Acts, die international bekannt sind. Allerdings gab es das schon immer. Denn nur, weil man hier nichts davon hört, heißt das nicht, dass es das nicht gibt. Ich muss jedoch sagen, dass ich mir deutsche Musik nicht unbedingt selbst aussuche, denn meistens höre ich dann doch Musik, die woanders herkommt. Es gibt natürlich Bands, wie die zuvor erwähnten Super700, die ich schon immer sehr gerne mochte. Und ich verstehe auch das Lena-Mayer-Landrut-Phänomen und dass sie Erfolg hat und will da auch gar nicht missgünstig erscheinen, da ich das dann doch relativ geschmackvoll und geschmackssicher finde, was sie macht. Aber es gibt natürlich auch Bands, die mir in der deutschen Musik gar nicht zusagen. Oft gibt es Musik in Deutschland, die sehr ehrlich daherkommt und sehr tiefgründige Texte hat, aber ich weiß nicht, ob ich diese Ehrlichkeit immer teilen kann, da ich manchmal nicht so wäre, wenn ich ehrlich bin. Aber ich höre natürlich auch nicht die Musik, die ich nicht hören möchte, sondern nur die, die mir auch selber gefällt. Wie jeder andere auch.

Junge Musiker haben öfter Probleme, allein mit ihrer Musik finanziell zu überleben. Wie kann man junge Musiker besser fördern oder unterstützen?

Roman: Da ich die Situation selbst ein bisschen kenne, habe ich wahrscheinlich keine gute Antwort darauf. Aber ich denke, es gibt immer wieder Nischen. Ich versuche selbst gerade zu lernen, dass ich schaue, dass die Dinge möglichst im Einklang zueinander stehen. Dass die Sache, die man tut, auch eine angemessene Entlohnung bekommt. Es gibt immer wieder bestimmte Möglichkeiten, wie zum Beispiel beim Goethe-Institut, von dem man gefördert werden kann. Allerdings weiß ich nicht, ob das nur gilt, wenn man in der eigenen Muttersprache singt.

{image}Was hältst du von Einrichtungen wie der Popakademie?

Roman: Ich habe gehört, dass es vor allem in geschäftlicher Hinsicht sehr gut sein soll. Ich glaube aber nicht, dass sich Popmusik studieren lässt, weil Popmusik an sich etwas ist, dass sich verändert, weil es viel mit dem aktuellen Zeitgeschehen zu tun hat. Ich glaube nicht, dass man so etwas analysieren oder gar rekonstruieren kann. Es wäre ja auch zu schön, um wahr zu sein. Wenn 300 Leute im Jahrgang in eine solche Institution gehen und alle berühmt werden. Das funktioniert leider nicht. Aber ich kenne einige Leute, die da extrem viel Handwerk für das Leben gelernt haben. Und das teilweise auch musikalisch. Aber ich glaube nicht an irgendeine Formel und irgendwelche Dinge, nach denen Popmusik angeblich funktionieren kann. So hat die Software, die man kürzlich vorgestellt hat und das angeblich analysiert, was ein Hit ist, sich bis heute auch nicht durchgesetzt. Und das wird wahrscheinlich auch seinen Grund haben.

Wenn du jetzt ein Mixtape machen müsstest, welche Bands würden sich darauf wiederfinden?

Roman: Es kommt darauf an, für wen dieses Mixtape wäre. Aber wenn ich nur nach dem gehen würde, was mir gefällt, würde ich da auf jeden Fall The Roots, Zola Jesus, Barry White, Joan As Police Woman, Elton John, John Legend und Jeff Buckley drauf packen.

Und da du in deinem letzten Song Carpet die Textzeile "Surprise Me" singst: Kannst du die Leser zum Abschluss noch mit einem Satz oder ähnlichem überraschen?

Roman: Hier ein Fehler, da ein Patzer, das sind die Berliner Jatzer!

Dann vielen Dank für dieses Interview!