Two Door Cinema Club

Two Door Cinema Club © Jamie Adamson

2010 war bisher ein gutes Jahr für die nordirische Band Two Door Cinema Club. Nicht nur, dass sie von der BBC in die "Sound Of 2010"-Liste aufgenommen wurden und somit zu den erfolgversprechendsten Newcomern zählen. Auch ihr Debütalbum "Tourist History" stieg in die britischen Charts ein. regioactive.de-Autor Daniel Voigt traf Gitarrist Sam Halliday in Berlin und sprach mit ihm über die Band, ihr Label und wie es ist bzw. was man tun muss, um von der eigenen Musik den Lebensunterhalt zu verdienen.

{image}regioactive.de: Wie habt ihr euch kennengelernt?
Sam: Wir haben uns alle auf der High School kennengelernt und sind Freunde seit wir 14 Jahre alt sind. Wir mochten damals ähnliche Alternative-Rock-Musik und als wir dann auch noch bemerkten, dass wir alle Gitarre spielen konnten, trafen wir uns in meiner Garage und fingen an zu jammen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten wir noch einen Drummer, doch als wir siebzehn wurden, wollte er nicht mehr in unserer Band spielen. Als Ersatz nahmen wir daraufhin einen Laptop, schufen uns ein Schlagzeug-Playback und schrieben dazu Songs. Daraus entstand schließlich unsere Band.

{image}Warum habt ihr eure Band Two Door Cinema Club genannt?

Sam: Ich schlug den Namen vor, weil es dort, wo wir leben, ein kleines Kino gibt, das sehr klein ist und sich Tudor Cinema nennt. Ich habe mir nun gedacht, wie es denn wäre, wenn man das Wort "Tudor" einfach durch die Wörter Two Door ersetzt, so dass man diesem Wort eine ganz neue Bedeutung gibt.

Geht ihr denn auch gerne ins Kino?

Sam: Eigentlich schon, aber wir haben momentan leider nicht genug Freizeit dafür, um dieses Hobby wirklich auszuleben.

Eure Musik wird oft als Indierock mit elektronischen Elementen bezeichnet. Wie würdest du eure Musik in eigenen Worten beschreiben?

Sam: Ich denke, unsere Musik ist auf jeden Fall sehr energiegeladen und klingt nicht zu ernst. Wir haben Spaß daran, Musik zu machen und die Leute sollten Spaß daran haben, unsere Musik zu hören.

Was hat euch in eurer Musik beeinflusst und geprägt?

Sam: Oh Gott, da gibt es viele Bands. Unsere Palette reicht da von Alternative-Bands wie At The Drive In bis hin zu Popmusik von Künstlern wie Stevie Wonder oder Michael Jackson. Aber eigentlich hören wir uns erst einmal alles an. Das Entscheidende ist, ob es uns auch interessiert.Wir hören uns zum Beispiel auch Compilations oder aber Musik von Bands wie Boys Noize an.

Mögt ihr dann auch Mixtapes? Wenn ja, welche Songs oder Bands würdest du gerne auf einem Mixtape hören?

{image}Sam: Da wir im Bus mit dem iPod ja eigentlich eine moderne Art von Mixtape haben, mit dem wir verschiedene Songs auswählen können, könnten wir in jedem Fall schon einmal ein schönes Mixtape machen. Im Moment würden sich dabei auf diesem wahrscheinlich Bands wie Daft Punk oder McLusky befinden. Letzteren hören wir immer gerne, wenn wir nachts wach bleiben. Aber auch laute Musik wie zum Beispiel die eben erwähnten At The Drive In könnte man bestimmt auf dem Mixtape hören. Dazu kämen dann vielleicht noch Mumford & Sons oder Metric.

Ihr habt ja euer Studium an der Universität aufgegeben. War die Musik der Grund dafür?

Sam: Ja, in gewisser Weise schon. Als wir zur Schule gingen, war das Einzige, an das wir denken konnten, Gigs in der Nacht zu spielen und zusammen Songs aufzunehmen und zu proben. Schule war zu diesem Zeitpunkt eine Institution, die wir besuchten und tagsüber einfach erst einmal hinter uns bringen mussten, bevor wir uns auf die Musik konzentrieren konnten. Denn eigentlich wollten wir schon immer Vollzeit-Musiker sein. Und so studierten wir immer intensiver Gig-Angebote an Orten wie zum Beispiel Belfast. Als schließlich auch noch eine Single in Aussicht stand und wir erste Shows in Europa spielen konnten und damit Geld verdienten, wurde unsere Musik und unser Bandprojekt dann immer mehr zu einem Vollzeitjob.

Wie schwer ist es, mit seiner Musik seinen Lebensunterhalt zu verdienen?

Sam: Erst einmal sollte man zuerst nur Dinge machen, die dem Budget entsprechen. Dabei findet man sich in gewisser Weise selbst. Es bringt einen mehr voran, wenn man anfangs mit einem schrecklich alten Bus fährt und auf harten Fußböden in Universitäten schläft, anstatt sein Geld für teure Hotels zu verschwenden, weil man noch nicht genug Platten verkauft hat, wie vielleicht manch eine andere Band bei einem Major Label, die ein großes Tour-Budget haben. Normalerweise ist es aber eher so, dass du vielmehr eine Reihe von Dingen tun musst – wie zum Beispiel in TV-Shows aufzutreten und dort zu singen, um die Tour wirklich finanzieren zu können. Denn heutzutage verdienst du nicht mehr so viel Geld mit Platten, hast dafür aber dennoch erhebliche Kosten für die Aufnahmen und das Touren zu übernehmen.

{image}Und wie kann man junge Künstler besser unterstützen?

Sam: Ich denke, das Wichtigste ist, dass möglichst viele Leute zu den Shows kommen. Denn das ist für eine Band der einzige Weg zu sehen, wie die Leute auf die Musik reagieren und wie man selbst vorankommt. Und dann ist es natürlich auch vorteilhaft, wenn die Leute mit einem im Internet Kontakt aufnehmen und sich vernetzen. Das macht eine Band sicherer, dass das, was man tut, gut ist.

Anderes Thema: Ihr seid bei Kitsune Records. Wie zufrieden seid ihr mit diesem Label?

Sam: Wir sind sehr zufrieden mit diesem Label, weil dort alle sehr leidenschaftlich an den verschiedenen Projekten arbeiten. Jeder arbeitet sehr hart und erzählt anderen Leuten über uns und unsere Band. Auch ist es gut, dass sie viele Standorte haben und die Produzenten sich in allem, nicht nur in der Musik, sehr gut auskennen. So versuchen sie sich auch am Dreh von Videos und der Gestaltung des Artworks zu beteiligen, indem sie einem helfen, diese Sachen zu produzieren und zu gestalten und Leute dafür zusammenzubringen, die als Team dann daran arbeiten. Das hilft einem ungemein und fördert, dass die Leute auf einen aufmerksam werden und sich für einen interessieren.

Ein Song von euch heißt This Is The Life. Was bedeutet euch das Leben?

Sam: Leben bedeutet für uns auf jeden Fall erst einmal viel auf Tour zu sein. Das bedeutet nicht, dass man ständig an einem bestimmten Ort ist, sondern dass man sehr viel reist und viel Zeit mit der Band zu verbringt, Filme schaut, Shows spielt und in das Nachtleben eintaucht.

Ein anderer Song heißt Come Back Home. Wo findest du dein Zuhause wieder?

Sam: Puh, das ist schwer zu sagen. Ich fühle mich an vielen Orten zu Hause. Da ich sehr viel reise, glaube ich, dass mein Zuhause vor allem das Hotel ist. Und ansonsten sind es natürlich die Orte, an denen meine Eltern und Freunde leben.

{image}Meine letzte Frage: Was waren in eurer Bandkarriere die aufregendsten und/oder schrecklichsten Dinge, die ihr bisher erlebt habt?

Sam: Es ist immer sehr aufregend, wenn man sieht, dass das Publikum verrückt spielt und zu deiner Musik abgeht. Zum Beispiel gab es letztens bei einem Konzert einen Moment, wo 30 oder 40 Zuschauer wie in einer Art Kettenreaktion plötzlich alle über etwas stürzten, weil sie so eng nebeneinander standen und voller Euphorie nicht aufpassten. In solchen Momenten merkt man, wie die Zuschauer einen schätzen. Und das ist aufregend.

Danke dir für dieses Interview!

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