Natascha Leonie live

Natascha Leonie live © Natascha Leonie

Natascha Leonie kann und will sich nicht festlegen. Ist sie Solokünstlerin oder Sängerin einer Band? Soll ihr Debütalbum nach Country und Folk oder doch lieber nach Electronica und Pop klingen? Die Musikerin aus Frankfurt hält nichts von Entscheidungen und das ist auch gut so. Mit "Forget Humble" hat sie ein Album produziert, das durch tiefgründige Texte überzeugt und außerdem abwechslungsreicher nicht sein könnte. Die Künstlerin bei regioactive.de im Portrait.

{image}Natascha Leonie aus Frankfurt am Main überrascht mit einem sehr facettenreichen Sound, der sich nicht so recht in eine Schublade stecken lässt. So finden auf ihrem Debütalbum Forget Humble zahlreiche Musikstile ihren Anklang – von Folk und Country über Indie-Pop und Rock bis hin zu Electro und Jazz. Dass Natascha Leonie sich oft nicht entscheiden kann und will, sieht man auch an der ständig wechselnden Besetzung der Gruppe. Von Solo-, Duo- und Trio-Auftritten, bis hin zur ganzen Band bestehend aus der Frontfrau Natascha Leonie (Gesang, Klavier, Gitarre), Ronson Jonson (Gitarre, Bass), Kayvan Ern, (E-Gitarre, Bass), Mojo del Escobar (Drums), Paul White (E-Gitarre) und Christian Herzberger (Geige), setzt die bunte Truppe ihre Musik in unterschiedlichsten Formationen um.

{image}Natascha und die Musik, das ist so eine Sache. Schon als kleines Mädchen ist die Frontfrau von Melodien und Klängen fasziniert und kann nicht genug davon bekommen. Ihren Weg vom musikbegeisterten Kind zur ernstzunehmenden Musikerin beschreibt sie folgendermaßen: "Mein Vater spielt schon seit eh und je Schlager, wahlweise auf Akkordeon oder Klavier. Dadurch war es für mich natürlich nicht abwegig, mich auch für Musik zu begeistern. In der Schule war der Musikunterricht mein Lieblingsfach und auch nach der Schule bin ich der Musik treu geblieben, habe Musikwissenschaft studiert und gleichzeitig Konzerte und kleinere Touren für Singer/Songwriter organisiert. In dieser Zeit habe ich angefangen eigene Texte zu schreiben." Diese spiegeln im Großen und Ganzen Erfahrungen, Eindrücke und Geschichten wieder, die Natascha im Laufe ihres Lebens erlebt hat. Dabei sind vor allem die unmittelbare Umwelt sowie Bücher eine wichtige Inspirationsquelle. Als Songwriterin legt Natascha großen Wert auf ihre Lyrics: jedes einzelne Wort ist sorgfältig ausgewählt, passt wie ein Puzzleteil ans andere. So ergibt sich ein großes Ganzes, das berührt und vor allem immer aufrichtig klingt und mitten aus dem Leben stammt.

{image}Nachdem sie nach London zieht, um an einem College Musik zu unterrichten, steht für Natascha Leonie fest, dass sie einige ihrer Ideen auf einer Demo-CD festhalten möchte. In einem Zeitraum zwischen 2006 und 2007 beginnt sie unter anderem mit den Musikern Paul White und Ronson Jonson verschiedenste Songs aufzunehmen und schon bald bietet sich die Gelegenheit, diese auch live darzubieten. Viele Konzerte und kleinere Touren folgen. Die Ideen sprudeln und sprudeln, der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Bald ist das Material so umfangreich und ausgereift, dass aus der zuerst geplanten Demo-CD schnell ein ganzes Album wird. Um die Band zu komplettieren, werden 18 weitere Musiker aus Deutschland, England und Irland mit ins Boot geholt, die ebenfalls ihren Teil zur stilistischen Vielfalt der Platte beitragen.

Insgesamt dauert die Arbeit am Debütalbum knapp zwei Jahre. Was mit Demos anfängt, schreitet im Laufe der Zeit immer weiter voran, bis 22 fertige Songs zur Verfügung stehen. Aufgenommen werden diese in London, Dublin und Frankfurt. Das Mastern der CD übernimmt Andy Jackson, der sich schon mit Musiker-Größen wie Pink Floyd und David Gilmour einen Namen machte. Bei der Produktion von Forget Humble ist es Natascha wichtig, ihre Ideen ohne Rücksicht auf kommerzielle Aspekte zu verwirklichen und sich nicht an eine Plattenfirma binden zu müssen. Sie will das ganze Projekt von vorne bis hinten alleine aufziehen und übernimmt die Produktion zusammen mit ihrem Bandkollegen Ronson Jonson kurzerhand selbst: "Wenn man es hinbekommt, Menschen seines Vertrauens für diese Sache zu gewinnen, ist es im Endeffekt viel schöner auf sein Debütalbum als individuelles Gemeinschaftswerk zurückzublicken, als dass man das Gefühl haben muss, es haben einem ein Manager, ein Produzent oder ein A&R Agent permanent in die Sache reingeredet", stellt sie fest.

{image}Dass Natascha sehr unterschiedliche Musikrichtungen schätzt, ist auf Forget Humble deutlich zu hören, ist das Album doch voller Abwechslungsreichtum und musikalischen Überraschungen. Mir nichts, dir nichts mischt sie dunkel klingende elektronische Songs wie Don Juan mit Piano untermalten Pop-Balladen wie Forget Humble und garniert sie mit fröhlichen Country Folk-Titeln wie Biscuit oder Mosquito. Auf ihren Stilmix angesprochen, antwortet die Musikerin: "Warum denn auf ein Genre, auf eine Richtung festlegen? Meiner Meinung nach funktioniert ein guter Song in jedem erdenklichen Gewand, solange er eine gute Struktur aufweist." Des Weiteren erklärt sie keck: "Warum nicht einen Elektro-Beat auf einer CD direkt hinter einen Country Song stellen? Bei einem Filmsoundtrack funktioniert das ja auch, solange sich die Musik den Bildern anpasst."

Und wie das funktioniert! Herausgekommen ist ein Album, dass mal leichtfüßig und freudestrahlend, dann wieder melancholisch-geheimnisvoll und im nächsten Augenblick soulig-gefühlvoll daherkommt. Ein Musikcocktail, den man sich mit großer Freude zu Gemüte führt. Unüberhörbar auf Natascha Leonies Erstlingswerk ist allerdings eine eindeutige Leidenschaft für Folk, das Fundament aller Kompositionen. Nicht ohne Grund verehrt sie die irischen Singer/Songwriter Damien Rice, Declan o' Rourke und Lisa Hannigan, mit denen sie auch schon länger persönlich verbunden ist. Aber auch Musiker wie Pink Floyd, Radiohead, Beck, Tori Amos, Nine Inch Nails, The Low Anthem, Alanis Morissette, Wir sind Helden und Herbert Groenemeyer finden sich in der Plattensammlung der Frankfurterin wieder. Nur Scooter muss draußen bleiben. Die kann sie nämlich nicht ausstehen, verrät sie uns im Geheimen.

{image}Natascha Leonies Vision für die Zukunft ist es, im globalen Musiker-Netzwerk weiterhin unabhängig von der großen Massenindustrie ihre Musik darbieten und zur gleichen Zeit so viele Menschen wie möglich erreichen und berühren zu können. Nicht von der Musikindustrie benutzt und verschluckt zu werden, das ist ihr wichtig. Angesprochen auf große Erfolge überrascht Natascha konträr zum Albumtitel Forget Humble übrigens mit Bescheidenheit; jede verkaufte CD, jede Email mit Lob oder auch jedes Review über die CD sei immer ein Erfolg, sagt sie. Als ihr Baby allerdings kurz nach Erscheinen Album des Monats März im renommierten "Stereo Magazin" wurde, da hatte sie sich schon sehr gefreut. Und wir freuen uns darauf, bald noch viel mehr von Natascha Leonie zu hören und erwarten gespannt, mit welchem Sound sie uns auf dem nächsten Album überrascht. Bekanntermaßen weiß man das bei ihr ja nie so genau…

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