Burn Pilot

Burn Pilot © Johannes Rehorst

Manch einer legt schon mal einen Ziegelstein aufs Gaspedal, wenn er meint, durchstarten zu müssen. Andere wiederum schwören auf Breitreifen und stromlinienförmige Frontspoiler. Die Spacerock-Crew vom Kosmodrom jedoch tauschte vergangenen Freitag den Motorblock kurzerhand gegen eine dreistufige Mondrakete aus, sprengte das Cockpit und drückte auf "Bumm". Der Bericht von einem besonders guten Flug...

{image}Der Countdown lief still und leise im Hintergrund, ein kurzer Test der Kanäle, Pedale und Triebwerke kündigte jedoch den baldigen Abflug an, und mit Einbruch der Dunkelheit brach auch im Innern alles aus den Fugen: Burn Pilot legten ihre Hände um den Steuerknüppel und schleuderten das Raumschiff mit einem Feuerstrahl in den klaren Nachthimmel. Nachdem der letzte Besuch der Bielefelder Wahnwitzrocker durch kommunikative Störfrequenzen nicht mehr (und auch nicht weniger) als eine Jamsession im Separée hergegeben hatte, konnten die drei Jungs diesmal zeigen, wofür sie sich seit Jahren die Haare wachsen lassen. Mit unendlichem Unwahrscheinlichkeitsdrive rast Drummer und Leadsänger Sidney über seine Trommeln – kreativ, präzise und kraftvoll zugleich – während sich seine Stimme wie ein Trennschneider durchs Raum-Zeit-Kontinuum fräst. Absolut trittfeste Milchstraßenriffs wechseln sich ab mit Spankys überschallschnellen Gitarrensoli und Joels zur Unterkellerung des Hyperraums entwickelten Basslines. Eine fremde Crew von einem anderen Planeten rockte hier die Erdlinge. Ebenfalls ein seltenes Phänomen auf dieser Seite des Alpha Centauri.

{image}Live von der Basisstation meldete sich anschließend Buddha Sentenza zurück. Mit der Aufgabe konfrontiert, das vorgelegte Niveau der interstellaren Reisegeschwindigkeit mindestens zu halten, legten die Heidelberger nochmal ordentlich Dunkle Materie nach. Unter Dauerbeschuss des vierrohrigen Laserguns von Projektor Pearson, Operator und Captain der Licht-Om, manövrierten Sie den Raketenflug schnell und sicher durch Meteoriten- und Sonnenwindfelder, vorbei an kosmischen Nebelsoundbänken und Dopplersternen bis tief ins Unisonoversum. Nicht nur die eingefleischten Fans der lokalen Sonnensysteme, auch seltenere Gäste und Erstbesucher waren in den vorderen Reihen zu finden.

Akustische Aufwärmung und nähere Tuchfühlung gönnten dort sich außerdem schon mal die Flying Eyes. Zum ersten Mal als Band in der alten Welt unterwegs, und noch nicht mal ganz dem Jetlag entronnen, gaben die vier Jungs aus Baltimore im Kosmodrom ihr zweites von insgesamt über 20 Konzerten ihrer Europatour. Etwa 0,0017 Lichtsekunden weiter westlich öffnete ein gewisser Jim Morrison kurz seinen Grabdeckel und lauschte sehnsüchtig dem Klang der Gitarren. Das trotz der späten Sternstunde noch quicklebendige Publikum feierte die US-außerirdischen Besucher mit ausgelassener Hemmungslosigkeit, was die Amis ihrerseits mit einer Spitzenvorstellung belohnten.

Die Aftershowparty konnte sich im paralleluniversalen Vergleich ebenfalls absolut sehen lassen, und wie auf den aus Realityshows wie Futurama oder Starship Troopers bekannten Space-Jams durchtanzten Kosmopiloten und Raumreisende unterschiedlichster Herkunft in friedseligster Übereinkunft die letzen Meilen bis zum Morgengrauen. Im Unterschied zu Mururoa verliefen die bisherigen Raketentests im Heidelberger Pfaffengrund nicht nur friedlich, sondern auch höchst erfreulich, erfolgreich und gesundheitsfördernd. Weitere Testpersonen, Zaungäste und galaktische Anhalter dürfen sich wie immer an der Kasse melden. Es sind noch Plätze frei. Bis dann im Kosmodrom!

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