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Grobschnitt (live in Berlin, 2010) © Rudi Brand

Das wussten nicht mal die renommiertesten Fernsehköche: Kraut ist wie guter Wein - mit zunehmendem Alter wird er immer besser! Das Berliner Publikum konnte sich jedenfalls davon überzeugen und eine Empfehlung aussprechen.

{image}Allerdings ist hier nicht Sauerkraut gemeint, sondern ein Phänomen, das mit schöner Regelmäßigkeit fröhliche Auferstehung feiert: der Krautrock, jene psychedelisch-verträumte Spielart deutscher Populärmusik, die von Gruppen wie Birth Control, Guru Guru oder Novalis geprägt wurde – und nicht zuletzt von Grobschnitt. Diese Band gilt für viele Kenner der Musikszene hierzulande quasi als Flaggschiff des Phänomens "Kraut" und nun ist die Gruppe anlässlich ihres 40jährigen Bühnenjubiläums wieder auf Tour. Insgesamt zehn Gigs sind für dieses Jahr angekündigt und das siebte davon ging nun in unserer Hauptstadt über die Bühne.

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"Ich fühl' mich gut – ich steh' auf Berlin!" wäre das ideale Statement für das, was die Hagener Kultband bei ihrem Gig in der Hauptstadt von der Bühne der C-Halle her ausstrahlte. Und dies ist kein Wunder – wer die Geschichte der Gruppe näher kennt, weiß, dass zwischen 1970 und 1989 die Konzerte im "Quartier Latin" immer etwas ganz Besonderes waren. Alljährlich zu Ostern zelebrierten Grobschnitt dort an drei bis vier aufeinanderfolgenden Abenden ihre einzigartige Show und für viele Fans aus jener Ära waren diese Termine einfach ein Muss. Nun existiert der legendäre kultige Berliner Konzertschuppen schon seit geraumer Zeit nicht mehr und auch Grobschnitt hatten sich lange Zeit von der Bildfläche des Rock verabschiedet. Somit waren die Berlinkonzerte der Mannen um Willi Wildschwein nur noch Erinnerung.

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Umso höher waren die Erwartungen der Fans, als es nach 21 Jahren Abstinenz hieß: Grobschnitt rocken Berlin im Jahre 2010! Und die hohen Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Die Band präsentierte sich in bester Spiellaune und lieferte einen über dreistündigen Act ab, der sowohl musikalisch als auch von der Show her internationalen Maßstäben genügte. Teil eins des Konzerts entführte die Fans nach Rockpommel's Land – das legendäre Konzeptalbum aus den 70ern wurde vollständig und gar um einige Kompositionen erweitert aufgeführt. Im zweiten Teil des Abends gab die Gruppe sich rockiger und steigerte sich in ihrem Aushängestück Solar Music, das rund 48 Minuten lang ist, in einen furiosen Rausch aus Drive, Power und Feeling hinein.

Die rund 700 Zuhörer waren völlig aus dem Häuschen – die "Zugabe"-Rufe wollten nicht enden – und so bleibt noch eine Hoffnung: Grobschnitt haben noch einen Koffer in Berlin... hoffentlich kommen sie beizeiten zurück und packen ihn wieder aus!

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