Bombay Bicycle Club

Bombay Bicycle Club © Universal Music 2009

Vier junge Briten haben letzes Jahr mit ihrem Debütalbum "I Had The Blues, But I Shook Them Loose" die Indie-Szene erobert: Bombay Bicycle Club wurden zudem vom NME 2007 als beste Newcomer gekürt und 2010 gleich noch einmal als beste Band. Als sie wieder einmal in Berlin waren, traf unser Redakteur Daniel Voigt Gitarrist Jamie McColl und Bassist Ed Nash und sprach mit ihnen über ihr aktuelles Album, den Aufnahmeprozess und Erfolg.

{image}regioactive.de: Warum habt ihr eure Band Bombay Bicycle Club genannt?
Jamie: Wir haben uns so genannt, weil wir einfach alle drei Dinge und Begriffe lieben. Bombay, Fahrräder und Clubs.
Euer Debütalbum heißt I Had The Blues, But I Shook Them Loose. Was soll der Name ausdrücken und was bedeutet er für euch?
Jamie: Eigentlich haben wir diesen Titel von den Lyrics der Band A Tribe Called Quest gestohlen. Wir mochten einfach diese Textstelle.
Ed: Für mich spiegelt der Titel uns ein wenig wider. Es drückt ein Gefühl aus, das man hat, wenn man zum Beispiel um einen Häuserblock rennt, sich dabei verausgabt und im wahrsten Sinne des Wortes vom Blues befreit wird. Darum geht es.

Könnt ihr eure Musik in eigenen Worten beschreiben?

Jamie: Uns wird oft die Frage gestellt, wie wir unseren Sound in eigenen Worten beschreiben würden, aber ich kann dazu nicht wirklich viel sagen. Ich finde, dass es einfach eine ziemlich schwierige Sache ist, seine eigene Musik zu erklären. Das gilt wahrscheinlich auch für andere Leute.

Ed: Du kannst sie beschreiben, wie du willst. Es beeinflusst nicht die Songs.

Wie habt ihr euer Album aufgenommen? Habt ihr viel experimentiert oder wusstet ihr schon zu Beginn des Aufnahmeprozesses, was für Musik es sein sollte und wie ihr diese aufnehmen wollt?

{image}Jamie: Ja, wir hatten für dieses erste Album eine sehr genaue Idee, was wir aufnehmen wollten. Wir hatten die Songs und Texte damals größtenteils schon geschrieben, als wir ins Studio gingen und wollten den Aufnahmeprozess unbedingt einfach nur vorantreiben. Es ging eigentlich alles ganz problemlos und schnell.

Ed: Beim nächsten Album kann das natürlich ganz anders sein. Denn ich denke, dass der Produzent uns noch mehr Input für die Songs geben wird und eine Reihe der Songs noch nicht fertig sein werden, wenn wir ins Studio gehen. Wir werden beim zweiten Album wahrscheinlich mehr experimentieren.

Ein Thema auf eurem Album ist die Liebe. Was sind eurer Meinung nach die positiven und negativen Seiten der Liebe?

Jamie: Liebe ist verrückt. Es ist schön mit jemanden zusammen zu sein, aber die Eifersucht, die bei der Liebe eine Rolle spielen kann, ist natürlich kein gutes Gefühl. Auch ist es nicht schön, wenn die große Liebe weit weg ist und man nicht mit ihr zusammen sein kann.

Ed: Die Liebe ist von viele Extreme gekennzeichnet . Es geht immer auf und ab und auch Hass spielt immer eine Rolle.

Ein Song von euch heißt Evening/Morning. Mögt ihr eher den Tag oder die Nacht?

Jamie: Ich denke, die beste Zeit des Tages ist die Dämmerung. Ich finde, vor allem in Berlin kann man das spüren.

Ed: Ich mag den Tag.

Ein weiterer Song von euch heißt Ghost. Was ist euer Geist?

Jamie: Dieser Song handelt davon, dass man sich wandelt wenn man eine große Veränderung erlebt. Die Person, von der du dachtest, dass du es warst, ist dann nur noch dein Schatten oder Geist.

Ein anderer Song heißt Autumn. Was liebt ihr am Herbst und in welcher Jahreszeit sollte man euer Album am besten hören?

Jamie: Wahrscheinlich am besten im Sommer. Aber eigentlich mag ich bis auf den Winter alles. Viele Leute sagen zwar, dass sie die Platte gerne im Sommer hören, aber ich kann mich da nicht so festlegen.

Ed: Ich finde, der Herbst passt wunderbar. Denn einerseits markiert die Jahreszeit das Ende von etwas, aber leitet damit auch den Anfang von etwas anderem ein. Du denkst in dieser Jahreszeit viel nach und kommst wahrscheinlich wieder mehr zum konzentrierten Arbeiten.

Zwei Songs von euch heißen Always Like This und Dust On The Ground. Warum sind gerade diese Songs die erfolgreichsten Tracks auf eurem Album?

{image}Jamie: Ich würde nicht sagen, dass das die erfolgreichsten Songs sind. Stattdessen denke ich, dass sie populärer sind, weil sie einfach im Gegensatz zu den anderen Songs im Radio gespielt werden. Ich glaube, es kommt einfach auf das Hitpotential der einzelnen Songs an. Ich denke, es ist nicht mehr so wichtig in den Charts zu sein, sondern Singles sind für Radios wichtig und um dort gespielt zu werden. Denn die Leute kaufen Alben oft nur auf der Basis von dem, was im Radio gespielt wurde und was sie demzufolge dann auch gehört haben.

Wie geht ihr mit eurem immer größer werdenden Erfolg um? Ist es für euch schwierig?

Ed: Der Erfolg kam eigentlich gar nicht so plötzlich.

Jamie: Ich finde, wir haben das eigentlich alles stetig aufgebaut, auch wenn es stimmt, dass es in den letzten Wochen etwas schneller ging, als wir zum Beispiel den NME Award gewannen. Aber auf jeden Fall haben wir gelernt, dass es viel Arbeit bedeutet, die ganze Zeit zu touren und jeden Abend die selben Songs zu spielen. Aber wir hatten ja eigentlich bisher noch nicht wirklich so einen massiv erfolgreichen Radiosong oder so. Deshalb denke ich nicht, dass man uns mit den ganz erfolgreichen Bands vergleichen kann.

Von welchen Bands seid ihr beeinflusst worden?

Ed: Es sind auf jeden Fall sehr viele. Ich mag zum Beispiel Björk und Joni Mitchell.

Jamie: Wir sind sehr offen, uns viele Dinge anzuhören. Es ist nicht so, dass wir im Tourbus nur eine Musikrichtung hören. Wir hören uns da eigentlich erst einmal alles an.

Und was waren bisher die schönsten Momente in eurer noch jungen Bandgeschichte?

Jamie: Ich finde, die aufregendsten Dinge sind die, die man zum ersten Mal macht. Zum Beispiel, wenn man das erste Mal auf einem Festival spielt oder einen Gig in einem engen Keller oder Wohnzimmer hat. Für mich war einer der aufregendsten Momente, als wir das erste Mal beim Reading und Leeds Festival spielen konnten.

Dann vielen Dank für dieses Interview!

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