A Fine Frenzy

A Fine Frenzy © Virgin Music

Was hat man nicht schon alles über Alison Sudol aka A Fine Frenzy gelesen: Das Klavierspielen hat sie sich selbst beigebracht und sie nennt literarische Größen wie Dickens oder auch Jane Austen ihre Vorbilder. Sie schreckt auch nicht davor zurück, den großen Shakespeare ("A Fine Frenzy" ist einer Passage aus "Mittsommernachtstraum" entnommen) Teil ihres musikalischen Images werden zu lassen. Die Erwartungen waren dementsprechend hoch, doch die Ernüchterung folgte rasch und endete im freien Fall.

{image}Zunächst ließ sie jedoch erst einmal gute 40 Minuten auf sich warten, die Frau mit den leuchtend roten Haaren, was ihrem Sauberfrau-Image bereits den ersten kleinen Kratzer verpasste. Dann jedoch kam sie in einem schwarzen Minikleid und einem strahlenden Lächeln auf dem Gesicht mitsamt Band auf die Bühne und wurde vom Publikum sogleich begierig empfangen. Mit dem Lied Happy Days von A Fine Frenzys 2009 erschienenen, zweiten Album Bomb in the Birdcage, ging es dann direkt ohne Begrüßung los. Es zeichnete sich jedoch leider bereits nach diesem ersten Lied ab, was sich den restlichen Abend über auch nicht mehr ändern würde: auf "a frenzy" wartete man vergebens.

{image}Der Sound nur mittelmäßig, die Stimme – eigentlich ja, neben den Haaren versteht sich, das Markenzeichen von A Fine Frenzy – kam zunächst so gar nicht zur Geltung und überhaupt wollte alles einfach nicht so recht zusammenpassen: Die vierköpfige Begleitband wirkte ziemlich gelangweilt, wobei Alison Sudol kontinuierlich wie ein rot gefärbtes Honigkuchenpferd über beide Backen grinste. Erst nach dem dritten Lied New Heights wurde das Dauergrinsen für einen kleinen und natürlich super frommen Willkommensgruß – "Happy Sunday!" – unterbrochen. Das Publikum nutze die Unterbrechung prompt, um A Fine Frenzy höflich auf den schlechten Sound und das Untergehen ihrer Stimme hinzuweisen, worauf diese nur verblüfft antwortete: "Really? I hope you can hear me, because I can hear you!" Dieses Verständigungsproblem überspielte man dann natürlich sogleich wieder mit einem strahlenden Lächeln. So ein Sound-Problem passt ja auch so gar nicht in Shakespeares Zeit.

{image}Also gleich wieder weiter im Programm. Der Sound wurde auch tatsächlich besser, konnte jedoch leider immer noch nicht überzeugen. Man hatte aber auch so, trotz Soundstütze, noch große Mühe sich auf die Musik zu konzentrieren. Da waren ja immer noch einige männlichen Vertreter aus der Generation 40 plus, die sich direkt vor der Bühne platzieren mussten, um ihren Kleinmädchen-Fantasien neuen Input zu geben. Diese dürften sicherlich auch nicht enttäuscht worden sein. Nach jedem Lied folgte nämlich ein theatralisch ins Mikrofon gehauchte "Dankeschööön" und ein beschämtes Lächeln, so als könne A Fine Frenzy es selbst nicht glauben, dass man ihr für dieses musikalische Kinderletheater tatsächlich auch noch applaudierte.

Natürlich spielte sie auch ihren Hit Almost Lover, wobei sie das Publikum gleich zu Beginn dazu aufforderte mitzusingen – leider vergebens. Da gab es anscheinend wieder ein paar kleine Verständigungsprobleme. Macht aber nichts, einfach wieder lächeln und das Publikum kurzerhand zu seinem Glück zwingen: "Can you please sing this part?"

{image}Was bleibt einem also sonst noch zu sagen? Natürlich wäre es gelogen zu behaupten A Fine Frenzy könne nicht singen – vorausgesetzt natürlich man hört sie auch wirklich und die Band hält sich etwas zurück. Und natürlich sind auch auf dem neuen Album wieder Ohrwürmer wie Electric Twist vorhanden mit klarem Hit-Potential, was sich auch live bereits abgezeichnete. Und ja, es wurde überraschenderweise tatsächlich auch eine Zugabe gefordert – sogar ganze drei Mal. Aber was ist wirklich hängen geblieben von diesem Konzert, das doch eine Offenbarung im Stile Shakespeares versprochen hatte?

1.) Die Bücher aus denen Alison Sudol ihre Inspirationen wirklich schöpft, müssen ziemlich witzig sein, der literarische Anspruch dagegen eher gering. 2.) A Fine Frenzys neue Lieblingswörter sind "Schmetterling und Pusteblume" und 3.) es dürfte anschließend wohl keinerlei Einschlafprobleme gegeben haben.

Da trifft es sich ja gut, dass Alison Sudol bald auch ein Kinderbuch veröffentlichen möchte. Verständigungsprobleme dürfte es da sicherlich keine mehr geben.

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