Hans Söllner (live im Capitol Mannheim, 2009)
Foto: René Peschel

Hans Söllner (live im Capitol Mannheim, 2009) Foto: René Peschel © regioactive.de

Bereits ein Vierteljahrhundert lang begeistert Hans Söllner sein Publikum mit einer Mischung aus Reggae, politischer Satire und Geschichten, die seine Sichtweise auf Deutschland und das Leben dort kritisch beleuchten. Am 20. April trat der bayrische Liedermacher, Aufklärer und Poet mit der Band Bayaman'Sissdem im Karlstorbahnhof in Heidelberg auf.

{image}Gleich zur Begrüßung spielte der Bad Reichenhaller eines seiner neueren Lieder, womit er bereits die Klangrichtung des Abends vorgab. Mit Liedern aus dem neuesten Album VietNam wie Vorbei damit und Nordwind ging es weiter. Dazwischen spielte Hans Söllner mit Hei Staat einen seiner bekanntesten Klassiker, für den das Publikum zu diesem Zeitpunkt noch nicht bereit gewesen war, da der "Hansi" sichtlich bis zum Ende des Liedes um die Beteiligung der Zuschauer kämpfen musste. Dennoch konnte er beim Publikum danach großen Zuspruch für seine Äußerungen in Bezug auf den deutschen Staat und die Regierung erhalten. Besondere Verwunderung erhielt der ehemalige Kämpfer für die Legalisierung von Marihuana für seine Aussage, seit einem halben Jahr drogenfrei zu sein: Dies müsse er tun, um seinen Führerschein und damit seine Existenz zu sichern.

{image}Dieses Verantwortungsbewusstsein und das Einlenken seinerseits gegenüber "dem System" sind wohl vor allem auf seine Familie und seiner Verantwortung ihr gegenüber zurückzuführen. Wohl daher beinhalten auch viele seiner Lieder Zeilen, die sich mit der Sorge um Kinder und deren Entwicklung in dieser Gesellschaft beschäftigen. Trotz dieser gereiften Einstellung des mittlerweile 54-Jährigen konnte er es sich nicht nehmen lassen, das Lied Mei Vadda (hat an Marihuana Bam) zu spielen, dem man gewissermaßen einen langjährigen Hymnencharakter zuschreiben kann. Desto länger der Auftritt dauerte, desto höher stieg neben der Temperatur auch die Bereitschaft des Publikums zu tanzen. Obwohl der Großteil der Lieder zwar eher zum sanften hin- und herwippen einlud, konnte vor allem die Band mit ihren typischen Reggae-Sounds zu mehr Bewegung anregen. Am Ende wurde dies vor allem nochmal mit dem Lied Babylon erreicht. Generell kann man sagen, dass Hans Söllner wahrscheinlich nicht der beste Sänger oder Gitarrist ist, seine Stimme sich aber dennoch durch den charismatischen Dialekt und die darin steckende Kraft unvergleichbar auszeichnet. Dieses Bild lässt sich dabei nur von seiner Weise Gitarre zu spielen abrunden. Besonders seine einfachen und einprägsamen Akkorde, die er sich selbst ursprünglich lediglich zur Untermauerung seiner Geschichten beigebracht hatte, sind sein Markenzeichen.

{image}Hat man den "Hansi" früher ausschließlich auf grünen Wiesen und unter blauen Himmel spielen sehen, was jedes Mal schon allein bei zwei Stunden Spielzeit enormen Festivalcharakter bot, konnte man an diesem Abend im Rückblick über die letzten Jahre einige Veränderungen feststellen. Vielleicht fehlte nur die Decke auf der Wiese oder die Sonne, für eine etwas andere Stimmung sorgte vor allem aber die hinzugekommene Band. Obwohl deren Klänge zur Musik sehr passend waren, wäre das ein oder andere Solo-Stück wünschenswert gewesen, da dabei Söllners Energie und seine Aussagen noch besser zur Geltung gekommen wären. Durch die musikalische Untermauerung seiner Lieder sah man sich des Öfteren dazu verleitet, bei sehr kritischen Themen ausschließlich auf die Musik und nicht mehr auf die dazugehörige Geschichte zu achten. Trotzdem war das Konzert auch für langjährige Fans sehenswert, so wie es wahrscheinlich in 20 Jahren auch noch sein wird. Hans Söllner ist zwar älter und wohl auch reifer geworden, dennoch kaum ruhiger. Er ist weiterhin Motivator für die Revolutionäre von Morgen, Verbreiter der Kunde über tägliche Missstände und friedlicher Kämpfer im Namen der Menschen, die Benachteiligung erfahren müssen. Natürlich ist er auch noch Musiker, aber einer der noch lange nicht müde geworden ist, sich Sorgn um di zu machen.

Alles zum Thema:

hans söllner